Dienstag, 14. Januar 2020

Norman Bordin - Neonazi aus Ottobrunn

Norman Bordin

Der Neonazi Norman Bordin wurde am 12. August 1976 in Duisburg geboren. Er wohnt derzeit [Anfang 2013] in Ottobrunn bei München. Laut einer Einschätzung des bayerischen Landeskriminalamts ist er einer der "Schwergewichte der deutschen Neonaziszene der militanten freien Kameradschaftskreisen." Von 2006 bis 2008 war er Vorsitzender der NPD-Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" (JN) in Bayern. Seit Oktober 2007 ist er Bundesvorsitzender der JN. Mittlerweise tritt er bundesweit auf NPD- und Neonaziveranstaltungen als Anmelder und Redner auf.

Anfang der 1990er Jahre. Bordin wird in der Neonaziszene aktiv und arbeitet in den folgenden Jahren eng mit Michael Thiel (Kameradschaftsführer in Duisburg) zusammen. Daneben pflegte er gute Kontakte zu Sven Skoda (Kameradschaftsführer in Düsseldorf).

1997. Bordin zieht nach Velbert um. Dort baut Bordin das "Nationale Forum Niederberg" (NFN) auf. Dieses arbeitet eng mit der "Kameradschaft Düsseldorf" zusammen und rechnet sich dem Spektrum der "Freien Kameradschaften" zugehörig. Dem NFN war auch der Velberger "Siepensturm" angegliedert. Dieser war für Übergriffe bekannt. Anfang 1999 zerfiel das NFN. Bordin zieht für kurze Zeit zurück nach Geldern.

2000. Kurz darauf kommt ein Umzug nach Freilassing und Bordin ruft danach zusammen mit Manfred Eichner das "Aktionsbüro Nationaler Widerstand Freilassing" ins Leben. Für den 5. August 2000 wurde von ihm eine Demo unter dem Motto "Stoppt die EU-Diktatur - Solidarität mit Österreich!" die schließlich verboten wurde geplant.

13. Januar 2001. Im Anschluss an eine Geburtstagsparty für Martin Wiese die vom "Freizeitverein Isar 96 e.V." organisiert worden war und woran auch Aktivisten des Aktionsbüros Freilassing teilnahmen verübten ca. 20 Neonazi-Skinheads in der Münchner Zenettistraße einen Überfall auf einen 31-jährigen Griechen der nur aufgrund glücklicher Umstände überlebte.
Bordin wird daraufhin zu einer Freiheitsstrafe von 15 Monaten ohne Bewährung wegen Körperverletzung und versuchter Körperverletzung verurteilt. Das Landgericht München stellt im Rahmen des Verfahrens fest: "Die zahlreichen, darunter einschlägigen Vorstrafen weisen den Angeklagten Bordin als gewaltbereiten Neonazi ais, dessen rechtsextreme politische Gesinnung nahezu irreversibel verfestig erscheint ... Ferner musste zu Lasten des Angeklagten berücksichtigt werden, daß er sogar im Verlauf des vorliegenden Verfahrens noch Ausländer verspottete und in der Haftanstalt mit Naziparolen auffiel".

Dezember 2001. Bordin gründet die "Kameradschaft Süd - Aktionsbüro Süddeutschland" (AS). Diese dient als Auffangbecken für die Mitglieder des "Freizeitvereins" nachdem er aufgelöst worden war.

Sommer 2002. Bordin wird inhaftiert. Martin Wiese übernimmt daher die Führungsrolle bei der Kameradschaft. Wiese wird später wegen seiner Rädelsführerschaft in einer terrorristischen Vereinigung im Zusammenhang mit einem geplanten Anschlag auf die Grundsteinlegung des jüdischen Gemeindezentrums in München bekannt.

2004. Nach seiner Haftentlassung wird er Mitglied im "Kampfbund Deutscher Sozialisten" (KDS).
Nur 5 Monate nach der Entlassung beging er Betrug an der Agentur für Arbeit wo er sich für 2 Monate unberechtig Arbeitslosengeld erschlich. Deshalb wurde er am 18. Dezember in erster Instanz vom Münchner Amtsgericht zu einer Freiheitsstrafe von 4 Monaten ohne Bewährung verurteilt. Sowohl Bordin als auch die Staatsanwaltschaft legten Berufung ein. Am 30. Juli 2008 wurde daraufhin vom Landgericht München I eine Verurteilung zu 6 Monaten Haft mit Bewährung ausgesprochen. Bewährungsauflage waren 80 Arbeitsstunden. Bordins Anwalt kündigte daraufhin eine Revision vor dem Oberlandesgericht an.

