Donnerstag, 30. Januar 2020

Tino Brandt - V-Mann und Angehöriger von NPD und THS


Tino Brandt wurde am 30. Januar 1975 in Rudolstadt geboren. Er war in den 1990er Jahren einer der aktivsten Neonazi-Kader in Thüringen, Landesvizevorsitzender der Nationaldemokratischen Partei (NPD) und Mitinitiator des "Freie Kameradschafts"-Netzwerkes "Thüringer Heimatschutz" (THS).
Seine Enttarnung als V-Person des Thüringer Verfassungsschutzes sorgte im Mai 2001 bundesweit für Aufsehen. Während seiner Zeit als Spitzel liefen gegen ihn 35 Ermittlungsverfahren, u.a. wegen Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Verurteilt wurde er jedoch nie. Bei Ermittlern kam der Eindruck auf, dass Brandt immer rechtzeitig vor Polizeimaßnahmen gewarnt wurde. Sein V-Mann-Führer war Reiner Bode. Von ihm soll er aus der sogenannten Beschaffungskasse bis zu 200.000 DM kassiert haben. Brandt propagiert später dass er das Geld in den Aufbau der rechten Szene gesteckt habe während Bode im Thüringer NSU-Untersuchungsausschuss aussagt dass Brandt weitaus mehr in die eigene Tasche gesteckt haben soll.

Anfang der 1990er Jahre. Tino Brandt wird in der rechtsextremistischen Szene aktiv und wird schnell zu einem der wichtigsten Neonazis in Thüringen. Bereits als Schüler rief er in seiner Heimatstadt "national befreite Zonen" aus.

Ab 1992. Tino Brandt ist Mitorganisator und Anmelder mehrerer Kundgebungen.

Mai 1993. Brandt zieht von Landau an der Isar nach Regensburg. Dort will er für die rechtsextreme Organisation Nationaler Block (NB) einen Kader aufbauen. NB war damals der bayerische Ableger der "Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front" die von dem Neonazi Michael Kühnen gegründet worden war.
Daneben beginnt er dort mit einer Ausbildung in einem Supermarkt und quartiert sich dazu in einem Lehrlingsheim des Kolpingwerks ein. Mit seiner nationalistische Propaganda gerädt er in das Blickfeld von Antifa-Gruppen die an seiner Arbeitsstelle Flugblätter mit folgender Überschrift verteilten: "Brand(t)stifter bei MEISTER? Es bedient Sie TINO BRANDT ...". Brand erstattete Strafanzeige wegen Verleumdung. Im folgenden Gerichtsprozess wurden zwei Personen welche die Flugblätter verteilt hatten zu einer Geldstrafe verurteilt. Kurz vor dem Prozess wurde die Ausbildung Brandts abgebrochen.

7. Juni 1993. Der NB wird vom Bayerischen Innenministerium verboten.

August 1993. Die "Freundeskreis Freiheit für Deutschland" wird verboten. Brandt hatte davor u.a. Informationsmaterial für die rechtsextreme Organisation verteilt. Im Zusammenhang damit wurde 2 Monate später gegen ihn von der Staatsanwaltschaft Bochum ein Ermittlungsverfahren wegen "Aufstachelung zum Rassenhaß" eröffnet.

1994. Danach zog Brandt nach Thüringen um. Dort ließ er sich vom Thüringer Verfassungsschutz als V-Mann anwerben. Sein Deckname dort lautet "Otto". Später propagiert er  den Verfassungsschutz reingelegt zu haben und statt Informationen zu stecken den Verfassungsschutz als Informationsquelle angezapft zu haben.

14. Mai 1994. Brandt organisiert in Rudolstadt ein Rechtskonzert zu dem ca. 350 Neonazis aus der gesamten Bundesrepublik anreisten. Während der Zeit tritt erstmals die "Anti-Antifa Ostthüringen" an die Öffentlichkeit.

Herbst 1994. In Thüringen formiert sich eine Anti-Antifa Ostthüringen. Initiator war Tino Brandt. Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die später zusammen mit Beate Zschäpe den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) bildeten waren stellvertretende Leiter der Sektion Jena. Neben Zschäpe waren auch André Kapke, Ralf Wolleben und Holger Gerlach mit dabei.

