Donnerstag, 24. September 2015

Fliegerhorst Büchel

Fliegerhorst Büchel
Der deutsche Fliegerhorst Büchel befindet sich bei Büchel in der Verbandsgemeinde Ulmen im Landkreis Cochem-Zell in Rheinland-Pfalz. Er gehört der deutschen Luftwaffe und dient dem Taktischen Luftwaffengeschwader 33 (TaktLwG 33) als Basis.

Büchel gilt als der einzige Standort in Deutschland, an dem US-amerikanische Atomwaffen gelagert werden. Die deutsche Luftwaffe bildet hier im Rahmen der innerhalb der NATO vereinbarten "atomaren Teilhabe" Jagdbomberpiloten für den Einsatz mit dieser Massenvernichtungswaffe aus.

In den Bunkern des Standortes Büchel werden wahrscheinlich 20 US-amerikanische Wasserstoffbomben des Typs B61 gelagert. Dieser Bombentyp hat eine maximale Sprengkraft von 340 Kilotonnen TNT, das entspricht etwa dem 26-fachen der Hiroshima-Bombe. Die USA wollen bis 2023 etwa vier Milliarden Dollar aufwenden, um die Atombomben vom Typ B61 sicherer zu machen. Bisher handelt es sich um reine Abwurfbomben; die neue Version soll ein Steuerungssystem erhalten. Kritiker sagen, damit würden sie zu präzisionsgesteuerten Fernwaffen umgebaut. Im Juli 2007 wurde bekannt, dass der Fliegerhorst wahrscheinlich seit 2004 der einzige Standort in Deutschland ist, an dem sich Atomwaffen befinden.

Die deponierten Atomwaffen müssen im Kriegsfall erst vom Präsidenten der Vereinigten Staaten freigegeben werden. Sie unterstehen der US Air Force und der 139 Mann starken 702. Munition Support Squadron (702 MUNSS) der 38. Munitions Maintenance Group (38 MUNG). Diese US-Einheit ist verantwortlich für Verwahrung, Bewachung, Wartung und Freigabe des Waffenvorrats der höchsten Sicherheitskategorie. Die deutsche Luftwaffe unterstützt die US-Einheit mit der Luftwaffensicherungsstaffel „S“.

Immer wieder ist der Fliegerhorst Schauplatz von Aktionen der Friedensbewegung, mit denen das Ende der nuklearen Teilhabe in Deutschland gefordert wird. Das größte Aufsehen erregte bisher die Demonstration am  mit etwa 2000 Teilnehmern.

Eine Besonderheit ist, dass auf dem militärischen Fliegerhorst am Wochenende und Feiertagen die Start-/Landebahn von einem zivilen Verein genutzt wird. Der Fliegerclub Büchel führt zu diesen Zeiten auf dem Fliegerhorst Flugbetrieb mit Motor- und Segelflugzeugen durch. Dabei stehen sowohl Schlepp- als auch Windenstart zur Verfügung.

Geschichte

1944/45. Auf dem Gelände des heutigen Fliegerhorstes, und zwar am Lutzerather Eck, sind in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges fünf Abschuss-Stellungen für V1-Raketen. Von dort aus werden auch mehrere andere V1-Abschuss-Stellungen in der Eifel koordiniert.

Herbst 1954. Die Londoner Neunmächtekonferenz beschließt die Souveränität der Bundesrepublik, den Beitritt der Bundesrepublik zum Brüsseler Pakt (WEU) und zur NATO. Die Konferenz erbringt Zusicherungen der USA, Großbritanniens und Kanadas, ihre Truppen auf dem europäischen Kontinent zu belassen.

1954/55. Die Geschichte des ursprünglich bei Münstermaifeld geplanten Fliegerhorstes Büchel beginnt, indem die französische Besatzungsmacht den Militärflugplatz erbaut und dem 1. Französischen Luftkommando unterstellt, ohne ihn jedoch zu besetzen.

