Samstag, 6. Juli 2019

Combat 18 - Bewaffneter Arm von Blood & Honour

Logo von Combat 18
Combat 18 (C18) ist eine militante neonazistische Organisation, die in vielen Ländern Europas aktiv ist und  im Verlauf ihrer Aktivitäten terroristische Strukturen ausbildete.

Gegründet wurde C18 im Jahr 1992 von Charlie Sargent als militärischer Arm des zwischenzeitlich verbotenen Neonazi-Netzwerks "Blood & Honour". Gliederungen ("Divisionen") der Gruppe existieren in ca. 25 Staaten.

Combat 18 bedeutet „Kampftruppe Adolf Hitler“, da sich die Zahlen 1 und 8 als Chiffre in der Neonaziszene auf den ersten und achten Buchstaben des lateinischen Alphabets und damit auf Adolf Hitlers Initialen „A“ und „H“ beziehen.

Die „Kameraden“ von Combat 18 berufen sich in ihrer Weltanschauung auf die rassistische Vorstellung einer Vorherrschaft der „Weißen Rasse“. Angestrebtes Ziel aller ihrer Aktionen ist die Errichtung eines totalitäreren, demokratiefreien Staates nach dem historischen Vorbild Nationalsozialistischer Herrschaften. Auch deren Großmachtphantasien werden rezipiert.

Das Netzwerk bekämpft politische Gegner auch unter Einsatz von Gewalt nach dem Prinzip Leaderless resistance („Führerloser Widerstand“). Einer der Slogans lautet "White Revolution is the only solution" ("Weiße Revolution ist die einzige Lösung").

C18 folgt dem Prinzip des Führerlosen Widerstands ("Leaderless resistance") und veröffentlicht Anleitungen zum Bombenbau, menschenverachtende Artikel und Listen mit Namen, Adressen und Fotos politischer Gegner. Jeder kann sich als Mitglied bezeichnen, wenn er der gleichen Ideologie folgt. Daher gibt es keine Mitgliederzahlen.

Combat 18 wird verantwortlich gemacht für eine ganze Reihe von gewalttätigen Anschlägen, Morden sowie Mordversuchen, von Briefbomben an farbige Sportler und Bombenanschlägen. Unter dem Namen Redwatch veröffentlichten die britischen Neonazis Todeslisten von politischen Gegnern und Gegnerinnen. Einzelne Personen oder Organisationen, die darin aufgelistet wurden, sind kurz nach der Veröffentlichung Opfer eines terroristischen Anschlags geworden. Mitglieder der Gruppe hatten Verbindungen zu den Terroristen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU).

Während es sich zu Beginn der Gruppe um eine eher einfach strukturierte faschistische „Schlägertruppe“ handelte, wurden durch ideologische Vordenker bald terroristische Methoden propagiert und umgesetzt. In den 1990er Jahren verübten C18-Mitglieder in Großbritannien eine Reihe von Rohrbombenanschlägen auf Migranten, Homosexuelle und andere politische Gegner. Formal bekannte sich niemand zu den Taten. Spätestens seit der Neuaufstellung 2012 wird ein clandestines Terrorkonzept umgesetzt. Wesentliches Merkmal sind dabei die Überlegungen der Leadless Resistance, nach dem Mitglieder der Gruppe selbständig Terrorakte wie Morde und andere Gewalttaten ausführen. Zwar haben die Zellen untereinander losen Kontakt und identifizieren sich mit dem Ziel von C18, jedoch kann nicht auf eine Führungs- und Organisationsstruktur zurückgegriffen werden. Auffällig ist, dass viele der einzelnen bekannten Gewalttaten meist nicht vom engeren Kreis der C18 Mitglieder ausgeführt werden, sondern von Mitläufern.

Nach Anschlägen bekennt sich meist niemand zu der Tat. Formal fällt es den Ermittlern deshalb schwer, die Tat als eindeutig politisch einzuordnen, wie geschehen bei dem Fall um den ermordeten Politiker Walter Lübcke. Zum anderen verschiebt sich damit die Wahrnehmung von der Mörder-Opfer-Beziehung in ein „kollektives Richten“ durch eine „höhere Macht“. Diese Vorstellung schließt stark an die Gedankenwelt der Rassisten von der US-Terrororgansiation The Order an.