1996. In einer Kneipe in Gräfenthal findet ein Treffen der Kameradschaften statt. Dabei wird ein Punk fast totgeschlagen. Einer der Täter wird später von Mario Melzer (Beamter der Sonderkommission Rechtsextremismus / LKA Thüringen) vernommen. Er beschreibt Brandt als Anstifter der Aktion und Organisator der Szene. Brandt wurde wegen Landfriedensbruch angeklagt und in erster Instanz auch verurteilt. In zweiter Instanz wurde er jedoch freigesprochen.
Zuständiger Staatsanwalt in Gera war damals Gerd Michael Schultz. Dieser sagt später in den Untersuchungsausschüssen zum Nationalsozialistischen Untergrund aus, dass der Thüringer Verfassungsschutz zu der Zeit alle paar Wochen bei der Staatsanwaltschaft in Gera vorbeischaute, Akten las und Informationen abfragte. 1996 oder 1997 verlangte offenbar einer der Verfassungsschützer Auskunft, warum Schultz  ausgerechnet Tino Brandt hinter Gitter bringen wolte.

28. Juli 1996. Am Hungerborn bei Kahla, auf dem 2.180 Quadratmeter großen Flurstück 404 werden von Polizeibeamten die Personalien von 8 Personen aufgenommen. Drunter sind auch die von Tino Brandt und André Kapke Das Grundstück gehört offenbar Peter Dehous (Verleger rechtsextremistischer Zeitschriften) der es wiederum an Tino Brandt verpachtet hatte. Spätestens im Herbst 1997 wurden dort auch Schießübunben abgehalten. Auf Bildern die von Polizeibeamten gemacht wurden hat man André Kapke, Uwe Böhnhardt und Tino Brandt identifiziert.

1996/97. Der Thüringer Heimatschutz (THS) geht aus der "Anti-Antifa Ostthüringen" hervor. Maßgeblich aufgebaut wurde der Thüringer Heimatschutz durch Tino Brandt, dem stellvertretenden Vorsitzenden des NPD-Landesverbandes Thüringen, Ralf Wohlleben und André Kapke. Daneben waren auch die 3 späteren Terroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe mit an Bord. Brandt ist offiziell Pressesprecher des THS. Der THS trug entscheidend zur bundesweiten Vernetzung der Thüringer Neonaziszene bei. Beamte wie Mario Melzer fragen sich bis heute, ob es den THS ohne die finanzielle Unterstützung des Thüringer Verfassungsschutzes gegeben hätte.
Zu der Zeit stoppt der Zoll an Brandt adressierte Bücher mit der Anleitung zum Bau von Rohrbomben. Er rechtfertigte sich offenbar damit das es sich um eine Fehlbestellung handelte.

1996. Um Brandt bildet sich der "Deutsche Freundeskreis" (DFK). Dessen Hauptbetätigungsfeld war die Rekrutierung und Vernetzung rechtsextremer Jugendlicher im Raum um Saalfeld und Rudolstadt.

Ab Mitte der 1990er Jahre. Brandt arbeitet als kaufmännischer Angestellter bei dem rechtsextremistischen Nation und Europa-Verlag im fränkischen Coburg. Zudem ist er Korrespondent der neonazistischen, von Frank Schwerdt herausgegebenen "Berlin-Brandenburger Zeutung. Unter dem Pseudonym "Till Eulenspiegel" ist er im Mailboxsystem "Thule-Netz" aktiv. Für "Nation und Europa" war er auch an der Ausgestaltung eines Kongresses der "Gesellschaft für freie Publizistik (GfP) beteiligt. An seinem Arbeitsort Coburg gründete er mit dem "Fränkischen Heimatschutzbund" nach dem Vorbild des THS ein weiteres Netzwerk. Mit weiteren Neonazi-Kadern nimmt er an einer Reise nach Südafrika zu Claus Nordbruch teil. Dort hielten sie u.a. Schießübungen ab. Von Claus Nordbruch wird später die Information verbreitet dass der bayerische Verfassungsschutz Brandt nach seinem Umzug nach Franken anwerben wollte.

Ende der 1990er Jahre. Laut einem Artikel der Berliner Zeitung (im Jahr 2012) sabotiert der Türinger Verfassungsschutz Ermittlungsmaßnahmen der Polizei. V-Mann Tino Brandt bekam Informationen über Obervierungen gegen ihn. In mehreren Fällen wurden observierende Polizeibeamten demnach von Mitarbeitern des Verfassungsschutzes beschattet.

Ab 1999. Tino Brandt wird Landespressesprecher der NPD in Thüringen.

