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Die Friseurin Mandy Struck wurde im Juni 1975 in Erlabrunn geboren. Aufgewachsen ist sie in Johanngeorgenbrunn im Erzgebirge. In Johanngeorgenstadt wiederum waren weitere mutmaßliche Helfer des NSU, z.B. André Eminger (Mutmaßlicher Hersteller des Bekennervideos des NSU), Maik Eminger (Bruder von André Eminger) und Matthias Dienelt in der rechten Szene unterwegs. Gemeinsam gründeten sie die "Brigade Ost" und die "Weiße Bruderschaft Erzgebirge" (WBE).
Sie soll der mutmaßlichen Terroristin Beate Zschäpe vom "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) ihre Ausweispapiere zur Verfügung gestellt haben. Zumindest hat sich Zschäpe als Mandy Struck ausgegeben.
Sommer 1996. In Johanngeorgenstadt im Erdgebirge veranstaltet der EWK KKK eine Kreuzverbrennung.
1997. Mandy Struck zieht nach Chemnitz wo sie in der rechten Szene schnell Anschluss findet. Dort lernt sie den drei Jahre jüngeren Steinmetz-Lehrling Max Florian B. kennen. Die beiden werden ein Paar bei dem Mandy Struck das Sagen hat.
Januar 1998. Laut dem Bundesamt für Verfassungsschutz skandieren Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Mandy Struck gemeinsam in Dresden bei einer Demo gegen die Wehrmachtsausstellung. Dabei trugen sie ein Transparent mit der Aufschrift "Nationalismus - eine Idee sucht Handelnde" vor sich her.
Februar 1998. Mandy Struck bittet ihren Freund Max Florian B. "Kameraden, die Scheiße gebaut haben" aufzunehmen. Er wäre ja sowieso immer in ihrer Wohnung. Damit finden die drei Mitglieder des NSU für zwei Monate Unterschlupf. Kurz trennen sich Mandy und Max Florian. Er muss zurück zu seiner Wohnung und hilft den dreien bei der Suche nach einer eigenen Wohnung. Mandy Struck vermittelte den Kontakt zu André Eminger. Daraufhin zogen die drei nach Zwickau.
April 1998. Die beiden Skinheads Richard L. und Dieter M. werden am Landgericht Amberg wegen Totschlags zu zwölf und acht Jahren Haft verurteilt. Sie hatten in der Nacht zum 7. September 1995 in Amberg (Bayern) einen 48-jährigen Busfahrer mit ihren Springerstiefeln halb tot getreten und in die Vils geworfen wo er dann ertrank. Der Grund für die Tat war dass sie dem homosexuellen Mann einen "Denkzettel verpassen" wollten. Mandy Struck, die sich (wie Beate Zschäpe) in der später verbotenen rechtsextremistischen "Hilfsorganisation für nationale und politische Gefangene und deren Angehörige (HNG) engagiert, zeigt Verständnis für die Täter und beginnt Briefe für Richard L. ins Gefängnis zu schreiben.
Ende der 1990er Jahre. Mandy Struck mischt in der Blood & Honour-Szene (Sektion Sachsen) mit. Dort lernt sie auch Jan W. kennen.
5. bis 15. Mai 2000. Der sächsische Verfassungsschutz führt im Rahmen der sogenannten Operation "Terzett" eine Abhörmaßnahme durch die erst im November 2010 formal abgeschlossen wird. Abgehört wurden Thomas Starke, Mandy Struck, Jan W. und der Rechtsrocker Andreas G.
Im Antrag ist zu lesen "Die Betroffenen stehen im Verdacht, Mitglieder einer Vereinigung zum Bestehen von Straftaten gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung und schwerer rechtsextremistischer Straftaten zu sein und drei flüchtige Straftäter in der Illegalität zu unterstützen."
Da es sich um eine sogenannte G-10-Maßnahme handelt ist auch die G-10-Kommission des Landtages eingeschaltet. Von dem Gremium wurde nicht nur die Abhöraktion genehmigt sondern auch dass die Betroffenen nicht wie vorgeschrieben 3 Monate nach dem Lauschangriff unterrichtet wurden was nur dann erlaubt ist wenn die Gefahr besteht dass die Mitteilung den Erfolg der Überwachung zunichte macht.
6. Mai 2000. Mandy Struck wird laut Verfassungsschutz zusammen mit Uwe Böhnhardt in Chemnitz beobachtet. Es gibt von dem Tag ein Foto auf dem man sieht wie ihr Freund, der von den Beamten zunächst mit Uwe Mundlos verwechselt wird, einen Einkaufwagen zu ihrem Auto schiebt. Ein weiteres Foto zeigt einen Mann, der wie Böhnhardt aussieht, vor ihrer damaligen Wohnung in der Bernhardstraße 11.