Ziel ist, einen politischen Umsturz durch Verunsicherung und Desorientierung zu provozieren. Dabei soll gezeigt werden, wie verwundbar die demokratische Gesellschaft ist. Teilweise wird auch eine uneinheitliche Vorstellung einer „Nationalen Revolution“ herbeigesehnt.

Wichtiger Bestandteil der Gruppenidentität ist wie bei Blood & Honour die Selbstvergewisserung durch Symbolik in Form von Aufnähern, Graffiti und auf Transparenten. Die zur Gewalt aufrufende Gruppe wird weltweit in neonazistischen und rechtsextremen Kreisen wahrgenommen. Das radikale Auftreten von C18 führte zu Bewunderung und fand auch in Deutschland Nachahmung.

EXIF, eine antifaschistische Rechercheplattform, äußert die Vermutung, dass C18 Deutschland stark mit Informanten der Sicherheitsbehörden durchsetzt und deshalb einer geringen staatlichen Verfolgung ausgesetzt sei.

C18 in Deutschland

1999. Es gibt gegen Politiker und Gewerkschafter in Elmshorn Anschläge und Drohbriefe, bei denen das Kürzel Combat 18 auftaucht

ca. 2000. Stephan Ernst hat laut der antifaschistischen Recherche-Plattform „Exif“ Kontakt mit Stanley Röske, später ein führendes Mitglied der deutschen Sektion der Neonaziorganisation Combat 18. Ernst wird bereits von einem Szeneaussteiger als „sehr gefährlicher Typ“ beschrieben. 

2002. Fotos zeigen Stephan Ernst bei einer Wahlkampfkundgebung der NPD in Kassel gemeinsam mit den damaligen Kasseler Führungskadern der militanten Neonazi-Vereinigung "Combat 18": Stanley Röske, Markus E., Mike Sawallich und Michel F. vor der Bar Stadt Stockholm.

2003. "Combat 18"-Dortmund wird von Sebastian S. (V-Mann), Robin Sch. (später Brieffreund von Beate Zschäpe) und Marco Gottschalk (Sänger von Oidoxie) gegründet.

Januar 2004. Nach Wohnungsdurchsuchungen wurden Verstrickungen deutscher Neonazis in Form einer Combat-18-Gruppe in Pinneberg in Schleswig-Holstein öffentlich bekannt. Von der Polizei wurden Waffenfunde, Propagandamaterialien und Pläne zur Gewaltanwendung bestätigt.

2005. Giovanni Di Blasi, der Betreiber des italienischen Versandes Eda Propaganda und Herausgeber von "The Stormer", eines Blood & Honour und C18-Fanzines spricht auf dem Fest der Völker in Jena.

2007. In Dortmund wird ein Tunesier von Robin Sch., einem der mutmaßlichen Gründer von C18-Dortmund in einem Supermarkt niedergeschossen.

2012. Combat 18 Deutschland gründet sich als „autorisierte“ deutsche Division eines internationalen Netzwerks von C18-Gruppen. Regionale Schwerpunkte in Deutschland bilden der Raum Dortmund, Ostholstein, Thüringen und Nordhessen. Von ca. 50 Personen lässt sich laut Exif-Recherchen eine Mitgliedschaft in «Combat 18» Deutschland belegen. Jedoch tauchen etliche weitere Neonazis regelmäßig in Personenzusammenhängen von C18 Deutschland auf oder beziehen sich auf sie.

