Sonntag, 11. Oktober 2015

Friedrich Georg Houtermans

Die Erde
Der deutsche Physiker Friedrich Georg „Fritz“ Houtermans wurde am 22. Januar 1903 in Zoppot bei Danzig geboren (†  1. März 1966 in Bern).

Leben

22. Januar 1903. Der deutsche Physiker Friedrich Georg „Fritz“ Houtermans wird als Sohn des in Zoppot lebenden wohlhabenden Bankiers Otto Houtermans geboren. Er wächst jedoch in Wien bei seiner alleinerziehenden Mutter, der promovierten Chemikerin Elsa Wanek auf.

1922 bis 1928. Sein Studium der Physik absolviert Houtermans in Göttingen.

1927. Er promoviert bei James Franck mit einer Arbeit über die Fluoreszenz von Quecksilberdampf.

1928 bis 1933. Houtermans hat eine Assistentenstelle bei Gustav Hertz an der TH Berlin inne. In dieser Zeit publiziert er zusammen mit R. E. Atkinson in der Zeitschrift für Physik eine berühmte Arbeit Zur Frage der Aufbaumöglichkeit der Elemente in Sternen, die einen bedeutenden Schritt zum Verständnis der Elemententstehung und der Energiefreisetzung in Sternen darstellt.

1933. Wegen seiner politisch linken Einstellung und seiner Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei muss Houtermans, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, nach England emigrieren. Dort arbeitet er bei His Master’s Voice, einer bekannten Firma im Musikgeschäft. 

1935. Offenbar unzufrieden mit seiner Situation in England und auch wegen seiner prokommunistischen Einstellung geht Houtermans in die Sowjetunion und ist dort am Ukrainischen Physikalisch-Technischen Institut in Charkow beschäftigt.

1. Dezember 1937. Houtermans wird Opfer der Stalinschen Säuberungsaktionen und in Moskau verhaftet. 

1940. Nach zwei Jahren Haft wird er aufgrund des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes an Deutschland ausgeliefert, wo er von der Gestapo erneut inhaftiert wird. Der Physiker Max von Laue kann jedoch seinen Einfluss geltend machen, seine Freilassung bewirken und ihm eine Anstellung an Manfred von Ardennes privatem Forschungsinstitut in Berlin verschaffen.

1941. Bereits nach kurzer Zeit in Berlin vollbringt Houtermans bedeutende Forschungsarbeiten, die er in einem Geheimbericht Zur Frage der Auslösung von Kern-Kettenreaktionen zusammenfasst. In diesem Bericht sagt Houtermans, noch vor der Entdeckung des Plutoniums durch Glenn T. Seaborg und seinen Mitarbeitern, neue Elemente schwerer als Uran (Transurane) voraus und zeigt die Möglichkeit auf, diese Elemente zur Energiegewinnung zu nutzen. Obwohl dieser Bericht staatlichen Stellen und einigen im Uranprojekt organisierten Physikern zugänglich ist, scheint er jedoch keinen Einfluss auf das deutsche Atomprojekt zu haben.

1944 bis 1945. Houtermans arbeitet an der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin.

1945 bis 1952. Houtermans ist wieder in Göttingen beschäftigt, wo er sich unter anderem mit der Altersbestimmung von Gesteinen zu beschäftigen beginnt. 

1950. Houtermans schreibt zusammen mit K. F. Schteppa, einem seiner Leidensgenossen in sowjetischer Gefangenschaft, unter den Pseudonymen F. Beck und W. Godin ein Buch mit dem Titel Russian Purge and The Extraction of Confession, in welchem sie über ihre Erfahrungen in den sowjetischen Gefängnissen berichten.

1952 bis 1966. Houtermans hat eine Professur am Physikalischen Institut der Universität Bern, Schweiz, inne. Unter anderem beschäftigt er sich dort mit Geochemie, Kosmochemie, Höhenstrahlung, Thermolumineszenz und der Meteoritenforschung und verschafft dem Physikalischen Institut als Direktor internationales Ansehen. Er berechnet mittels Uran-Blei-Datierung, basierend auf Uran-Blei-Isotopendaten des Meteoriten Canon Diablo, welche von Clair Cameron Patterson gemessen wurden, ein Erdalter von etwa 4,5 Milliarden Jahren und publiziert dieses im Dezember 1953. Dies ist eine der ersten Publikationen, in welcher das heute allgemein akzeptierte Erdalter erwähnt wird. Friedrich Begeman, Doktorand bei Houtermans, berichtet, dass Patterson das Erdalter bereits vorher, seinerseits wieder auf Rechenmodelle von Houtermans zurückgreifend, selbst berechnet hat und im September 1953 auf einer Konferenz über Nuclear Processes in Geologic Settings in Williams Bay, Wisconsin vorgetragen hat und in den Proceedings veröffentlichte. Patterson publizierte die Alter, die er für einige Meteoriten und die Erde bestimmt hatte, 1955 und 1956 in mehreren Artikeln in wissenschaftlichen Zeitschriften.

1. März 1966. Friedrich Georg Houtermans stirbt in Bern.

1973. Der Mondkrater Houtermans wird nach ihm benannt.

Ab 1990. Von der European Association of Geochemistry wird jährlich der Houtermans Award vergeben.

Bilder aus Wikimedia Commons
Die Erde, Lizenz: Public Domain, Urheber: NASA/Apollo 17 crew; taken by either Harrison Schmitt or Ron Evans

Quellen