März 1999. Der V-Mann Brandt bereichtet über ein Telefongespräch mit Uwe Böhnhardt.

1. Dezember 1999. In Jena findet eine Veranstaltung der Jenaer Burschenschaft "Jenensia" statt. Peter Dehoust, Herausgeber von Nation und Europa, der Arbeitgeber Brandts tritt als Referent auf. Der THS dabei auch Brandt stellt den Saalschutz. Es kommt wegen dem Auftritt von Dehoust zu einem Eklat bei dem sich eine Gruppe Burschenschafter und Alte Herren von der Jenensia abspalten und angeblich unter Beteiligung von Brandt die rechtsextreme Burschenschaft Normannia zu Jena gründen.

2000. Die eingerichtete Internetseite des Thüringer Heimatschutzes wurde auf Tino Brandt angemeldet.
Der Thüringer Verfassungsschutz lies dem NSU im Jahr 2000 über Mittelsmänner mehr als 2000 DM (ca. 1000 Euro) für gefälschte Pässe zukommen. Die Behörde soll aus abgehörten Telefonaten gewusst haben, dass die NSU dringend Geld für neue Pässe brauchte. Man wollte offenbar mit der Geldzahlung Hinweise auf Aufenthaltsort und die Tarnnahmen der Terroristen bekommen. Zudem sollte damit Brandts Ansehen in der Szene gestärkt werden.
Das Geld wurde offenbar Tino Brandt (NPD-Funkktionär und V-Mann) übergeben. Brandt übergab das Geld jedoch nicht direkt sondern über einen weiteren Mittelsmann. Zudem wurden die Meldeämter nicht eingeweiht. Die 3 NSU-Miglieder konnten sich neue Ausweise beschaffen und mit ihren neuen Identitäten unterkannt untertauchen. Es ist nicht bekannt ob der NSU die 2000 DM erhalten hat. Vom Verfassungsschutz gibt es eine Bestätigung dass die Geldübergabe gescheitert war weil ein Mittelsmann das Geld für sich selbst verwendet hat.

April 2000. Tino Brandt wird stellvertretender Landesvorsitzender der NPD in Thüringen. Aus "technischen Gründen" muss er das Amt des Pressesprechers niederlegen nachdem 3 Verfahren wegen "Verwendens von Symbolen verfassungswidriger Organisationen" gegen ihn bei der Staatsanwaltschaft Gera anhängig waren und mehrere Hausdurchsuchungen bei ihm stattgefunden hatten.

Sommer 2000. Brandt ist führend an der Gründung des Thüringer Landesverbandes der NPD-Jugendorganisation JN beteiligt.

2001 bis 2006. In Hardthausen am Kocher  haben 3 frühere Rechtsextremisten eine Internetfirma. Einer davon war zwischen 1996 und 1997 V-Mann des baden-württembergischen Verfassungsschutzes und später Landeschef der NPD Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten".

Ende Januar 2001. Laut Thomas Sippel [Mai 2001] ist die Zusammenarbeit mit Brandt endgültig gekündigt.

12. Mai 2001. Die "Thüringer Allgemeine" (TA) berichtet dass der Landesverfassungsschutz von Thüringen den Neonazi Tino Brandt seit mehreren Jahren als Spitzel führt.  Im Vorfeld ihrer Veröffentlichungen observierte die TA ein Treffen von Brandt mit seinem Verbindungsmann beim Verfassungsschutz. Sowohl Brandt als auch die NPD leugneten zunächst. Auch Christian Köckert (CDU - Innenminister Thüringens) als auch Thomas Sippel (Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz) wiegelten ab.