«Combat 18» Deutschland ist nach einer festen Organisationsstruktur gegliedert und die Mitglieder beziehen sich auf ein Richtlinien-Papier, das im Stil einer Vereinssatzung gehalten wird. Darin heißt es unter anderem:

  • Jedes Bundesland/Gau bekommt seine Sektion (sofern ein Mitglied in diesem wohnt), mit einem Sektionsführer."
  • Einmal monatlich müsse sich jede "Sektion" treffen.
  • Alle drei Monate finde ein bundesweites Treffen statt.
  • Die Gruppierung verstehe sich als "Bruderschaft", es gebe "Bruderpflichten" und Mitglieder würden als "Brüder" bezeichnet.
  • Zu "Treffen/Auswärtsfahrten" sei das Tragen der schwarzen Uniform mit "C18"-Emblem – ein feuerspeiender Drache – Pflicht. Das dürften aber nur "C18"-Mitglieder.
  • Außerdem soll es ein Schweigegelübde geben: "Alles Gruppeninterne darf NIEMALS mit Nichtmitgliedern besprochen werden. Absolute Verschwiegenheit"

3. November 2015. Die Arbeitsagentur Neumünster schreibt an den Arbeitslosen Peter B. eine Einladung ""Sicherheitskräfte für Asylbewerbereinrichtungen gesucht". Für die Zugangskontrolle, die Betreuung der Flüchtlinge und "die Aufrechterhaltung der Ordnung" werde Personal "in großer Anzahl" benötigt. Interessenten könnten sich per Mail melden und würden dann zu einem Infoabend eingeladen. Peter B. jedoch galt lange Zeit als gefährlichster Neonazi in Schleswig-Holstein. Er war offenbar "schnell mit dem Messer". In den 1980er Jahren gehörte er zur Skinheadszene. Nach der Jahrtausendwende war er Landesvorsitzender der NPD in Kiel. Zu dieser Zeit ersorgte B. einem Urteil zufolge die Neonazi-Zelle "Combat 18 Pinneberg" mit Waffen in erheblicher Zahl. Dafür musste er einige Jahre lang ins Gefängnis.

Juni 2016. Der deutsche "Combat 18"-Ableger transferiert offenbar einen Teil seiner Mitgliedsbeiträge ins EU-Ausland. Ein mutmaßliches Führungsmitglied der Gruppe wickelt den Informationen nach außerdem Überweisungen für die ungarische "Blood and Honour"-Sektion ab.

31. Oktober 2016. Von Rechtsextremismus-Experten der Linken wird ein härteres Vorgehen gegen "Combat 18" gefordert. Anhängern soll die Einreise nach Deutschland verweigert und Neonazi-Größen in Deutschland konsequenter verfolgt werden. Das Terrornetzwerk formiert sich offenbar neu. Dem Verfassungsschutz sind dagegen offenbar nur einzelne Anhänger von C18 bekannt. Sie sollen sich in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Thüringen aufhalten. Über ihre Zahl und Gefährlichkeit sei nichts bekannt.

Laut Sicherheitsbehörden existieren aktuell Mitglieder in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen. Außerdem habe man in den vergangenen Jahren immer wieder Hinweise auf regionale Strukturen erhalten. Eine genaue Mitgliederzahl ist offenbar nicht bekannt. Um wen es sich handelt, ob die mutmaßlichen Mitglieder schon vor dem Verbot bei "Combat 18" aktiv waren oder anderweitig Teil der Neonazi-Szene sind, ist ebenfalls unklar.

November 2016. Medien berichten von einer Razzia bei Rechtsextremisten in Suhl (Thüringen). Die vier Männer sollen Mitglieder von "Blood and Honour Südthüringen" gewesen sein, einer Nachfolgeorganisation der verbotenen Gruppe.

Dezember 2016. Die Bundesregierung erklärt, von Waffentrainings bei Combat 18 sei ihr nichts bekannt.

26. Januar 2017. Laut NDR und Sueddeutscher Zeitung hat der Verfassungsschutz  zahlreiche Hinweise darauf, dass "Combat 18" trotz eines Verbots in Deutschland offenbar wieder aktiv ist. Demnach liegen dem Verfassungsschutz Erkenntnisse darüber vor, dass im Juni 2016 der deutsche Combat 18 einen Teil seiner Mitgliedsbeiträge ins EU-Ausland transferiert haben soll. Ein mutmaßliches Führungsmitglied der Gruppe soll außerdem Überweisungen für die ungarische Sektion getätigt haben.

