Montag, 1. November 2021

Karl Lauterbach

Karl Lauterbach (2020)

Der deutsche Politiker, Mediziner und Gesundheitsökonom Karl Wilhelm Lauterbach wurde am 21. Februar 1963 in Düren geboren.

Er gehört der politischen Partei Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) an. Früher war er Mitglied der Christlich Demokratischen Union (CDU).

Seit 2005  ist er Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Seine Arbeitsschwerpunkte dort sind die Gesundheits- und Sozialpolitik.

Große öffentliche Bekanntheit erlangte er seit Beginn der COVID-19-Pandemie.

Die wichtigsten von Lauterbach vertretenen Thesen zur Gesundheitspolitik sind:

  • Einführung einer Bürgerversicherung im Gesundheitswesen
  • Bekämpfung von Tendenzen in Richtung einer Zwei-Klassen-Medizin
  • Ausrichtung der medizinischen Versorgung an Evidenz und Kosten-Effektivität
  • Berücksichtigung von distributiven Ergebnissen neben den allokativen Ergebnissen von Gesundheitsprogrammen, d. h. Bekämpfung sozialer Ungleichheit durch Gesundheitspolitik
  • Totalverbot von Tabakwerbung
  • schrittweise Legalisierung von leichten und härteren Drogen, wie beispielsweise Cannabis und Kokain
  • Neben diesen Schwerpunkten engagiert sich Lauterbach auch in anderen Bereichen wie der Bildungs- oder Sozialpolitik. Er gilt als „Querdenker“ in der SPD und ist erklärter Gegner des dreigliedrigen Schulsystems.
  • Lauterbach hat sich schon in seiner Zeit als Wissenschaftler für seine gesundheitspolitischen Vorstellungen eingesetzt, u. a. als Berater der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt.
Ein Markenzeichen Lauterbachs war lange Zeit die Fliege, die er seit seiner Zeit als Arzt in den USA anstelle einer Krawatte trug. Die Fliege werde in den USA als Erkennungsmerkmal des Arztes auf der Station genutzt, da eine Krawatte aus hygienischen Gründen nicht in Frage kommt. Seit dem Jahr 2020 trägt er überwiegend einen offenen Hemdkragen.

Lauterbach unterstützt als Pate das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Leverkusen bei der Aktion Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage.

Lauterbach heiratete 1996 die Epidemiologin und Ärztin Angela Spelsberg, mit der er vier Kinder hat. Sie lebten ab 2004 getrennt und ließen sich 2010 scheiden. Aus einer anderen Beziehung hat er ein weiteres Kind.

Leben

21. Februar 1963. Karl Wilhelm Lauterbach wird in Düren geboren. Er wächst in Oberzier in unmittelbarer Nähe der Atomforschungsanlage Jülich als Kind einer katholischen Arbeiterfamilie auf. Sein Vater arbeitet in einer nahe gelegenen Molkerei.

Trotz sehr guter Leistungen in der Grundschule erhält er nur eine Hauptschulempfehlung, was er später als eine Diskriminierung aufgrund seiner familiären Herkunft begreift. An der Hauptschule ist er unterfordert und wechselt mit Unterstützung seiner Lehrer zuerst auf die Realschule, dann aufs Gymnasium am Wirteltor, wo er sein Abitur ablegt.

Ab 1982. Lauterbach studiert Humanmedizin an der RWTH Aachen und an der University of Texas at San Antonio (USA). 

1991. Er wird im Rahmen von Studien an der Atomforschungsanlage Jülich und an der University of Arizona in Tucson von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit der Dissertation Weiterentwicklung des Parametric Gammascopes auf der Grundlage von experimentellen und klinischen Studien zum Dr. med. promoviert.

1989 bis 1992. Er studiert an der Harvard School of Public Health, wo er 1990 einen Master of Public Health (MPH) mit Schwerpunkten Epidemiologie und Health Policy and Management erlangt und 1992 einen Master of Science (M.sc.) in Health Policy and Management.

1992 bis 1993. Er hat ein Fellowship der Harvard Medical School inne.

1995. Gefördert von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, erlangt Lauterbach an der Harvard Medical School den Abschluss Scientiæ Doctor (Sc.D.). Einer seiner Betreuer ist Amartya Sen.

1996. Die Universität zu Köln beauftragt Lauterbach als neu berufenen Professor mit der Gründung des Instituts für Gesundheitsökonomie, Medizin und Gesellschaft (IGMG), welches seinen Betrieb Ende Februar 1997 aufnimmt.

1998. Er wird Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomie, Medizin und Gesellschaft (IGMG) [später umbenannt in Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE)].

1999 bis September 2005. Lauterbach ist Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen.

