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| Johanngeorgenstadt |
André Eminger, Fachinformatiker, SS-Fan und mutmaßlicher Terrorhelfer des Nationalsozialischen Untergrunds (NSU), auch Zwickauer Terrorzelle genannt, wurde 1980 geboren.
Eminger ist Inhaber der Medienfirma "Aemdig". Mit seiner Fachkenntnis und den technischen Möglichkeiten die er hatte soll er das Bekennervideo des NSU im Jahr 2007 hergestellt haben. In dem Video brüsten sich Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe mit den Morden an 9 ausländischen Kleinunternehmern und der Polizistin Michèle Kiesewetter. Zudem ergeben sich daraus Hinweise auf eine Verbindung des NSU zu 2 Sprengstoffanschlägen in Köln.
Auf seinen Namen waren auch die beiden Internet-Domains ae-onlineshop.de und caput-mortuum.de angemeldet. Neben seinem Namen war dort auch die Firma AE-Montageservice, eine Firma für die Montage von Solarzellen, angegeben.
Ein Foto von E. in den Ermittlungsakten zeigt ihn mit nacktem Oberkörper in einem Strandkorb. Auf seinem Bauch steht: "Die Jew die" (Stirb, Jude stirb).
Werdegang
1980. André Eminger wird geboren. Zunächst lebt er in Johanngeorgenstadt (Erszgebirgskreis) und gehört dort der braunen Gruppierung "Brigade Ost" an. Er bildet dort zusammen mit seinem Bruder Maik, Mandy Struck, Matthias Dienelt und weiteren Anhängern die "ortsweite Nazi-Clique".
Werdegang
1980. André Eminger wird geboren. Zunächst lebt er in Johanngeorgenstadt (Erszgebirgskreis) und gehört dort der braunen Gruppierung "Brigade Ost" an. Er bildet dort zusammen mit seinem Bruder Maik, Mandy Struck, Matthias Dienelt und weiteren Anhängern die "ortsweite Nazi-Clique".
Später zieht er zusammen mit seiner Frau Susann Eminger nach Zwickau wo auch das NSU-Trio lebt. Auch gegen sie wird wegen Strafvereitelung und Unterstützung einer Terrorgruppe ermittelt. Sie soll Beate Zschäpe auf der Flucht mit Kleidung versorgt haben.
Sommer 1996. In Johanngeorgenstadt im Erdgebirge veranstaltet der "European White Knights of the Ku Klux Klan - Realm of Germany" (EWK KKK) eine Kreuzverbrennung.
Ab 1998. Eminger hat laut Ermittungsakten Kontakt zu den Mitgliedern des NSU die im Februar untertauchen.
Ende 1999. André Eminger ist wenige Tage als Panzerschütze bei der Bundeswehr in Gotha (Thüringen). Einem Oberleutnant kommt zu Ohren dass er "politisch schwierige Ansichten" vertritt. Er fragt Eminger ob er ein "Anhänger rechtsextremen Gedankenguts" sei. Eminger antwortet "Ich denke nationalsozialistisch.". Der Oberleutnant will noch wissen ob er rechtsextreme Tattoos habe: Ja, unter anderem ist "Blut und Ehre" eintätowiert "weil ich die militärische Leitung der SS bewundere". Wenige Tage danach begann seine Schießausbildung am Sturmgewehr G3, der Pistole P8 und an Handgranatenwerfern. Er wurde zum Gefreiten befördert.
Neben "Blut und Ehre" waren bereits bei seiner Musterung an anderer Stelle auf seinem Körper die Reichtskriegsflagge mit den Initialen A.H. (für Adolf Hitler) zu sehen.
August 2000. MAD-Leute nehmen sich André Eminger vor. Eminger zeigt seine Verehrung für die SS. Von den MAD-Leuten wird danach notiert dass der Mann einen halbwegs intelligenten Eindruck gemacht hat und bei der Vernehmung freundlich gewesen ist.
Dezember 2000. André Eminger hat seinen Wehrdienst planmäßig abgeschlossen.
Januar 2001. Der Wohnwagen, den der NSU beim Bombenanschlag in der Kölner Probsteingasse benutzt worden war wurde auf den Namen von E. angemietet.
Ab 2003. Eminger soll laut Ermittlern engen Kontakt zu den Mitgliedern des NSU gehabt haben.
2005. In der schwedischen Stadt Salem findet in diesem Jahr ein Gedenkmarsch für einen Rechtsextremisten statt. Bilder und Videos werden später in der Wohnung des NSU gefunden. Sie sollen möglicherweise von der Familie E. aus Zwickau stammen. In der Wohnung dieser Familie wurden Datenträger mit den selben Ordnern gefunden. Auf einem der Bilder soll Maik, der Bruder des mutmaßlichen NSU-Unterstützers André Eminger zu sehen sein.
