Montag, 10. Februar 2020

Thule-Netz zur Kommunikation rechtsextremer Aktivisten

Bildschirmfoto aus einer Mailbox des Thule-Netzes
Das rechtsextreme Mailboxsystem "Thule-Netz" oder "Thule-Net" wurde Anfang der 1990er Jahre durch Thomas Hetzer unter dem Pseudonym Alfred Tetzlaff initiiert. Er hatte als einer der ersten Rechtsextremen die Möglichkeiten der elektronischen Kommunikation erkannt. Ein weiterer Betreiber war Ralf Kottke unter dem Pseudonym Thorin Eichenschild. Mit "Thule-Netz" wurden von Neonazis Informationen ausgetauscht, Propaganda verbreitet und Veranstaltungen wie Aufmärsche geplant.

Ende der 1990er Jahre wurde auf das Internet-Portal "Thule-Web" umgestiegen. Es wurden Verschlüsselungsprogramme wie PGP verwendet um einen direkteren Meinungsaustausch zu ermöglichen. Sehr erfolgreich waren die Versuche allerdings vor allem wegen der genutzten Technik nicht. Das Thule-Netz hatte nie mehr als 150 Nutzer.

Anfang 1996 gab es Streitigkeiten welche dazu führten dass sich die "Werwolf BBS" aus Hameln schließlich Ende 1996 von Thule-Netz trennten. Der Betreiber beging Suizid.

Im März 1997 wurden die Mailboxen "Elias BBS" und "Asgard BBS" ausgeschlossen. "Elias BBS" stand unter Verdacht von einem Agenten des Verfassungsschutzes betrieben werden. Jürgen Jost und Thekla Maria Kosche, die Betreiber der letzten beiden Mailboxen gründeten danach unter der Bezeichnung "Nordland-Netz" ein Konkurrenznetz zum "Thule-Netz". Ende der 1990er Jahre hat das "Thule-Netz" faktisch aufgehört zu existieren. Die Fortsetzung durch "Thule-Web" im Internet waren nicht sehr erfolgreich.

Das Vorgehen der Sicherheitsbehörden gegen das Netzwerk war wenig erfolgreich weil die Äußerungen die gegen deutsches Recht verstießen so kaschiert wurden, dass jeder der Beteiligten wusste was gemeint war, es jedoch sehr schwer gewesen wäre, Straftaten vor Gericht nachzuweisen.

17. Oktober 2012. Es wird im Zuge der Ermittlungen um den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) bekannt dass der bayerische Verfassungsschutz den V-Mann und Computerfachmann Kai D. aus dem Landkreis Kronach in Oberfranken 1987 in die Szene einschleuste. Er soll mit finanzieller Unterstützung des Verfassungsschutzes unter dem Pseudonym Undertaker am Aufbau des "Thule-Netzes" mitgewirkt haben. Abgeschaltet wurde D. 1998 weil "er kurz für der Enttarnung" stünde. Kai D., soll auch im Umfeld von Tino Brandt (V-Mann vom Thüringer Verfassungsschutz) agiert und das NSU-Trio und Personen aus dem Umfeld ab 1994/95 bei Stammtisch-Abenden und Demos persönlich kennengelernt haben.  Tino Brandt war im Thule-Netz unter dem Pseudonym "Till Eulenspiegel"  aktiv. D. tauchte, wie Brandt, auch in der Telefonliste von Uwe Mundlos, die 1998 in der Garage der Extremisten gefunden wurde, auf.
Monatlich hat D. offenbar über mehr als 10 Jahre hinweg 800 DM (ca. 400 Euro) erhalten und zusätzlich Geld für seine Auslagen (Betrieb und Technik seines Knotenpunktes mit dem Namen "Kraftwerk" im Thule-Netz) bekommen. Nach vorsichtigen Schätzungen wird von sehr viel mehr als 150.000 DM (ca. 75.000 Euro) ausgegangen. Insgesamt hatte das "Thule-Netz" vier Netzknoten in Bayern.

Weitere Kommentare bei Gar Nix zum Thema Rechtsextremismus
Manfred Roeder, Terrorist und potentieller NSU-Unterstützer

Bilder aus Wikimedia Commons
Bildschirmfoto aus einer Mailbox des Thule-Netzes, Lizenz: GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2 später, Urheber: The Brainstorm

Quellen