2000/2001. Das LKA Thüringen wird bei Mandy Struck mit den Fotos der Überwachung vorstellig. Sie leugnet, die Frau auf dem Foto zu sein. Die Behörden haken nicht weiter nach.
Mitte September bis Ende Oktober 2000. In einem Appartement, gegenüber der Wohnung von Struck soll vom sächsischen Verfassungsschutz eine Videokamera aufgestellt worden sein weil es Hinweise gegeben haben soll dass Böhnhardt seinen Geburtstag am 1. Oktober in ihrer Wohnung feiern wollte.
29. September 2000. In der Wohnung von Mandy Struck in Chemnitz soll laut Ermittlungsakten ein Treffen stattgefunden haben, an dem auch Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt teilnahmen. Auf einer 4 Sekunden langen Sequenz des Überwachungsvideos sind Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe zu sehen die einen Blick auf die Klingelschilder an Strucks Wohnhaus werfen.
2001. Gerhard I. ist mit Mandy Struck unterwegs. I. war im "Thüringer Heimatschutz" (THS) dabei und verteilte im Jahr 2000 in Nürnberg die antisemitische Hetzschrift "Unternehmen Flächenbrand" von Manfred Roeder. Damit wurde, wenige Tage vor dem ersten NSU-Mord in Nürnberg, die Parole "1. September 2000 - von jetzt ab wird zurückgeschossen" ausgegeben.
29. Januar 2001. Laut Unterlagen des Bundesamts für Verfassungsschutz führten Ermittler des sächsischen Verfassungsschutzes mit Mandy Struck ein "Informationsgespräch". Dabei versuchte sie, den Eindruck zu erwecken, sie habe sich von der rechtsextemistischen Szene abgewandt. Weitere Kontakte soll sie abgelehnt haben weil sie niemanden "verraten" wollte.
2006. Thomas Gerlach (Neonazi aus Thüringen) verwendet ihren Namen "struck-mandy" als Passwort für seinen Zugang zu drei Neonazi-Foren im Internet und für private E-Mail-Accounts wie von Computerfachleuten des Antifa-Rechercheteams Dresden und der Redaktion von "Gamma" aufgedeckt wurde.
2011. Die Polizei findet in der ausgebrannten Wohnung des NSU in Zwickau einen Mitgliedsausweis für den Tennisclub Großgründlach, einen Mitgliedsausweis für einen Tennisverein in Ehlershausen, zwei Impfpässe für die beiden Katzen von Beate Zschäpe - alle ausgestellt auf den Namen Mandy Struck. Auch die aktuelle Handynommer sowie die Anschrift ihres vorletzten Wohnortes wird gefunden.
11.12.2012. Am dritten Advent um 4 Uhr Morgens wird die Wohnung von Mandy Struck bei einer Razzia des Bundeskriminalamts und der Bundesanwaltschaft durchsucht nachdem sie zuvor bereits vom Landeskriminalamt Thüringen befragt wurde wobei sie sich "kooperativ gezeigt" haben soll. Sie will "total geschockt" gewesen sein als sie erfahren habe, dass Zschäpe unter dem Decknamen "Mandy Struck" aufgetreten war.
13.03.2012. Mandy Struck arbeitet nun als Filialleiterin einer Friseursalonkette in der Kleinstadt Schwarzenberg im sächsischen Ergebirgskreis. Sie behauptet sie wäre im Jahr 2005 ausgestiegen. Von ihren Mitarbeitern wird sie abgeschirmt. Man spricht dort von "Jugendsünden". Sie hat eine vierjährige Tochter und empfindet laut ihrer eigenen Aussage nur Abscheu: "Ich glaube, sie weiß nicht, was sie mir und vor allem meiner kleinen Tochter angetan hat".
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Pistole CZ 82 Lizenz: Gemeinfrei, Urheber: Asams10
Weitere Quellen
21.11.2012, Spiegel, NSU-Terror, Acht unter Verdacht
13.08.2012, Deutschlandfunk, Hintergrund, Die Überzeugungstäterin
13.03.2012, Spiegel, NSU-Mitglied Beate Zschäpe, In Mandys Namen
26.01.2012, Spiegel, Innere Sicherheit, Das Desaster von Chemnitz
26.12.2011 Welt, Identität Mandy Struck, Die Doppelgängerin der Nazi-Terroristin packt aus
06.12.2011, Tagesspiegel, Rechter Terror, Das dichte Netz der Neonazis
DasErste.de, Das Nazi-Netzwerk hinter dem Terror-Trio