2007. André Eminger leistet offenbar eine Falschaussage bei der Polizei zugunsten von Beate Zschäpe.
2007. André Eminger leistet offenbar eine Falschaussage bei der Polizei zugunsten von Beate Zschäpe.
Mai 2009. Laut Ermittlern besorgt Eminger für Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe Bahncaards welche auf seinen und den Namen seiner Frau ausgestellt waren.
2011. In Grabow in Mecklenburg-Vorpommern [wo am 24. November 2011 André Eminger verhaftet wird] findet eine Kreuzverbrennung statt.
2. November 2011. Der 37-jährige Zeuge Dominik R. hat offenbar einen Streit zwischen 2 jungen Männern und einer Frau vor einem Wohnmobil im Zwickauer Stadtteil Niederplanitz beobachtet: "Ich konnte sehen, wie die Frau gestikulierte. Sie schüttelte immer wieder mit dem Kopf und hat sich mit der ganzen Hand an die Stirn gegriffen. Etwa 500 Meter von dem Streit entfernt lebte André Eminger.
04. November 2011. Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos überfallen eine Bank und begehen danach offenbar in einem Wohnmobil Selbstmord. Am Nachmittag zündet Beate Zschäpe die Wohnung des NSU in Zwickau an. Auf der Flucht versucht sie mit ihrem roten Handy André Eminger zu erreichen. Dieser war in den vergangen Jahren einer der wichtigstens Unterstützer des NSU. Nach zwei Kilometern holt er sie ein und fährt sie aus der Stadt. Zschäpe denkt laut eigener Aussage an Selbstmord und will sich vor einen Zug werfen. Zuerst muss die ihren beiden toten Freunden jedoch noch einen Wunsch erfüllen. Daher bittet sie André Eminger, sie zum Hauptbahnhof zu fahren. In der Wohnung wird später eine Werbebroschüre der Firma von Eminger gefunden.
24. November 2011. André Eminger wird in Grabow von der GSG 9 verhaftet. Er ist verdächtig, den Bekennerfilm hergestellt zu haben. Die Fachkenntnis und die technischen Möglichkeiten hatte er als Inhaber einer Medienfirma. Eminger soll seit 2003 in engem Kontakt mit den Mitgliedern des NSU gestanden haben. Sein Bruder Maik ist in der Neonazi-Szene u.a. bei der Jugendorganisation der NPD "Junge Nationaldemokraten" aktiv. Er lebt in Brandenburg und ist dem dortigen Verfassungsschutz bekannt.
Nach der Festnahme wurde er am Nachmittag per Hubschrauber nach Karlsruhe gebracht und dort dem Ermittlungsrichter vorgeführt. In seiner Wohnung finden die Beamten neben Nazi-Devotionalien auch sein Dienstzeugnis von der Bundeswehr. Der Kompaniechef bescheinigt ihm darin "Im Kameradenkreis war er anerkannt" und wünschte ihm für seinen weiteren Werdegang "alles Gute, viel Glück und Erfolg".
7. Januar 2012. In der Szene wird zu Spenden für Ralf Wohlleben, Holger Gerlach und André Eminger, die in Untersuchungshaft sitzen aufgerufen. Im Eintrag eines Facebook-Nutzers kann man den Eintrag lesen: "Wir danken allen Kameraden, die sich an den Soli-Aktionen für unseren Kameraden Ralf Wohlleben beteiligt haben. Wir möchten zum Beginn des neuen Jahres noch einmal eine Spende an die Familien überreichen, da die Anwaltskosten vermutlich ins Unermessliche steigen werden und bitten alle Kameraden um Spenden.
14. Juni 2012. Der Bundesgerichtshof hebt den Haftbefehl gegen André Eminger auf "weil er nicht dringend tatverdächtig sein soll". Die Staatsanwaltschaft ist der Meinung, dass nur Eminger mit seinen besonderen EDV-Kenntnissen als Fachinformatiker das Bekennervideo hergestellt haben kann. Der Bundesgerichtshof meint dagegen dass der Film so geschnitten ist, dass auch "ein interessierter Laie hierzu in der Lage gewesen wäre".
08. November 2012. Gegen Beate Zschäpe, Ralf Wohlleben, Carsten S., André Eminger und Holger Gerlach wird vor dem Oberlandesgericht München Anklage erhoben. Eminger wird die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Er soll auch Beihilfe zu einem Sprengstoffanschlag in der Kölner Altstadt und Beihilfe zum Raub geleistet haben. Bereits in den 1990er Jahren soll er z.B. auch bei der Anmietung von Fahrzeugen und einer Wohnung geholfen haben. E. war vom 23. November bis 14. Juni 2012 in Untersuchungshaft. In dem ausgebrannten Wohnmobil und der Wohnung wurden auch Bahncards mit den Namen von André und Susann Eminger und den Fotos von Zschäpe und Böhnhardt gefunden.