21. Mai 2001. In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" gesteht Tino Brandt selbst, seit 1994 unter dem Decknamen "Otto" für den Verfassungsschutz in Thüringen gearbeitet zu haben. Laut eigenen Angaben hat er Anfang 2001 seine Tätigkeit für den Verfassungsschutz in Thüringen eingestellt. Nach seiner Abschaltung soll es noch 7 Nachbereitungstreffen gegeben haben. Grund für die Beendigung der Zusammenarbeit soll der Eklat in Jena am 1. Dezember 1999 gewesen sein.
Nach der Beendigung der Zusammenarbeit durch den Geheimdienst und der beinahe zeitgleichen Enttarnung Thomas Dienels wurden die Informationen jedoch knapp so dass sich der langjärhige Verbindungsmann Brandt im Verfassungsschutz nachdrücklich für dessen Reaktivierung einsetzte so dass beinahe wöchentlich wieder Treffen in Coburg stattfanden.
Während der gesamten Zeit als Spitzel kassierte Brandt für seine Mitarbeit mehr als 200.000 DM (ca. 100.000 Euro), das entspricht wöchentlich etwa 800 DM (400 Euro) Honorar. Dafür lieferte Brand Informationen über geplante oder durchgeführte gewalttätige Übergriffe von Neonazis auf politische Gegner und untereinander, Einschätzungen von Demonstrationen und Aufmärschen. Er identifizierte Personen auf vorgelegten Fotos und gab später Auskünfte über interne Kommentare und Beschlüsse der NPD. Der Thüringer Allgemeinen erklärt er später, erhabe das Geld vor allem zur Finanzierung von rechtsextremen Aktivitäten genutzt.
Kurz danach tritt er von seinen Ämtern zurück und aus der NPD aus um "Die Partei nicht länger (zu) belasten". Ralf Wohlleben (Pressesprecher der NPD) gibt die Erklärung ab dass "weder der Landesvorstand der NPD Thüringen noch der Parteivorstand Kenntnis von der Tätigkeit Tino Brandts hatten. Es ist auch nicht eine einzige Mark vom Salär in die Parteikassen geflossen." In einer ZDF-Sendung wurde das von Brand bestätigt. Laut seiner Aussage hat er die Gelder des Verfassungsschutzes für sseine politische Tätigkeit außerhalb der NPD, insbesondere für den THS verwendet. Beispielsweise wurde demnach damit die Herstellung von Handzetteln für eine breite Öffentlichkeitskampagne und weitere Werbeoffensiven des THS finanziert.
Hans Günter Eisendecker (NPD-Justiziar) legt nach der Enttarnung Brandts von sich aus ein Mandat für dessen Verteidigung nieder.
In der Folgezeit versuchen Teile der rechtsextremistischen Szene Brandt als homosexuell zu diffamieren um ihn in der vorwiegend homophoben Neonazi-Szene weiter zu diskreditieren.
Bereits ein Jahr zuvor hatte Helmut Roewer (Ex-Präsident des Verfassungsschutzes von Thüringen) wegen der Affäre um Thomas Dienel zurücktreten müssen. Thomas Sippel, der Nachfolger von Roewer hatte nach seiner Amtsübernahme versprochen dass führende Köpfe der Neonazis weder angeworben noch geführt werden. Es wird jedoch bekannt das jetzt noch 6 bis 7 Führungspersonen der NPD in Thüringen Gelder vom Verfassungsschutz Thüringen bekommen.
Christian Köckert (Innenminister von Thüringen) hat desweiteren behauptet dass Brandt bereits 2000 und damit noch unter Sippels Vorgänger Roewer abgeschaltet worden wäre. Das ist offenbar soweit auch richtig. Er wurde jedoch von Peter Nocken (Ex-Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes) nach Rücksprache mit Georg Brüggen (Erfurter Innenstaatssekretär und Staatskanzleichef in Sachsen) wieder eingesetzt. Eine Dienstaufsichtsbeschwerde vom Juni 2000 belegt dass Köckert davon im Bilde war dass Brandt nach dem Auffliegen Dienels wieder eingesetzt worden war.
Laut Thomas Sippel ist die Zusammenarbeit mit Brandt engültig gekündigt. 7 "konspirative" Nachtreffen", für die Brandt insgesamt 6900 DM (ca. 3450 Euro) erhielt) werden nicht erwähnt.

9. November 2004. Tino Brandt erwirbt bei einer Zwangsversteigerung für 186.000 Euro in Hardthausen am Kocher bei Heilbronn eine Doppelhaushälfte. 26.000 Euro legt er in bar als Sicherheitsleistung auf den Tisch. Bei den Formalitäten lässt er sich durch Bevollmächtige aus Heilbronn vertreten. Er selbst soll nie dort gelebt haben. Statt dessen lebte dort offenbar von 2004 bis 2007 die Vorbesitzerin zur Miete.
Zur selben Zeit sind angeblich Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt im Raum Ludwigsburg und Stuttgart unterwegs. Von Beate Zschäpe gibt es ein Foto das irgendwann vor 2004 in Ludwigsburg aufgenommen wurde.
Während der Zeit wird wegen ihn von der Staatsanwaltschaft Gera auch wegen des Verdachts der Geldwäsche ermittelt. Diese stellt das Verfahren gegen ihn jedoch etwa 1 Jahr später ohne greifbares Ergebnis ein.