2001. Er tritt der SPD bei.

Juli 2001 bis Juni 2013. Er ist Mitglied des Aufsichtsrats der Rhön-Klinikum AG. Er gibt den Posten im Zusammenhang mit seiner Berufung in das Kompetenzteam von Peer Steinbrück für die Bundestagswahl 2013 ab.

Bis 2003. Er veröffentlicht 294 Publikationen und verfasst bzw. teilverfasst zehn Bücher.

2003. Er ist Mitglied in der Kommission zur Untersuchung der Nachhaltigkeit in der Finanzierung der Sozialen Sicherungssysteme („Rürup-Kommission“).

18. September 2005. Er wird bei der Bundestagswahl per Direktmandat im Wahlkreis Leverkusen – Köln IV mit 48,6 Prozent der Stimmen in den Bundestag gewählt. Aufgrund seines Bundestagsmandats wird er vom Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE) beurlaubt.

Er ist in der 17. Legislaturperiode der Sprecher der Arbeitsgruppe Gesundheit der SPD-Bundestagsfraktion, seine Nachfolgerin wird Hilde Mattheis.

Ab 2008. Er ist Adjunct Professor für Gesundheitspolitik und -management an der Harvard School of Public Health, wo er auch noch regelmäßig unterrichtet.

Karl Lauterbach bei der Vorstellung seines
Buchs Gesund im kranken System (2009)

27. September 2009. Er wird bei der Bundestagswahl per Direktmandat im Wahlkreis Leverkusen – Köln IV mit 37,1 Prozent der Stimmen in den Bundestag gewählt. 

2010. Er erhält die Approbation als Arzt in Deutschland. Diese hat er nach dem Abschluss seines Medizinstudiums zunächst nicht beantragt.

2011. Karl Lauterbach kassiert als Aufsichtsrat in diesem Jahr laut Geschäftsbericht der Rhön AG 62.000 Euro. Der Mindestlohn in der Reinigungsbranche beträgt derzeit sieben Euro im Osten und 8,55 Euro im Westen. Und selbst dieser Mindestlohn steht in vielen Fällen nur auf dem Papier.

2012. Karl Lauterbach kassiert als Aufsichtsrat in diesem Jahr laut Geschäftsbericht der Rhön AG 62.000 Euro.

Mai 2012. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) hat ab jetzt das Vorkaufsrecht wenn ärztliche Praxen geschlossen werden. Herr Lauterbach (SPD - Gesundheitspolitiker), der sich für die "Ökonomisierung" des Gesundheitswesens ins Zeug legt kauft zwischenzeitlich die Praxen auf. Sie werden ihm von der KV zugeschoben und gehen in medizinische Konsortien über. Mit der Rhön-Klinik, deren Gründer er ist macht Lauterbach Millionen. Das Rhön-Klinikum stellt wiederum beispielweise bei der Barmer Ersatzkasse den Chef.

5. Juni 2013. Er wird in das Kompetenzteam des SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück berufen.

22. September 2013. Er wird bei der Bundestagswahl per Direktmandat im Wahlkreis Leverkusen – Köln IV mit 41,4 Prozent der Stimmen in den Bundestag gewählt. Er ist ordentliches Mitglied im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz.

18. September 2013. Die Rhön AG ist ein Konzern, der Putzkräfte jahrelang systematisch ausgebeutet und so den Mindestlohn unterlaufen haben soll. So haben es viele Beschäftigte dem Zoll berichtet, als dieser umfangreich ermittelte. Viele Leser der Süddeutschen Zeitung haben sich daraufhin auf die Berichterstattung gemeldet und auf Lauterbachs frühere Tätigkeit als Kontrolleur der Rhön AG verwiesen.

Sie wollen wissen, wie der Kampf der SPD für Mindestlöhne zusammenpasse mit dem Wirken ihres Abgeordneten in dem privaten Klinik-Konzern. Was hat Lauterbach da eigentlich gemacht bei Rhön? Die Süddeutsche Zeitung hat die Frage der Leser, ob er von den offenkundigen Missständen nichts mitbekommen habe, an den Abgeordneten weitergereicht. Per Mail um 12.36 Uhr, mit der Bitte um Antwort. Die folgt prompt, um 12.52 Uhr per Anruf aus einem Bundestagsbüro. "Herr Lauterbach wird das nicht kommentieren", erklärt ein Mitarbeiter des Abgeordneten.

Die Rhön AG streitet die Vorwürfe ab. Die eigenen Reinigungsfirmen seien "unberechtigterweise" in die Kritik geraten. Auf konkrete Fälle geht Rhön jedoch nicht ein.

Ende 2013 bis September 2019. Er ist stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und dort zuständig für die Themen Gesundheit, Bildung und Forschung sowie für Petitionen.

