Am 17. Juli 2013 wird durch eine Razzia bekannt, dass Neonazis in der Umgebung von Hamburg, in der Region Wismar, in der Region Hannover, der Schweiz und den Niederlanden offenbar ein sogenanntes rechtsextremistisches "Werwolf-Kommando" geplant haben. Das Ziel war die Beseitigung des politischen Systems Deutschlands. Unter anderem sollen die Verdächtigen Bombenanschläge erwogen haben.
Drahtzieher sollen Sebastien Nussbaumer (Schweizer), der seit 7. Mai 2012 in Untersuchungshaft sitzt, der ebenfalls inhaftierte Roberto K. (Schweizer) und Robert S. (Schweizer) sein. Die Gefängniszellen von N. und K. wurden durchsucht sowie Wohnungen und Geschäftsräume von S., von Denny R. (Raum Hannover), Heiko W. (Region Wismar) und Jeroen B. (Niederlande) sollen durchsucht worden sein. Dabei wurden offenbar Computer und schriftliche Dokumente sichergestellt. Waffen sollen bisher nicht gefunden worden sein. Die Vernehmungen dauerten auch noch am Nachmittag an. Festgenommen wurde bisher niemand.
Die sogenannte "Werwolf"-Taktik der Nazis im Zweiten Weltkrieg soll ihnen als Vorbild gedient haben. Im November 1944 wurde von Heinrich Himmler (SS-Führer) die historische Organisation "Werwolf" ins Leben gerufen. Hinter den Linien des Feindes sollten entschlossene Männer und Frauen einen Guerillakrieg führen. Auf das Konto der "Werwölfe" und ähnlicher Organisationen gingen zahlreiche Morde an "Volksverrätern". Dabei kam auch eine unbekannte Zahl alliierte Soldaten ums Leben,
Die 6 Beschuldigten sollen laut Bundesanwaltschaft ihre elektronische Kommunikation verschlüsselt haben. Die Ermittlungen sind dadurch offenbar erschwert. Erkenntenisse zu konkreten Anschlagsplänen oder -zielen konnten die Ermittler bisher nicht gewinnen.
Denny R.
Der bekennende Neonazi Denny R. (Ex-Obergefreiter) ist 2013 29 Jahre alt. Er kommt aus dem Raum Hannover und war zu Hause als die Ermittler an der Tür klingelten. R. nimmt als Mitglied des WWT/HNK oft an Neonazi-Kundgebung als Anti-Antifa-Fotograf teil.
Heiko W.
Heiko W. ist 2013 32 Jahre alt. Er kommt aus der Region Wismar. Er war Zuhause als die Ermittler an der Tür klingelten. W. nennt sich in sozialen Netzwerken "Heiko, der Bärtige". Er betrieb mehrere Jahre lang den Online-Versand "Gemaniashop". Bei Neonazi-Aufmärschen fungiert er gerne als Ordner oder Sicherheitsmann.
Jeroen B.
Jeroen B. ist 2013 19 Jahre alt. Er kommt aus einem Dorf zwischen Rotterdam und Den Haag. Persönlich war er bei der Razzia nicht anwesend. B. wurde auf Veranstaltungen der NPD in Gießen, Hamm, Dresden, Soest und Wolfsburg gesehen und gilt als radikaler Neonazi.
Sebastien Nussbaumer
Der Rechtsextremist und bekennende Schweizer Nationalsozialist Sebastien Nussbaumer wurde 1987 in Grenchen im Kanton Solothum geboren. Nussbaumer wuchs ohne Eltern auf und wandte sich bereits früh der rechten Szene zu. Er ist 1,9 Meter groß und gilt als einer der gewalttätigsten Neonazis in der Schweiz. Im soll es allerdings mehr um Prügeln als um Politik gehen. Seine Freundin soll in Buchholz (Niedersachsen) leben.