20. Januar 2007. Thorsten Heise hat, wie sich später (nach der Hausdurchsuchung im Oktober 2007) herausstellte, heimlich Gespräche mit Gleichgesinnten aufgezeichnet. Darunter heute ein Treffen mit Tino Brandt (Kopf vom "Thüringer Heimatschutz" (THS) und V-Mann für den Thüringer Verfassungsschutz).
Heise kommt bei der Unterhaltung laut Protokoll schnell zur Sache. Er will wissen, wie das mit dem Thüringer Verfassungsschutz bei ihm so gelaufen ist. 
Brandt antwortet: Man habe ihm damals "Antifa-Zeitungen" mitgebracht welche der Neonazi-Szene nicht zugänglich gewesen wären und ihm angeboten, noch mehr solches Material zu liefern. Die Atmosphäre zwischen ihm uns seinem V-Mann-Führer wäre sehr locker gewesen. "Dann hat sich das alles entwickelt. Man hat Kohle bekommen von denen".
Heise interessiert sich für jedes Detail und möchte wissen wie der Verfassungsschutz arbeitet.
Brandt gibt bereitwillig Auskunft: Einmal die Woche sollen sich Verfassungsschützer, hochrangige Polizeibeamte und Mitarbeiter des Innenministeriums getroffen und ausgetauscht haben. "So, und da ich ja nun ununterbrochen aufgetaucht bin, hat dann das Landesamt für Verfassungsschutz mein Auto observierenlassen ... Ich glaube heute ist das anders, die Behörden arbeiten doch enger zusammen ... Früher war es so, jedes Amt war eifersüchtig aufeinander, wollte Informationen und Quellen möglichst schützen."
Weiter erklärt Brandt dass Verfassungsschützer nie eine Quelle preisgeben würden. "Das heißt, viele Sachen haben einfach auch nur deswegen funktioniert, weil man wußte, wie der Dienst funktioniert. Der Dienst hat eigentlich ein ganz wichtiges Motto, das heißt Quellenschutz."
Dann erklärt Brandt dass die Szene genau wisse, wie der Verfassungsschutz arbeite. "Das Landesamt hat nur ein Interesse: Information, pure Information."
Weiterhin interessiert sich Heise für die Zusammenarbeit der konkurrierenden Verfassungsschützer auf Landes- und Bundesebene.
Brandt erzählt dass sie ihn einmal "auf Arbeit" angerufen haben "Wir können erst mal nicht mehr bei dir anrufen, weil Handy und Dings ist Papi". Das soll bedeutet haben dass das Landeskriminalamt oder der Bundesverfassungsschutz mithört.
Brandt gibt weiter damit an, wie der Verfassungsschutz Brandt mit viel Geld über Jahre hofierte und dadurch die rechte Szene unterstützte. Mit dem Geld hat Brandt laut eigenen Angaben unter anderem auch Strafbefehle anderer Neonazis bezahlt.
Bei Hausdurchsuchungen die sehr früh am Morgen stattgefunden haben soll Brandt den Ermittlern eine aufgeräumte Wohnung incl. gelöschter Festplatte gezeigt haben. Sämtliche Verfassungsschützer im Thüringer NSU-Ausschuss wiesen den Vorwurf, ihn gewarnt zu haben jedoch empört von sich. Brandt sagt auf den Tonbandmitschnitten: Nur zweimal habe er nicht vorher Bescheid gewusst. "Gut, ist dann natürlich schon praktisch, wenn ich einen Tag vorher weiß, dass die kommen."
Weiter spricht er auch über das NSU-Trio - Uwe Mundlos, Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt. Laut den Aufzeichnungen spekulierten die Behörden nach dem Verschwinden darüber dass der THS "der legale Arm einer Terrorbewegung werden könnte". Er redet weiter davon dass die Untergetauchten "in der Zwischenzeit andere Sachen machen müssen", durch die es "neue Verjährungsfristen" geben könne.

2008. Weil der Kaufpreis für die Doppelhaushälfte von Timo Brandt in Hardthausen am Kocher nie beglichen wurde verkauft der Zwangsverwalter der Bank das Objekt wieder.