8. Mai 2004. Bordin wird "Stützpunktleiter" des KDS in München. Die Internetseite erscheint daraufhin unter dem Dach des "Nationalen Widerstand Süddeutschland" ("Widerstand Süd") unter dem auch das "Aktionsbüro Süd" und das "Nationale Infotelefon" (NIT) Süddeutschland" versammelt sind. Bordin wurde von Friedhelm Busse zu seinem Nachfolger "in der Führung des Nationalen Widerstandes" ernannt.

Sommer 2004. Bordin entfernt sich vom KDS und nähert sich, wie der komplette "Nationale Widerstand" immer mehr der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) an.

23. August 2004. Der Nationale Widerstand demonstriert vor der Feldherrnhalle in München mit Fahnen der NPD. Dafür berichtet die NPD im Gegenzug über eine "nationale Montagsdemonstration" die von Bordin organisiert wurde.

29. September 2004. Bordin tritt in die NPD ein und fordert in einer Presseerklärung weitere "revolutionäre Kräfte" zum Beitritt in die NPD auf: "Es ist doch das, wovor dieses System Angst hat. Eine legale Struktur, welche praktisch "unverbietbar" ist."
Daraufhin äußert sich Günter Beckstein (Innenminister von Bayern) in einer Sendung des ARD-Magazin Mainz: "Das ist für mich völlig eindeutig, dass Bordin ein gewaltbereiter Mensch ist. Der aber auch Reden führt, die eindeutig andere Menschen dazu bringen können, Gewalt für berechtigt zu halten". Gleichzeitig verweist er auf die neue Strategie der NPD, Neonazis aus den "Freien Kameradschaften" zu integrieren. Er warnte vor einer Unterwanderung der NPD durch gewaltbereite Kräfte: "Wenn die NPD gewaltbereite Leute in ihre Organisation aufnimmt, dann sind die nach wie vor gefährlich, weil sie Aktionen planen könnten - unter dem Deckmantel der NPD."

2005. Im Bundestagswahlkampf tritt Bordin erfolglos im Wahlkreis München-Land (Wahlkreis 223) als Direktkandidat an.

13. November 2005. Spiegel TV und in der Folge berichten zahlreiche überregionale Medien über ein von Bordin organisiertes Neonazi-Konzert im bayerischen Mitterskirchen. Es war offiziell als Parteiveranstaltung der NPD angemeldet worden. Dahinter stand jedoch die verbotene Organisation Blood & Honour. Auf dem Konzert spielten die Bands auch verbotene Lieder der Neonaziband "Landser" und forderten öffentlich zu Straftaten auf.
In den Monaten vorher hatte Bordin schon dafür gesorgt, dass Neonazi-Konzerte in Mitterskirchen einen offiziellen Status als Parteiveranstaltung bekamen. Mindestens eines davon galt in Neonazikreisen als Konzert der international agierenden "Hammerskin Nation". Das Konzert im November 2005 war ein wesentlicher Auslöser von bundesweiten Razzien gegen weiterexistierende "Blood & Honour-Strukturen Anfang März 2006.

Anfang 2006. Bordin wird Landesvorsitzender der JN in Bayern.

Mai 2006. Bordin wird in den bayerischen Landesvorstand der NPD gewählt.
15. März 2007. Das ARD-Fernsehmagazin Panorama zeigt geheime Aufnahmen von einem Treffen zur Ehrung gefallener SS-Angehöriger in Budapest an dem Udo Voigt teilgenommen hat. Bei der zugehörigen Musikveranstaltung war es zu antisemitischen und rassistischen Ausfällen gekommen. Norman Bordin und Matthias Fischer (Mitglieder der NPD) waren in der Sendung mit "Heil-Hitler"-Rufen zu sehen. Udo Voigt bezeichnete danach in einem Interview den Hitlergrup als "Friedensgruß", der 60 Jahre nach Kriegsende erlaubt sein sollte.