25. September 2017. Am Tag der Bundestagswahl greifen Beamte des GSG 9 am Grenzübergang im bayerischen Schirnding eine Gruppe von 12 Neonazis auf, die von einem zweitägigen Waffentraining  im tschechischen Cheb (Eger) nach Deutschland zurückkehrt. Am dortigen Schießstand treffen sich des Öfteren Rechtsextremisten zu Schießübungen.  Bei der Gruppe handelt es sich offenbar um die deutsche Sektion des Netzwerks "Combat 18". Sogar fast vollzählig, glauben die Behörden.

Bei der Durchsuchung von Autos und Taschen finden die GSG-9-Beamten teils verbotene Munition, zwei Verfahren wegen Verstößen gegen das Waffengesetz werden eingeleitet.

27. September 2017. Der Verfassungsschutz informiert das Kanzleramt. Bei einer Lagebesprechung der Dienste dort ist dies einer von nur zwei Tagesordnungspunkten.

24. November 2017. Nach Angaben des Bundesamtes für Verfassungsschutz durchsucht die Bundespolizei mit Spezialkräften der GSG 9 Autos von Angehörigen der Neonazi-Gruppe "Combat 18 Deutschland" nach der Einreise aus Tschechien und beschlagnahmt dabei "eine geringe Menge Munition".

2018. Zwei Personen müssen sich vor Gericht verantworten, die Combat 18 zugerechnet werden. Eine Person erscheint nicht und gilt seitdem als untergetaucht.

24. April 2018. Tobias V. aus Hessen wird am Amtsgericht Hof beschuldigt, im September 2017 24 Schuss Munition illegal nach Deutschland eingeführt zu haben. Darunter Munition mit immenser Durchschlagskraft, wie sie bei Sturmgewehren zum Einsatz kommt. Er wird dafür zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.

Zu Lasten des Angeklagten wertet Richterin Diana Fritzsche, dass V. gleich drei verschiedene Munitionsarten unerlaubt einführte, darunter solche mit hoher Durchschlagkraft. Außerdem sei nicht klargeworden, wieso der Neonazi die Munition nach Deutschland geschmuggelt habe. Das Urteil sei die gesetzliche Mindeststrafe für ein solches Vergehen.

Das Urteil noch nicht rechtskräftig. Der Rechtsextremist hat eine Woche Zeit, das Urteil anzufechten.

25. April 2018. Combat 18 ist weiterhin nicht verboten. Der brutalstmögliche Innenminister Horst Seehofer hält sie nicht für eine Nachfolge- oder Ersatzorganisation der seit 2000 verbotenen "Blood & Honour". Eine Neubewertung gebe es nicht.

Viele Beobachter zeigten sich verwundert über das offensive und wenig konspirative Auftreten von C18 Deutschland. Die Führungspersonen seien "erfahrene Leute, die die Grundregeln konspirativen Handelns durchaus kennen." und würden so agieren, als ob ihnen nichts passieren könnte. Auch habe das Bundesamt für Verfassungsschutz die C18-Struktur konsequent verharmlost und kein Interesse an der Zerschlagung der Gruppe. Dies ließe den Schluss zu, dass die Behörden C18 bewusst als „Honeypot“ installiert hätten, deren Strukturen de facto geschützt würden, da sie von Informanten der Behörden durchsetzt seien. Sie warnen vor dem Misserfolg dieser "Strategie", wie bereits beim NSU in fataler Weise geschehen.

30. Januar 2019. Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag trafen sich deutsche Rechtsextremisten in den vergangenen Jahren zu Schießübungen in EU-Ländern. Darin heißt es, die tschechischen Behörden hätten dem Bundeskriminalamt (BKA) im Juni 2018 "eine Auflistung über Aufenthalte deutscher Staatsangehöriger in der Tschechischen Republik übermittelt". Zu den Rechtsextremisten seien "Gästebucheinträge verschiedener Schießplätze" benannt worden.