19. Dezember 2014. Der frühere Parlamentarier Sebastian Edathy hat sein Mandat wegen Ermittlungen gegen ihn niedergelegt. Ihm wird vorgeworfen, kinderpornografisches Material besessen zu haben. Nun bezichtigt er Karl Lauterbach auf seiner Facebook-Seite der Lüge. Lauterbach hat in der ZDF-Talkshow "Maybrit Illner" gesagt, er habe Edathy im Februar medizinische Hilfe angeboten. Kurz vor einem Talkshowauftritt zur Affäre will Lauterbach den Kontakt zu Edathy per SMS wieder abgebrochen haben. Edathy schreibt dazu: "Ist schlicht gelogen. Und das auch noch völlig ohne Not."

Ab 2017. Lauterbach ist Mitglied der überparteilichen Europa-Union Deutschland, die sich für ein föderales Europa und den europäischen Einigungsprozess einsetzt.

24. September 2017. Er wird bei der Bundestagswahl per Direktmandat im Wahlkreis Leverkusen – Köln IV mit 38,5 Prozent der Stimmen in den Bundestag gewählt.

Im 19. Deutschen Bundestag ist Lauterbach ordentliches Mitglied im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz sowie im Unterausschuss Europarecht. Zudem gehört er als stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuss an.

Nina Scheer (l.) mit Karl Lauterbach bei der
Regionalkonferenz in Nieder-Olm 2019
zur Wahl des SPD-Vorsitzes

Juli 2019. Er gibt seine Kandidatur als SPD-Vorsitzender im Duo mit seiner Parteikollegin Nina Scheer bekannt. In der ersten Mitgliederbefragungsrunde erringt das Duo den 4. Platz mit 31.271 Stimmen (14,6 %).

1. Juli 2019. Reporter des ARD-Magazins „Kontraste“ fragen am Rande einer Kundgebung des fremdenfeindlichen PEGIDA-Bündnisses in Dresden nach ihrer Ansicht zum Mord an Walter Lübcke. Im Vergleich zur linksextremen Gefahr sei ein Mord, „alle zwei, drei Jahre, aus irgendwelchen Hass-Gründen, relativ normal“ lautet die Antwort eines Befragten. Ein anderer sagt auf die Frage, ob Mord eine menschliche Reaktion sei: „Ja, wie es in den Wald hinein gerufen wird, so schallt's wieder raus.“

Auf Twitter zeigen sich viele Nutzer empört über die Aussagen, darunter auch mehrere Politiker. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet schreibt in dem sozialen Netzwerk: „In was für Zeiten leben wir, in denen vor laufender Kamera offen ein Mord gutgeheißen wird?“ Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende fügt hinzu: „Man erschaudert vor diesen Abgründen.“

Ruprecht Polenz meint auf Twitter zu der Kurzversion des „Kontraste“-Beitrags: „Eine Minute, in der es einem kalt den Rücken runter läuft.“

Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Karl Lauterbach twittert: „Die #Pegida Leute können einem wirklich Angst machen. Menschen, die über einen ermordeten demokratischen Politiker wie #Lübcke schadenfroh Spott absondern, sind zu allem fähig.“

Auch die stellvertretende Parteivorsitzende der Linken Martina Renner äußert sich besorgt. „Die einen führen die Worte – die anderen führen die Waffen“, twittert sie.

Bei Twitter schreibt Martin Dulig, „wer schon wieder anfängt, einzuteilen, wer oder was lebenswert ist und wer nicht, bereitet den Weg, der schon einmal zu Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung führte. Klare Kante gegen Nazis! Das sind keine ,besorgten Bürger‘, sondern faschistische Wegbereiter!“

2020/2021. Während der COVID-19-Pandemie tritt Lauterbach oft als Experte vor allem in Talkshows und Fernsehinterviews auf. Im ersten Halbjahr 2020 ist er in den Talkshows von ARD und ZDF mit großem Abstand häufigster Gast. Auch im weiteren Verlauf des Jahres ist er des Öfteren Gesprächspartner bei Interviews auf Nachrichtensendern wie Welt oder n-tv, ebenso als Gast in Talkshows wie hart aber fair oder bei Markus Lanz. Er äußert dort seine Ansichten zur Pandemie und zu den getroffenen Maßnahmen und warnt früh vor einer zweiten Welle der Pandemie. Er spricht sich für strenge Kontaktbeschränkungen aus und gehört zu den scharfen Kritikern schneller Lockerungen. Lauterbach veröffentlicht auch Twitter-Nachrichten zur Pandemie, oft mehrmals täglich. Die Rubrik „Faktenfinder“ der ARD-Tagesschau bewertet, die meisten Tweets seien „fundiert und nicht zu beanstanden“, wirft ihm bei drei seiner Nachrichten aber vor, sie seien ungenau oder ließen bestimmte Aspekte unter den Tisch fallen.