Die Mitglieder der Familie Eminger waren wohl bis zum Schluss die besten Freunde des Terrortrios. Susann Eminger besuchte ihre Freundlung Beate Zschäpe offenbar mindestens einmal in der Woche, oft auch mit ihren Kindern.
Mitte April 2013. Bei einer Hausdurchsuchung der Zwickauer Wohnung von André Eminger entdeckt das BKA in einer "exponierten Stellung" über dem Flach-TV eine DIN A4 große Kohlezeichnung von seinen toten Freunden Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Die lachenden Gesichter der beiden sind mit einer weißen Todesrune unterlegt. Auf dem Bild steht in altdeutscher Schrift "Unvergessen". Umrahmt ist das Bild mit einem braunen Rahmen. Daneben hängen die Fotos der Kinder von André und Susann Eminger.
6. Mai 2013. Am Oberlandesgericht München beginnt der NSU-Prozess gegen André Eminger und seine Mitangeklagten. Eminger wird voraussichtlich keine Aussage machen.
18. Mai 2017. André Eminger muss sich ab kommender Woche neben dem NSU-Prozess in einem weiteren Fall vor dem Amtsgericht in Zwickau verantworten. Laut Anklage hat er im Mai 2016 einen 18-Jährigen geschlagen, getreten und mit dem Tode bedroht.
Der Jugendliche soll zuvor den damals 14-jährigen Sohn von André Eminger geschubst haben. Am Abend sollte es angeblich zu einer Aussprache an einem Parkhaus kommen. Doch statt zu reden, soll Eminger den 18-Jährigen vor den Augen seines Sohnes geschlagen, getreten und mit dem Tode bedroht haben. Laut Anklage erlitt das Opfer Prellungen und Blutergüsse.
22. Mai 2017. André E. wird in zweiter Instanz schuldig gesprochen wegen Körperverletzung in Tateinheit mit Bedrohung. Statt 40 Tagessätzen soll er nun 52 Tagessätze zahlen.
Bilder von Wikimedia Commons
Johanngeorgenstadt, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Germany, Urheber: Hejkal
Die Mitglieder der Familie Eminger waren wohl bis zum Schluss die besten Freunde des Terrortrios. Susann Eminger besuchte ihre Freundlung Beate Zschäpe offenbar mindestens einmal in der Woche, oft auch mit ihren Kindern.
Mitte April 2013. Bei einer Hausdurchsuchung der Zwickauer Wohnung von André Eminger entdeckt das BKA in einer "exponierten Stellung" über dem Flach-TV eine DIN A4 große Kohlezeichnung von seinen toten Freunden Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Die lachenden Gesichter der beiden sind mit einer weißen Todesrune unterlegt. Auf dem Bild steht in altdeutscher Schrift "Unvergessen". Umrahmt ist das Bild mit einem braunen Rahmen. Daneben hängen die Fotos der Kinder von André und Susann Eminger.
6. Mai 2013. Am Oberlandesgericht München beginnt der NSU-Prozess gegen André Eminger und seine Mitangeklagten. Eminger wird voraussichtlich keine Aussage machen.
18. Mai 2017. André Eminger muss sich ab kommender Woche neben dem NSU-Prozess in einem weiteren Fall vor dem Amtsgericht in Zwickau verantworten. Laut Anklage hat er im Mai 2016 einen 18-Jährigen geschlagen, getreten und mit dem Tode bedroht.
Der Jugendliche soll zuvor den damals 14-jährigen Sohn von André Eminger geschubst haben. Am Abend sollte es angeblich zu einer Aussprache an einem Parkhaus kommen. Doch statt zu reden, soll Eminger den 18-Jährigen vor den Augen seines Sohnes geschlagen, getreten und mit dem Tode bedroht haben. Laut Anklage erlitt das Opfer Prellungen und Blutergüsse.
22. Mai 2017. André E. wird in zweiter Instanz schuldig gesprochen wegen Körperverletzung in Tateinheit mit Bedrohung. Statt 40 Tagessätzen soll er nun 52 Tagessätze zahlen.
Bilder von Wikimedia Commons
Johanngeorgenstadt, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Germany, Urheber: Hejkal
Quellen
22.05.2017, Spiegel, Urteil gegen mutmaßlichen NSU-Helfer in Zwickau, Das rätselhafte Verhalten des André E.
18.05.2017, Sueddeutsche, Justiz, Noch ein Prozess für NSU-Angeklagten André E.
14.06.2013, Stern, Heldengedenken18.05.2017, Sueddeutsche, Justiz, Noch ein Prozess für NSU-Angeklagten André E.