Demnach weiß die Bundesregierung von insgesamt zwölf Schießtrainings von Rechtsextremisten im europäischen Ausland seit dem 8. Dezember 2015. In Deutschland hatten die Sicherheitsbehörden seit dem 9. November 2017 Informationen über insgesamt fünf Treffen von Rechtsextremisten, die Schießübungen abhielten. 

23. März 2019. Etwa 200 Mitglieder des Neonazi-Netzwerks "Combat 18" treffen sich zu einer „Geburtstagssause in Ostsachsen“ eingeladen worden, unter anderem mit der Rechtsrockband Oidoxie.  Dabei sind auch Vertreter der ebenso gewaltbereiten Brigade 8, die auf dem Gelände ihr Clubhaus haben soll. Auf Bildern sind Grüppchen von Neonazis zu sehen, die vor einem weißen Haus stehen. Viele tragen schwarze Hemden, einige Lederkutten. 

2. Juni 2019. Walter Lübcke wird in Wolfhagen ermordet. Der Täter Stephan Ernst soll Combat 18 nahestehen.

18. Juni 2019. Der Verfassungsschutz bezeichnet "Combat 18" in seinem 2018 vorgelegten aktuellen Jahresbericht als "Beispiel für das Gefährdungspotenzial im gewaltorientierten Rechtsextremismus. Anhaltspunkte, die auf die Entstehung einer rechtsterroristischen Vereinigung hindeuten, liegen derzeit nicht vor, Schwerpunkt von "C18" sei vielmehr die auch kommerzielle Beteiligung an kleineren rechtsextremistischen Musikveranstaltungen mit 80 bis 100 Teilnehmern.   

Tatsächlich gab es nach Erkenntnissen der Verfassungsschützer weder vor noch nach dem Verbot der deutschen Division von "Blood & Honour" im Jahr 2000 zielgerichtete Bestrebungen, "C18" als "bewaffneten Arm" von "Blood & Honour" in Deutschland auszubauen. Aktuell lägen keine Erkenntnisse zur Ausprägung von "C18" Deutschland als einer militanten oder gar bewaffneten Gruppierung vor - wenngleich den Anhängern von C18 eine "gewisse Waffenaffinität" und "grundsätzliche individuelle Gewaltbereitschaft" zu unterstellen sei.

Dabei bestehe auch die Möglichkeit, dass sich Einzelpersonen durch die Ideologie von "C18" so sehr indoktrinieren lassen, "dass sie mit schweren rechtsextremistischen Gewalttaten in Erscheinung treten".

21. Juni 2019. Die "Tagesschau" berichtet unter Berufung auf Recherchen des ARD-Magazins "Monitor" von Fotos die Stephan Ernst am 23. März 2019 zusammen mit etwa 200 Mitgliedern des Neonazi-Netzwerks "Combat 18" der Veranstaltung im sächsischen Mücka zeigen. Die Fotos von dem Treffen zeigen außer Stephan Ernst unter anderem auch Stanley Röske, der als eine zentrale Figur von "Combat 18" in Deutschland gilt.

Das Landeskriminalamt in Sachsen prüft mögliche Kontakte des Tatverdächtigen zur Neonazi-Szene im Freistaat. LKA-Ermittler beschäftigten sich derzeit mit dem Fall, sagt Landesinnenminister Roland Wöller nach dem Bericht über das Treffen in Mücka. "Wir müssen alle Anzeichen, alle Hinweise ernst nehmen", so der CDU-Politiker. "Rechtsextremistische Gruppierungen sind eine Gefahr und dem müssen wir frühzeitig entgegentreten." Das Treffen in Mücka mit rund 200 Teilnehmern sei dem Verfassungsschutz in Sachsen bekannt gewesen, sagte ein Behördensprecher. Weitere Auskünfte könnten wegen des laufenden Ermittlungsverfahrens der Bundesanwaltschaft derzeit nicht gegeben werden.