14. Januar 2020. Mitte November 2019 wählten die Abgeordneten von CDU/CSU, SPD, FDP, Grünen und Linken den AfD-Politiker Stephan Brandner von seinem Amt als Vorsitzender des Rechtsausschusses ab. Trotz seiner Abwahl nutzt Brandner weiterhin das Büro des Ausschussvorsitzenden, das im Paul-Löbe-Haus liegt.

SPD-Politiker Karl Lauterbach veranlasst das nun zu einem Tweet. Brandner "weigert sich seit Wochen, das Ausschussbüro zu räumen", schreibt Lauterbach: "Er besetzt quasi die Räume. Gibt er nicht nach, muss Schäuble mit der Bundestagspolizei das Hausrecht durchsetzen." Der Tweet verbreitete sich rasch.

Das, was Lauterbach beschreibt ist aber laut SPIEGEL so nicht richtig. Denn die Ausschussbüros sind demnach nicht an den jeweiligen Ausschussvorsitzenden gebunden, sondern werden den Fraktionen zugeteilt. Solange seine eigene Fraktion Brandner also nicht auffordert, die Räume aufzugeben, muss er dies nicht tun.

10. März 2020. In der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie in Deutschland kritisiert Wolfgang Wodarg u. a. in einem Meinungsbeitrag und in der ZDF-Sendung Frontal21 die Quarantänemaßnahmen und Verbotsregelungen als „Panikmache“ und erklärt, Epidemien mit Coronaviren träten jedes Jahr auf und bedürften keiner besonderen Schutzvorkehrungen oder Tests. Ein positiver PCR-Test habe für sich genommen, besonders mit sehr hohen Ct-Werten, noch keine krankheitsindizierende klinische Bedeutung. Die wegen der Pandemie verhängten Maßnahmen der Gesundheitsbehörden und die Empfehlungen der WHO und später des Robert Koch-Instituts bewertet Wodarg als überzogen und interessengetrieben und bezeichnet diese Institutionen als viel zu oft „durch Sekundärinteressen aus Wirtschaft und/oder Politik korrumpiert“.

In weiteren Beiträgen und Videos bezieht er sich auf eine in PNAS veröffentlichte schottische Studie, welche die humanen Coronaviren 229E, NL63 und HKU1 nachwies. Diese sind weltweit als Auslöser von Atemwegserkrankungen und Erkältungen bekannt, führen aber meist zu Verläufen ohne Symptome oder mit moderaten Symptomen. Sie sind von SARS-CoV und dem 2019/2020 ausgebrochenen SARS-CoV-2 zu unterscheiden. Wolfgang Wodarg führt u. a. die Schweinegrippe und die Ergebnisse im diesbezüglichen Untersuchungsausschuss des Europarates an, um vor angeblich gewollter Verunsicherung der Bevölkerung und teils schadhaften, sonderzugelassenen Impfstoffen zu warnen (Notzulassungen). Er bezeichnete die „Angstmachung“ vor der Schweinegrippe als „totale Fehlannahme“ und weist auf zuvor veränderte Kriterien der WHO für Pandemien hin.

Außerdem kritisiert Wolfgang Wodarg, es gebe „keine validen Daten und keine Evidenz für außergewöhnliche gesundheitliche Bedrohung“, die noch abrufbaren amtlichen Statistiken zur Mortalität und diverse nationale „Grippe-Monitoring Institute“ zeigten „die normalen Kurvenverläufe“. Die saisonale „Grippe“ verlaufe wie immer, die benutzten Tests seien „nicht amtlich validiert“ und würden „bei ohnehin Schwerkranken“ angewendet und seien dann für die Abschätzung einer Seuchengefahr unbrauchbar. Ohne die in ihrer Aussagekraft und „ihrer verfälschenden Anwendung fragwürdigen Tests“ gäbe es keine Indikation für Notfallmaßnahmen, Wuhan und Italien würden benutzt, um an einigen Orten angstmachende Bilder zu produzieren, auch in Italien sähe man ohne die neuen Tests nur die alljährlichen Grippeschäden.

Die Darstellung Wodargs, in der er die COVID-19-Pandemie mit einer gewöhnlichen Grippewelle gleichsetzt und Mutmaßungen über mögliche finanzielle Nutznießer der Herstellung von Tests und Impfstoffen anstellt, sorgen für Verärgerung in Teilen der SPD, namentlich bei Karl Lauterbach und Bärbel Bas.

24. März 2020. Auf Anfrage von Journalisten des Norddeutschen Rundfunks für die Reportageserie STRG F distanzieren sich das Robert Koch-Institut und die Weltgesundheitsorganisation von Wolfgang Wodargs Aussagen. Der Virologe Christian Drosten, Leiter der Virologie an der Berliner Charité, dessen Team den PCR-Test entwickelt hat, weist im NDR-Podcast Corona-Virus-Update unter anderem die Kritik am PCR-Test sowie die Unterstellung persönlicher finanzieller Profitinteressen zurück. Karl Lauterbach bezeichnet die Aussagen Wodargs als „abwegig und wissenschaftlich nicht haltbar, eine echte Räuberpistole“.