5. Mai 1955. Mit den Pariser Verträgen erhält die Bundesrepublik die Souveränität und wird in das Sicherheitssystem der Westeuropäischen Union einbezogen.

9. Mai 1955. Die Bundesrepublik Deutschland tritt der NATO bei.

6. Juni 1955. Kurz nach Fertigstellung des Flugplatzes wird dieser von den französischen Streitkräften an das Bundesvermögensamt übergeben.

13. August 1955. Der Standort wird an die Bundeswehrverwaltung übergeben.

15. August 1955. Die ersten 250 deutschen Soldaten rücken in den Standort Büchel ein.

Ab Februar 1957. Es wird intensiv an der Infrastruktur für eine Verlegung der Waffenschule der Luftwaffe 30 gearbeitet.

12. Juli 1957. Die ersten 140 Soldaten der Waffenschule der Luftwaffe 30 rücken in Büchel ein. 

6. August 1957. Die übrigen Teile der Luftwaffenversorgungsgruppe treffen ein. 

Oktober 1957. Die Luftfahrzeuge der Waffenschule 30  werden etappenweise überführt.

Ende Oktober 1957. Auf dem Fliegerhorst Büchel befinden sich nun 72 Kampfflugzeuge vom Typ Republic F-84F, drei Trainungsflugzeuge vom Typ Lockheed T-33T-33 und zwei Trainingsflugzeuge vom Typ North American T-6T-6.

30. Juni 1958. Die Waffenschule der Luftwaffe 30 schließt.

1. Juli 1958. Das Geschwader in Büchel wird zum Jagdbombergeschwader 33.

Dezember 1958. Das JaboG 33 wird offiziell der NATO unterstellt.

1961. In Cochem-Brauheck entstehen die Truppenunterkünfte des JaboG 33. 

1962. Die zivile Ausbildungswerkstatt des Fliegerhorstes Büchel wird gegründet.

28. August 1962. Die ersten Starfighter treffen in Büchel ein. 

1985. Es wird auf das aktuelle Luftfahrzeugmuster Tornado umgestellt.

30. Mai 1985. Der offiziell letzte Starfighter-Flug in Büchel findet in Sonderlackierung statt. Diese Maschine steht noch heute am Haupttor des Fliegerhorstes.

2008. Die Federation of American Scientists (FAS) meldet, dass nach einer internen Studie der United States Air Force in vielen Atomwaffenlagern die minimalen Sicherheitsstandards des amerikanischen Verteidigungsministeriums nicht eingehalten werden. Darunter soll sich unter anderem auch der Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel befinden.
Das Institut schätzt, dass sich zurzeit 10 bis 20 Atombomben an diesem Standort befinden. Das US-Militär plant offenbar als erste Reaktion, Atomwaffen auf weniger Standorte in Europa zu verteilen.

30. August 2008. Am Fliegerhorst demonstrieren etwa 2000 Menschen für das Ende der "atomaren Teilhabe".

2009. Die von der Federation of American Scientists (FAS) als fehlend bemängelten Sicherheitsstandards werden eingeführt. 

April 2010. Gegen die Stationierung legt die Friedensaktivistin Elke Koller nach Abstimmung mit der IALANA Klage gegen die Bundesregierung vor dem Verwaltungsgericht Berlin ein, das die Klage an das Verwaltungsgericht Köln weiterleitet.

19. Juli 2011. Das Verwaltungsgericht in Köln weist die Klage mit Urteil vom  als unzulässig ab. Sie wird betreut von dem in der IALANA aktiven Rechtsanwalt Peter Becker. Der Prozess liegt derzeit beim Bundesverfassungsgericht (Aktz. 2 BvR 1371/2013).

16. Januar 2014. Ein Tornado stürzt beim Landeanflug auf Büchel ab.

September 2015. In der Presse wird wieder einmal  gemeldet, dass die Amerikaner dort 20 Atomwaffen des Typs B61-12 stationieren wollen.

Bilder aus Wikimedia Commons
Fliegerhorst Büchel, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, Urheber: Stahlkocher

Quellen