Mike Sawallich (Rechtsextremist aus Kassel) veröffentlicht auf Facebook ein Bild aus seiner Jugendzeit. Darauf posiert er Arm in Arm mit einem Mann, der etwas kleiner und fülliger ist und ein Basecap trägt. Beide machen einen vertrauten Eindruck und lächeln entspannt in die Kamera. Der Mann ist der mutmaßliche Lübcke-Mörder. Stephan Ernst sei „ein Kamerad“, „der beste Kamerad“. Sawallich ist nicht irgendein Rechtsextremist. Er gilt als Ziehsohn von Thorsten Heise, dem "guten Bekannten" von Björn Höcke.

Nachdem der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) enttarnt wurde, geriet Swallich sofort ins Visier des Bundeskriminalamtes (BKA). Die Ermittler legten eine Übersicht mit insgesamt 129 Namen aus dem Umfeld des NSU an. Auf dieser sogenannten 129er-Liste sind auch vier Personen aus Kassel verzeichnet. Einer davon: Mike Sawallich. Einige Zeugen aus der Region sagten den BKA-Beamten damals, Sawallich habe von der Existenz des „Thüringer Heimatschutzes“ (THS) gewusst, einem Netzwerk, aus dem der NSU hervorging. In einem Kommentar fragt Sawallich, ob der Fall von Stephan Ernst ein „2tes NSU Märchen?“ sei. Die Mitteilung auf Facebook zu Ernst löscht Sawallich kurz darauf wieder. Sein Titelbild zeigt danach einen Wald.

24. Juni 2019. Laut Spiegel gibt es Zweifel an der Teilnahme von Stephan Ernst an dem Treffen in Mücka. Demnach soll es sich bei der Person auf dem Foto um den Rechtsextremisten Karsten H. handeln. Dieser habe sich inzwischen auch selbst bei der Polizei gemeldet.

26. Juni 2019. Peter Frank (Generalbundesanwalt) teilt den Mitgliedern des Bundestags-Innenausschusses in einer nicht öffentlichen Sondersitzung das Geständnis von Stephan Ernst mit. Die Bundesanwaltschaft stuft das Verbrechen als politisches Attentat mit rechtsextremem Hintergrund ein.

Horst Seehofer (Bundesinnenminister) bestätigt, dass Stephan Ernst angibt, als Einzeltäter gehandelt zu haben. Damit sei die Aufklärung des "politischen Mordes" aber noch nicht abgeschlossen. Er kündigt an, sein Ministerium werde prüfen, ob "Combat 18" verboten werden könne. Die Organisation ist bislang nicht vom Verbot des Netzwerkes "Blood & Honour" betroffen, obwohl sie als dessen militanter Arm gilt.

27. Juni 2019. Combat 18 meldet sich im Fall Stephan Ernst in einem kurzen Film auf einer Videoplattform zu Wort. „Deutschland ist an einem Punkt angelangt, an dem jeder Bürger in der Zwangssituation ist, sich und seine Familie selbst schützen zu müssen“, beginnt der Sprecher seine Video-Botschaft. Das Vertrauen in Politik und Medien sei zerstört.

Der Sprecher von „Combat 18“ sagt in dem Video zur Annahme, es handele sich um Stephan Ernst: „Dies entspricht nicht der Wahrheit. Hierbei handelt es sich um einen uns bekannten Konzertbesucher, welcher die Verwechslung bereits den Behörden meldete.“ Zudem attackiert der Sprecher in dem Video auch einen NDR-Journalisten, der sich vor allem mit den Thema Innere Sicherheit auseinandersetzt. Ihm wirft der Sprecher vor, linke Propaganda zu verbreiten.

Die kanadischen Sicherheitsbehörden veröffentlichen eine aktualisierte Version der Terrorliste, in der nun auch die Neonazigruppe "Blood & Honour" ("Blut und Ehre") und ihr bewaffneter Arm "Combat 18" ("Kampf 18") aufgeführt werden. Die Behörden verweisen unter anderem auf von Mitgliedern von "Blood & Honour" verübte Angriffe in Nordamerika und Europa. Damit stehen erstmals zwei rechtsextreme Organisationen auf der Liste.