8. Juni 2020. Der ebenfalls aus Düren stammende Medienkünstler Uli Winters stellt ihn gemeinsam mit Tobias Brodowy in der Radio-Comedy Laschi und Lauti auf WDR 2 dar.

9. Juni 2020. Trotz der Corona-Beschränkungen gehen in ganz Deutschland Zehntausende Menschen auf die Straße, um gegen Rassismus zu demonstrieren. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sieht darin eine verheerende Wirkung. "Solche Demonstrationen sind ein Sargnagel für die noch bestehenden Regeln", sagt er dem "Tagesspiegel". Durch die lauten Sprechchöre seien Unmengen an Aerosolen auf engem Raum verteilt worden. Lauterbach fordert deshalb strengere Regeln: "Für den Kampf gegen das Virus wäre es besser, nur mit Plakaten und Bannern zu demonstrieren."

Er betont zwar das Demonstrationsrecht, kritisiert aber: "Viel zu viele Leute, zu wenige Masken, zu wenig Abstand - das ideale Super-Spreading-Event!" Das Signal sei: "Wir haben das Virus bekämpft und besiegt. Doch dieses Signal ist falsch. Das Virus wird mit voller Wucht zurückkommen, wenn wir so weitermachen."

24. November 2020. In die Kritik gerät Leni Breymaier im Zusammenhang mit einem offenen Brief von 16 Bundestagsabgeordneten von CDU/CSU und SPD, darunter Karl Lauterbach und Hermann Gröhe, an die deutschen Ministerpräsidenten, in welchem diese ein Sexkaufverbot im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie fordern.

Sexuelle Dienstleistungen stünden im Widerspruch zu den Abstandsregelungen, „zudem würden bei der Nachverfolgung von Infektionsketten Kontakte mit Sexarbeiterinnnen und Sexarbeitern meist verschwiegen“. Der offene Brief fordert über die pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen hinaus ein Sexkaufverbot nach dem Nordischen Modell. Die Linkspartei (Die Linke.queer) wirft den Unterzeichnenden „Doppelmoral“ vor.

27. Dezember 2020. Lauterbach fordert in der Welt „Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels, die analog zu den Einschränkungen der persönlichen Freiheit in der Pandemie-Bekämpfung sind.“ Ob das „erreichbar“ sei, bezweifele er „zunehmend“.

2021. Lauterbach hat durch seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen laut Scopus einen h-Index von 23.

Anfang Januar 2021. Boris Palmer kritisiert in einer Bild-Talkshow wiederholt die Corona-Maßnahmen und fordert eine Abkehr vom 7-Tage-Inzidenzwert von 50 Coronavirus-Neuinfektionen. „Es reicht jetzt. Wir müssen leben!“, so Palmer in Bild. Ab Anfang Februar müsse man über Lockerungen reden. Palmers Aussage stößt bei SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach auf Kritik, der zu Vorsicht mahnt und einen 7-tägigen Zielinzidenzwert von 25 fordert.

4. Januar 2021. Er fordert einen unbefristeten Lockdown aufgrund der Covid-19-Pandemie und den von ihm befürchteten Auswirkungen einer sich schneller verbreitenden Mutation des Virus. Der Inzidenzwert pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen müsse auf unter 25 gesenkt werden, halb so viel, wie von den Regierungen von Bund und Ländern angestrebt.

14. Februar 2021. Karl Lauterbach schreibt auf Twitter: Erneut rollt eine Hasswelle über mich im Internet, mit Morddrohungen und Beleidigungen, die schwer zu ertragen sind. Immer wieder Aufrufe zur Gewalt. Meine Büroschreibtische sind voll von Anzeigen und Ermittlungsgefahren. Es ist immer der Versuch, warnende Stimmen einzuschüchtern.

20. Februar 2021. Die ZDF-"heute-show" hat Karl Lauterbach in die Sendung eingeladen. "Professor Lauterbach beantwortet ausgewählte Hass-Lyrik", heißt das Format, das Oliver Welke ankündigt.

Und es geht direkt mit einem Tweet los. "Warum läuft der eigentlich noch frei herum?", schreibt ein User, woraufhin Lauterbach kontert: "Tatsächlich habe ich meine sozialen Kontakte weitgehend eingeschränkt. "Aber es ist ein Gerücht, dass der einzige noch verbleibende soziale Kontakt Markus Lanz wäre" - etwas breiter aufgestellt ist es dann doch noch." 