Nussbaumer hat offenbar die Hetze von Gesinnungsgenossen auf einen Jugendlichen gefilmt. Andere malträtierte er mit Fußtritten und Schlagring. Einigen brach er mit der Faust die Nase.
Er soll auch eine der Führungsfiguren imn Terrornetzwerk "Werwolf-Kommando" sein und einen engen Kontakt zu den "Weißen Wölfen Terrorcrew/Nationalkollektiv Hamburg" (WWT/HNK) haben, Deren Mitglieder tauchen seit 2011 bundesweit auf fast allen Demos auf. Sie sollen besonders aggressiv und gut organisiert sein und zudem enge Kontakte zu Neonazis im Norden Deutschlands und zu NPD-Politikern pflegen. Er soll auch Konzerte mit rechtsextremen Bands organisiert und als "Geburtstagsfest" getarnt haben.
Nussbaumer ist seit 7. Mai 2012 als mutmaßlicher Mörder in Untersuchungshaft. Er hat auf die linke Brust ein Hakenkreuz tätowieren lassen. Rechts daneben trägt er ein großflächiges Porträt von Adolf Hitler - mit Krawatte und Uniform. Auf dem Unterarm ist das Zivilzeichen der SA zu sehen. Am Hals hat er einen Totenkopf und ein Spinnennetz.
Noch ein Detail am Rande. Die Mordwaffe des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) stammt ebenso wie Nussbaumer aus dem Kanton Solothurn.
1. Mai 2008. Der 24-jährige nimmt an einem Aufmarsch der NPD in Hamburg teil. Neonazis greifen dabei massiv Gegendemonstranten, Polizisten und Journalisten an.
5. Mai 2012. Nussbaumer will sich offenbar nach Deutschland absetzen. Er soll im Zürcher Niederdorf einen 26-jährigen Mann niedergeschossen haben und wird zudem wegen versuchten Totschlags per internationalem Hatbefehl gesucht, nachdem er wegen insgesamt 44 Körperverletzungs- und Gewaltdelikten zu 39 Monaten Haft verurteilt worden war.
7. Mai 2012. Sebastien Nussbaumer (25 Jahre) steigt nach 49 Stunden Flucht um 3 Uhr 10 am Bahnhof Hamburg-Harburg aus dem ICE 992. Dort wird er von 40 Polizeibeamten empfangen. Er lässt sich widerstandslos festnehmen. In seinem Rucksack befindet sich eine, mit 6 Schuss geladene, Pistole. Nach der Festnahme soll die Staatsanwaltschaft durch eine Zeugenaussage aus dem Umfeld des "Wehrwolf-Kommandos" der Terrorgruppe auf die Spur gekommen sein.
Juli 2012. Nussbaumer wird an die Schweiz ausgeliefert und kommt dort in der Justizvollzugsanstalt Poschwies (dem größten Gefängnis der Schweiz) in Untersuchungshaft.
Quellen
17.07.2013, Tagesschau, Razzien gegen mutmaßliche "Werwolf"-Gruppe, Hinweise aber keine Anschlagspläne
17.07.2013, Tagesspiegel, Mutmaßliche braune Terrorgruppe, "Werwolf-Kommando" will die Bundesrepublik beseitigen
17.07.2013, Focus, Extremismus, Razzien gegen rechtsextremes "Werwolf-Kommando"
17.07.2013, Stern, Razzien gegen rechtsextremes "Werwolf-Kommando"
17.07.2013, Spiegel, Verdacht auf Gründung einer Terrorzelle, Von Neonazis und weißen Wölfen
17.07.2013, Tagesspiegel, Mutmaßliche braune Terrorgruppe, "Werwolf-Kommando" will die Bundesrepublik beseitigen
17.07.2013, Focus, Extremismus, Razzien gegen rechtsextremes "Werwolf-Kommando"
17.07.2013, Stern, Razzien gegen rechtsextremes "Werwolf-Kommando"
17.07.2013, Spiegel, Verdacht auf Gründung einer Terrorzelle, Von Neonazis und weißen Wölfen