C18 in Griechenland

März 2018. Die griechische Polizei nimmt sechs mutmaßliche Combat 18-Mitglieder fest. Den Festgenommenen werden die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung sowie Dutzende Angriffe zum Nachteil von Linken und Migranten zur Last gelegt. Unter den vorgeworfenen Delikten befinden sich insbesondere Brandanschläge. So wird etwa untersucht, ob die Festgenommenen für einen Anschlag auf den linken Szenetreffpunkt „Favela“ in Piraeus im Februar 2018 verantwortlich sind. Bei diesem waren fünf Menschen schwer verletzt worden. Die Tatverdächtigen sollen in enger Verbindung zu der offen agierenden Formation Nonkonforme Mäander Nationalisten („Anentaxtoi Maiandrioi Ethnikistes“) gestanden haben. Laut Anklage der griechischen Staatsanwaltschaft bildeten beide Gruppen sogar eine organisatorische Einheit. Auf Webseiten der Nonkonforme Mäander Nationalisten waren Videos und Bekennerschreiben zu Angriffen auch nach den Festnahmen noch abrufbar.

C18 in Großbritannien

1992. C18 wird von Charlie Sargent und Harold Covington als Saalschutz für Veranstaltungen der British National Party, z. B. mit dem bekannten Holocaust-Leugner Holocaust-Leugner David Irving, gegründet. Aber auch für andere rechtsextreme Organisationen werden sie wegen ihrer Gewaltbereitschaft als Saalordner angestellt. Die Gruppe greift linke Buchläden, Homoxexuellenbars und Anti-Apartheid-Aktivisten an und es werden Listen von politischen Gegnern erstellt. BNP und C18 entfernen sich nach und nach voneinander.

1992/93. Die Führungskräfte von C18 treffen sich mit Hooligan-Gangs (u.a. Chelsea Headhunters, Arsenal Gooners ...) und anderen aus Millwall, Oxford und Reading. Einer der führenden ideologischen Köpfe ist David Myatt, Anführer des britischen National Socialist Movement (NSM). Als wesentlicher Kopf der europaweiten Strukturen gilt der Geschäftsmann William Browning. In Großbritannien gibt Combat 18 eine Zeitschrift mit dem Namen „Redwatch“ heraus. In dieser werden politische Gegner mit Namen, Adresse und Fotos angeprangert.

1993. Bei einem Mitglied von C18 werden 6 Handfeuerwaffen in einem Auto gefunden.

1994. Terry Blackham wird festgenommen. Er wollte Maschinengewehre und einen Raketenwerfer an die Ulster Defence Association liefern.

1996. Von britischen, dänischen und schwedischen Neonazis werden Briefbombenanschläge gegen britische Prominente verübt. Es gibt aber auch auf Charlie Sargent und andere Führungskräfte rechter Organisationen versuchte Anschläge.

1997. Sargent und Martin Cross (Ex-Gittarist von Skrewdriver) sind in den Mord an Christopher Castle verwickelt. Dieser findet wegen einer internen Auseinandersetzung zwischen zwei verschiedenen Gruppen von C18 statt. Sargent wird daraufhin zu lebenslanger Haft verurteilt

April 1999. Durch David Copeland werden in London 3 Bombenanschläge verübt. Mitglieder von C18 sollen an den Anschlägen in Gegenden, in denen vorwiegend Schwarze, asiatische Zuwanderer und Homosexuelle wohnten, beteiligt sein. Drei Menschen werden dabei getötet. Etwa 160 zum Teil schwer verletzt. Dabei werden Nagelbomben verwendet, die dafür konstruiert sind, möglichst viele Menschen zu verletzen.

Bekennerschreiben sind von C18 unterzeichnet. Es wird jedoch auch angezweifelt, ob die Anschläge wirklich von Combat 18 oder Abspaltungen der Gruppe White Wolves ausgehen, zumal zu dieser Zeit einige Kader bereits im Gefängnis sitzen und die Gruppe durch verdeckte Ermittler unterwandert ist. Der Anschlag ist Vorlage für das Nagelbomben-Attentat in Köln.

2001. Mitglieder von C18 beteiligen sich an den rassistischen Oldham riots.

2012. Es kommt zu einer Neugründung von «Combat 18» auf internationaler Ebene unter dem Motto „Reunion 28“ – Wiedervereinigung.