Die Redaktion wählt vermutlich bewusst nicht die Tweets aus, in denen Lauterbach bedroht wird. Doch unter der Gürtellinie sind die meisten Hass-Nachrichteten gegen den Politiker. "Kann die Crackleiche nicht mal wer wegräumen?", fragt ein Nutzer, worauf der Gesundheitsexperte antwortet: "Nun ja, zunächst: Hier bin ich, ich bin keine Leiche. Ich bin noch unterwegs. Aber der ein oder andere, der sich hier nicht impfen lässt, der könnte demnächst eine Leiche sein - mit oder ohne Crack-Konsum." 

30. März 2021. Die Sieben-Tage-Inzidenz für Tübingen liegt nun bei bei 78,7. Karl Lauterbach fordert auf Twitter, alle Modellprojekte zu stoppen. "Sie geben das falsche Signal", so der SPD-Politiker. "Testen statt Lockdown ist Wunschdenken, genauso wie Abnehmen durch Essen", so Lauterbach.  Im Interview mit Report Mainz kritisiert er außerdem, dass bei der Bewertung des Projektes einzig die Infektionszahlen in der Stadt, nicht aber im Landkreis berücksichtigt werden. "Es sind ja nicht die Menschen in der Stadt allein, die in Tübingen einkaufen, sondern das ganze Umland", so Lauterbach. Dort sehe man steigende Zahlen. Deshalb sei der Landkreis die relevante Größe bei der Bewertung des Projektes, nicht die Stadt allein. Tatsächlich liegt die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis noch höher, nämlich zuletzt bei 104.

2. April 2021. Das Landratsamt Tübingen veröffentlicht neue Zahlen für den Landkreis, aus denen hervorgeht, dass allein in der Stadt Tübingen 105 Neuinfektionen binnen einer Woche nachgewiesen wurden. Bei knapp 89.000 Einwohnern in der Universitätsstadt wäre die 100er-Inzidenz somit überschritten. Das Infektionsgeschehen hat sich somit binnen einer Woche mehr als verdreifacht.

Die Tübinger Pandemiebeauftragte und Notärztin Lisa Federle äußert sich bezogen auf die Menschenansammlungen in Tübingen skeptisch: „Ich war selbst in der Stadt, es war furchtbar“. Die Zahlen in Tübingen bewegten sich zwar lange deutlich unter dem Landesdurchschnitt, doch nun ist die Notärztin besorgt: „Wir haben dermaßen viele Touristen hier, die sich teilweise auch nicht an die Abstandsregeln oder Maskenpflicht usw. gehalten haben – und das geht einfach nicht.“ Außerdem müssten sich die Touristen nur testen lassen, wenn sie in Cafés sitzen oder in Läden gehen wollten. Holten sie sich nur einen Kaffee to go, gelte die Testregel nicht. Stiegen die Zahlen weiter, sollte das Projekt aus ihrer Sicht pausieren. „Wir kriegen das Tourismus-Problem nicht in den Griff“

Selbst wenn das Projekt abgebrochen oder ausgesetzt werden sollte, sieht Federle darin kein Scheitern. „Meine Intention war es, den Menschen einen anderen Weg aufzuzeigen. Ich bin mir sicher, dass es bundesweit eine Teststrategie geben wird, damit wir nicht in die nächste Welle unvorbereitet hineinrauschen“.

Boris Palmer hält allerdings weiterhin an dem Projekt fest: „Wir sind in Deutschland sehr schnell mit so einem Urteil: Erst wird es als bundesweit vorbildlich gelobt. Jetzt werde ich gefragt, ob alles gescheitert ist. Richtig wäre es, sich einmal die Zahlen genauer anzuschauen. Die formale Inzidenz von Tübingen kann man mit dem Rest der Republik nicht mehr vergleichen. Denn: Wer viel testet, findet viel.“

Dass eine wissenschaftliche Begleitung unbedingt notwendig ist, darauf weist der Berliner Virologe Christian Drosten hin. Das Ziel, Menschen zu motivieren sich testen zu lassen und etwa einkaufen zu gehen, sei vorerst gut. Das sollte man punktuell durchaus mal ausprobieren. Wichtig seien aber auch Abbruchkriterien und eine Vergleichsstadt ohne Modellprojekt.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert einen Stopp solcher Versuche wie in Tübingen. „Sie geben das falsche Signal“, schreibt er auf Twitter. Das Tübinger Projekt zeige, dass unsystematisches Testen mit Öffnungsstrategien die schwere dritte Corona-Welle nicht aufhalten werde. „Testen statt Lockdown“ ist Wunschdenken, genau wie „Abnehmen durch Essen“.