November 2011. Maria Scharfenberg (Bündnis90/Die Grünen / Landtagsabgeordnete in Bayern) stellt an die bayerische Staatsregierung eine Anfrage ob Brandt in seiner Regensburger Zeit für den Bayerischen Verfassungsschutz gearbeitet hat.

06. Dezember 2011. Laut Bild am Sonntag berichtet ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes vor der geheim tagenden Kontrollkommission des Thüringer Landtags davon dass der Thüringer Verfassungsschutz den NSU im Jahr 2000 über Mittelsmänner mehr als 2000 DM (ca. 1000 Euro) für gefälschte Pässe zukommen lies.

18. Dezember 2011. Laut "Berliner Zeitung" sabotierte der Thüringer Verfassungsschutz einzelne Fahndungsmaßnahmen der Polizei indem er Tino Brandt über Observationsmaßnahmen der Polizei unterrichtete. Ihm soll unter anderem mitgeteilt worden sein, dass die Polizei ihn aus einer angemieteten Wohnung in der Nähe seines Hauses in Rudolstadt überwachte.

Januar 2012. Aus einer Stellungnahme des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann geht hervor dass Tino Brandt bereits Anfang der 1990er Jahre bis 2002 vom bayerischen Verfassungsschutz überwacht aber nicht kontaktiert wurde. Zwischen den Landesämtern für Verfassungsschutz Thüringen und Bayern soll es diesbezüglich zu einem Informationsaustausch gekommen sein. Er soll demnach auch nicht in Diensten des Bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz gestanden haben.

26. Januar 2012. Tino Brand ist von der Bundesanwaltschaft zur sogenannten Zeugeneinvernahme nach Karlsruhe geladen. Dort schildert er sein Verhältnis zu Uwe Mundlos, Beate Zschäpe und Uwe Böhnardt die den Kern der rechtsextremen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) gebildet haben sollen.

16. März 2012. Laut der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von Martina Renner (Die Linke / Landtagsabgeordnete von Thüringen) wurde gegen Brandt seit 1994 35 Mal u.a. wegen Volksverhetzung, Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, Betrug und der Bildung krimineller Vereinigung ermittelt. Die meisten Verfahren wurden eingestellt. Achtmal wurde er verklagt aber nicht verurteilt.

23. März 2012. Eine Beamtin des Bundeskriminalamtes wird auf dem Grundbuchamt in Hardthausen am Kocher vorstellig im Zusammenhang mit dem "Ermittlungsverfahren gegen Beate Zschäpe und Andere (Az: 2 BJs 162/11)".

28. März 2012. Die Staatsanwaltschaft führt bei ihm eine Hausdurchsuchung durch. Danach wird gegen ihn und 13 Personen aus seinem Umfeld wegen gewerbsmäßigem Bandenbetrug ermittelt. Über Versicherungsbetrug mit fingierten Arbeitsunfällen in ihrer Firma sollen sie sich Geld beschafft haben.

September 2012. Brandt meldet Privatinsolvenz an. Die Forderungen der Gläubiger summieren sich laut einem Bericht der Thüringer Allgemeinen auf einen siebenstelligen Betrag. Zwischenzeitlich wird auch eine mögliche Verbindung zum Polizistenmord von Heilbronn bei dem die ebenfalls aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt  stammende Michèle Kiesewetter ermordet wurde untersucht. Sein Haus in Hardthausen stand laut Aussage des späteren Besitzers zum Zeitpunkt des Mordes offenbar leer.

09. Oktober 2012. Reiner Bode (Verfassungsschützer aus Thüringen) verteidigt die Zahlungen an Brandt. Seiner Meinung nach war Brandt ein Topzugang zur rechten Szene von ganz Deutschland. Zudem soll Brandt auch mit dem Geld in seinen Aktivitäten "eingebremst" worden sein.

Quellen
13.06.2013, Zeit, NSU-Mordserie, Es geschah an einem Montag
22.01.2013, Sueddeutsche, Thüringer Rechtsextremist in Bayern, Unbehelligt von der Polizei
09.10.2012, MDR, Thüringer Landtag, Ex-Verfassungsschützer verteidigt Zahlungen an Brandt
08.10.2012, Spiegel, V-Mann-Führer vor NSU-Ausschuss, "Geld ist das einzige Führungsmittel"
22.06.2012, in Südthüringen, Tino Brandt und ein Haus bei Heilbronn
20.06.2012, MDR, Mord an Thüringer Polizistin, BKA prüft Hauskauf von Tino Brandt
Wikipedia, Tino Brandt