C18 in Irland

Combat 18 war auch in Irland aktiv, hauptsächlich im Norden des Landes. Dort arbeitete Combat 18 zusammen mit paramilitärischen Gruppen, wie zum Beispiel in den 1990er Jahren mit der Ulster Defence Association.

C18 in Italien
Susanne Tausendfreund (MdL - Die Grünen) erklärt in der BR-Sendung "quer" wie Norman Bordin und andere deutsche Neonazis mit italienischen "Kameraden" Terrorangriffe auf Migranten in Südtirol haben sollen. Demnach sollen Bordin, Uwe Meenen, Frank Schwerdt und Patrik Paul zusammen mit Vertretern der Gruppierung "Skinheads Tirol - Sektion Meran" Anschläge auf Ladengeschäfte und Döner-Buden erörtert haben. Ralf Wohlleben, der wegen Unterstützung des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) in Untersuchungshaft sitzt, soll im Jahr 2009 eine Summe von 20.000 Euro nach Italien gebracht haben. Empfänger sollen Alexander und Patrik Ennemoser, Aktivisten von "Blood & Honour - Combat 18", sein.

Grundlage für ihre Aussagen sollen Erkenntnisse des italienischen Geheimdienstes "Agenzia Informazioni e Sicurezza Interna (AISI) sein. Der Anwalt Bordins droht daraufhin mit einer "Vertragsstrafe in Höhe von 5000 Euro" weil die "Persönlichkeitsrechte" Bordins "durch die Tatsachenbehauptungen massiv" verletzt worden sein sollen.

C18 in Russland

27. November 2009. Bei einem Anschlag auf einen Schnellzug (Newski-Express) bei Bologoje in Russland sterben mindestens 39 Menschen. Mindestens 100 Personen wurden verletzt. In einem Russischen Blog bekannte sich C18. Von russischen Ermittlern werden jedoch kaukasische Rebellen als Täter vermutet.

C18 in Rumänien

2012. Zwei Combat 18-Anhänger legen an einem hauptsächlich von Rumänen bewohnten Wohnhaus Feuer. Die Bewohner können das Feuer schnell löschen und es entsteht kein größerer Schaden. Die beiden Haupttäter, der 25-jährige Tomáš K. und der 35-jährige Michal P., werden wegen versuchten Mordes zu Freiheitsstrafen von sechs Jahren und neun Monaten verurteilt. Sieben weitere Personen werden wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung ebenfalls verurteilt, zwei davon zu Gefängnisstrafen ohne Bewährung.

C18 in der Schweiz

Laut Nachrichtendienst des Bundes (NDB) existieren in der rechtsextremen Szene der Schweiz internationale Verflechtungen auf zwei Ebenen. Zum einen bestehen seit den 1980er Jahren die beiden internationalen Skinheadorganisationen Blood & Honour und Hammerskins. Unterorganisationen finden sich seit Langem auch in der Schweiz, namentlich Combat 18 in Schwyz und im Wallis. Persönliche Bekanntschaften bilden die zweite Ebene internationaler Verflechtung in der rechtsextremen Szene, wie etwa die Verbindungen von Kevin G. zu Thorsten Heise zeigen.

Bilder aus Wikimedia Commons
Logo von Combat 18, Lizenz: GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2 oder später, Urheber: Rijndaal

Quellen
24.04.2018, Zeit, Combat 18: Neonazi wegen Munitionsschmuggels zu Freiheitsstrafe verurteilt
27.01.2017, Spiegel, Rechte Terrorgruppe, Die Wiederbelebung von "Combat 18"
26.01.2017, Tagesschau, Rechtsextremismus, "Combat 18" offenbar wieder aktiv
26.01.2017, Sueddeutsche, Rechtsradikalismus, Neonazis reanimieren verbotene Terrorgruppe "Combat 18"
31.10.2016, n-tv, Rechtsextremer Terrorismus, Linke fordert mehr Härte gegen "Combat 18"
24.06.2013, Stern, Kontakte von Zschäpe, Party machen mit den NSU-Terroristen