8. April 2021. Karl Lauterbach gibt auf Twitter bekannt, er habe sich mit Astrazeneca gegen Corona impfen lassen. "Astrazeneca Impfstoff ist heute leider erneut in Schlagzeilen. Wahr ist: es ist ein hochwirksamer Impfstoff, schwere Nebenwirkungen sind sehr rar", schreibt Lauterbach.

Der Leiter des Impfzentrums in Leverkusen und er hätten zahlreiche Dosen des Mittels verabreicht. "Selbstverständlich habe ich ihn auch genommen." Dazu postet Lauterbach zwei Fotos, auf einem davon ist er bei seiner eigenen Impfung zu sehen.

Auf Twitter werfen ihm manche Nutzer vor, aufgrund seines Alters noch nicht an der Reihe zu sein. Lauterbach ist 58. Später nimmt er Stellung zu den "Fragen" und schreibt, er habe geimpft werden dürfen, weil alle Impfärzte geimpft würden. Außerdem übernehme er regelmäßig solche Dienste, wenn die Zeit es zulasse. Letzteres berechtigt laut Impfverordnung zur Impfung.

14. April 2021. Karl Lauterbach ist aus der katholischen Kirche ausgetreten. "Ich habe mich schon vor einigen Jahren dafür entschieden, es war eine Gewissensentscheidung", sagte er im Podcast "Talk mit K" des "Kölner Stadt-Anzeiger". "Ich habe meinen Austritt damals nicht an die große Glocke gehängt und würde auch nicht ausschließen, dass ich wieder eintrete, wenn sich die Dinge ändern."

Der Grund für seinen Austritt sei das Ausmaß von sexuellem Missbrauch in der Kirche gewesen. In seiner Kindheit sei er sehr stark von der katholischen Religion geprägt worden. "Als junger Katholik hätte ich es niemals für denkbar gehalten, dass es so etwas gibt, und das bestürzt mich stark." Den Umgang des Erzbistums Köln mit diesem Problem könne man "bestenfalls noch als unglücklich bezeichnen", so Lauterbach. "Aus der Perspektive der Opfer tun sich Abgründe auf."

Trotz allem stehe er der katholischen Kirche immer noch nahe. Die Kirchen hätten eine wichtige soziale Funktion. In einer Gesellschaft, in der es vielen nur noch um Geld und Macht gehe, könnten sie sinnstiftende Gegenpole sein.

17. April 2021. Unbekannte haben in Köln einen Farbanschlag auf das Auto, von SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach verübt. Unter anderem seien die Scheiben seines Fahrzeugs, es handelt sich um einen Smart, in Mitleidenschaft gezogen worden. "Ich kann ihn nicht mehr fahren", so der Politiker. Das Auto sehe "schrecklich" aus.

24. Mai 2021. Karl Lauterbach macht Versäumnisse bei der Meldung von Nebeneinkünften an den Bundestag öffentlich. "Mit zwei Monaten Verspätung habe ich Buchhonorarvorschuss vom 12/2020 an Bundestag gemeldet", schreibt er auf Twitter.

"Dabei fiel meinem Büro auf, dass alle Nebeneinnahmen aus 2018/19, 17.850 € für vier Vorträge, noch nicht gemeldet sind. Riesenfehler, für den ich geradestehe: 17.850 € spende ich für Indien." Darunter postet Lauterbach eine Spendenbestätigung über 3.000 Euro des UN-Kinderhilfswerks Unicef.

27. Mai 2021. Die Ständige Impfkommission (STIKO) äußert sich bislang zurückhaltend bei Corona-Impfungen für Kinder ab zwölf Jahren. Sie will wohl keine uneingeschränkte Impfempfehlung geben.

Karl Lauterbach kritisiert diese Haltung: "Wenn sie sich nicht festlegt, schiebt sie die Verantwortung den Eltern, Kindern und Ärzten allein zu", sagt er den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. "Das wirft uns zurück in den Bemühungen, Kinder und Jugendliche zu impfen, weil zahlreiche Ärzte verständlicherweise ohne Empfehlung der STIKO junge Menschen nicht impfen wollen." Die Kommission müsse "zumindest eine Botschaft senden".

29. Mai 2021. Lauterbach tritt im Musikvideo zum Song La Vida sin Corona (Der Sommer wird gut) der Komikerin Carolin Kebekus auf.

4. Juni 2021. Für seine Verdienste bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie, aber auch für seine Arbeit im Bereich Präventiv- und Sozialmedizin in der Vor-Corona-Zeit ehrt die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP e. V.) ihn mit der Salomon-Neumann-Medaille.

15. Juli 2021. Die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit den schweren Unwettern in Nordhrein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist auf mindestens 19 gestiegen. Der nordrhein-westfälische Kreis Euskirchen meldet acht Todesfälle, macht zunächst aber keine weiteren Angaben zu den Toten und den Todesumständen. Im besonders stark betroffenen Ort Schuld im Landkreis Ahrweiler in der Eifel starben mindestens vier Menschen, wie die Polizei in Koblenz mitteilt.