17. August 2007. Von Bordin wird eine Mahnwache für Rudolf Heß (Stellvertreter von Adolf Hitler), auf dem Marienplatz  in München angemeldet. Vom zuständigen Kreisverwaltungsreferat wurde sie aber als Ersatzveranstaltung für eine bereits vorher verbotene Demo in Wunsiedel untersagt.

Oktober 2007. Bordin wird Stellvertreter des Bundesvorsitzenden der JN Michael Schäfer.

27. April 2008. Bordin gibt das Amt als Vorsitzender der JN Bayerns an Matthias Fischer aus Fürth ab.

21. Januar 2012. In der Münchner Innenstadt wird von Bordin und Phillip G. "für ein Patriotisches Begegnungszentrum" eine Neonazi-Demo durchgeführt. Er tritt auch als Veranstaltert auf und hatte die Versammlung selbst angemeldet. Zu Beginn des Aufmarsches wurde mit Bezug auf die Neonazi-Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) die Erkennungsmelodie aus "Der rosarote Panther" öffentlich über Lautsprecher abgespielt.
Das Staatsschutzdezernat der Münchner Kriminalpolizei sah beim Abspielen der Melodie in diesem Zusammenhang eine strafrechtlich relevante Billigung von Straftaten. Es soll auch der Verdacht auf "Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener" nach § 189 StGB geprüft worden sein.
In der Rede selbst distanzierte sich Bordin jedoch von den Taten der NSU. Tonbandaufnahmen zufolge sagte er: Man habe "kein Interesse Menschen zu töten oder Bomben zu legen" nachdem Philipp G. auf Bordins Anweisung hin die Musik zunächst gestartet und dann gestoppt hatte.
Die GEMA schickte zudem an Bordin eine Rechnung über 30,82 Euro weil das öffentliche Abspielen über eine Lautsprecheranlage bei der Veranstaltung als lizenzpflichtige, öffentliche Aufführung anzusehen ist.
Am 2. Januar 2013 wird Bordin wegen dem Abspielen der Erkennungsmelodie "Der rosarote Panther" freigesprochen. Laut der Richterin war das Abspielen der Melodie "massivst provokant, an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten ... Es lasse sich jedoch kein Straftatbestand nachweisen. Während dem Prozess wurden Journalisten von Neonazis bedrängt, angerempelt und deren Objektive beschmutzt und beschädigt, die Justizwachtmeister schritten jedoch nicht ein.

21. Februar 2012. Bordin beantragt eine Mitgliedschaft in der Fußballabteilung des TSV 1860 München. Das Präsidium lehnt den Antrag des mehrfach verurteilten Straftäters jedoch mit einem Verweis auf die Satzung ab.

08. November 2012. Susanne Tausendfreund (MdL - Die Grünen) erklärt in der BR-Sendung "quer" wie Bordin und andere deutsche Neonazis mit italienischen "Kameraden" Terrorangriffe auf Migranten in Südtirol haben sollen. Demnach sollen Bordin, Uwe Meenen, Frank Schwerdt und Patrik Paul zusammen mit Vertretern der Gruppierung "Skinheads Tirol - Sektion Meran" Anschläge auf Ladengeschäfte und Döner-Buden erörtert haben. Ralf Wohlleben, der wegen Unterstützung des NSU in Untersuchungshaft sitzt, soll im Jahr 2009 eine Summe von 20.000 Euro nach Italien gebracht haben. Empfänger sollen Alexander und Patrik Ennemoser, Aktivisten von "Blood & Honour - Combat 18", sein.
Grundlage für ihre Aussagen sollen Erkenntnisse des italienischen Geheimdienstes "Agenzia Informazioni e Sicurezza Interna (AISI) sein. Der Anwalt Bordins drohte daraufhin mit einer "Vertragsstrafe in Höhe von 5000 Euro" weil die "Persönlichkeitsrechte" Bordins "durch die Tatsachenbehauptungen massiv" verletzt worden sein sollen.

Bilder aus Wikimedia Commons
Norman Bordin, Lizenz: GNU-Lizenz für freie Dokumentation, nur Version 1.2, Urheber: Marek Peters / www.marek-peters.com

Quellen