Armin Laschet macht sich in mehreren von der dramatischen Hochwasserlage betroffenen Gemeinden ein Bild der Lage.

Am Morgen besucht er die Kleinstadt Altena im Märkischen Kreis. Dort ist gestern ein 46-jähriger Feuerwehrmann nach der Rettung eines Mannes aus einem überfluteten Stadtteil ins Wasser gestürzt und abgetrieben. Seine Kollegen konnten ihn nur noch tot bergen. Ein weiterer Feuerwehrmann starb während eines Einsatzes im nahen Werdohl – hier geht die Polizei von einem internistischen Notfall aus. Zudem seien zwei Helfer verletzt worden.

Laschet sagt den Menschen in Altena die Unterstützung des Landes zu. »Wir tun alles, von der Polizei, von der Feuerwehr, vom Land aus, dass so schnell wie möglich wieder Normalität hier in Altena einkehrt«, verspricht Laschet in Radio MK, dem Lokalradio des Märkischen Kreises. Das Land helfe jetzt zunächst bei den Katastrophenschutzplänen. Danach gehe es um eine Bestandsaufnahme, wie der Region ansonsten geholfen werden könne.

Im Anschluss reist Laschet nach Hagen. Dort lässt er sich vom Krisenstab und von Oberbürgermeister Erik O. Schulz (parteilos) über die Situation informieren. Die Ruhrgebietsstadt mit rund 180.000 Einwohnern ist nach den heftigen Regenfällen in der letzten Nacht von Überflutungen besonders schwer betroffen. Ein Altenheim musste evakuiert werden. Stadtteile waren zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten. Teilweise sind Autos von den Wassermassen fortgespült worden.

Laschet lobt das vorausschauende Handeln der Verantwortlichen in Hagen. Es seien schon Vorbereitungen für den Krisenstab getroffen worden, als noch die Sonne schien, sagt der Landeschef. So habe eine größere Katastrophe verhindert werden können.

Morgen soll das Landeskabinett zu einer Sondersitzung zusammenkommen. „Wir werden immer wieder mit solchen Ereignissen konfrontiert werden. Das bedeutet, dass wir bei den Maßnahmen zum Klimaschutz mehr Tempo brauchen“, sagt Laschet. „Der Klimawandel entsteht ja nicht in einem Bundesland, sondern weltweit. Da brauchen wir mehr Dynamik.“  NRW sei auf dem Weg mit dem kürzlich im Düsseldorfer Landtag verabschiedeten bundesweit ersten Klimaanpassungsgesetz vorangegangen. Zu den anstehenden Aufgaben gehöre auch der Deichschutz. In den Katastrophengebieten sei das Wasser allerdings so schnell über die Ufer getreten, dass auch ein Deich hier nicht geholfen hätte, sagt Laschet.

Der Linken-Klimapolitiker Lorenz Gösta Beutin sagt dagegen: "Wir stehen am Anfang einer Klimakatastrophe, und die ist nun auch vor unserer Haustür angekommen." Die Union habe umweltpolitisch in den vergangenen Jahren "wider besseres Wissen" gehandelt. Verkehrs- und Energiewende sowie der Klimaschutz seien "ausgebremst" worden, so Beutin.

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg twittert, die Welt stehe erst "ganz am Anfang eines klimatischen und ökologischen Notfalls, und Extremwetterereignisse werden nur immer häufiger werden."

Die deutsche Klimaaktivisten Luisa Neubauer betont den Zusammenhang der Ereignisse mit der Klimakrise. Wer diesen nicht herstelle, "kapitalisiert dann halt Klimafolgen, um eine Politik zu normalisieren, die die Wissenschaft überhört & immer mehr Klimakrise produziert", twittert sie und nennt es "phänomenal verlogen", dass Laschet jetzt "mehr Tempo" beim Klimaschutz fordere. "Er regiert seit Jahren in NRW und tut mit seiner Politik aktuell alles dafür, dass die globalen Klimaziele verpasst werden", so ihr Vorwurf.

Bis 2030 will die EU 55 Prozent weniger CO2 ausstoßen als noch im Jahr 1990. Schwierig, aber trotzdem müsse es sein, sagt Frans Timmermans (Vize-Chef der EU-Kommission). Ein europäischer Emissionshandel für den Verkehr und fürs Heizen, eine Steuer auf Kerosin bei Flügen innerhalb Europas und härtere Einsparziele für die Autobranche - die EU-Vorschläge haben es in sich.

In Reaktion auf das „Fit for 55“-Programm der Europäischen Kommission positioniert sich Armin Laschet gegen ein festes Datum für den Verbrenner-Ausstieg. Laschet vertritt die Ansicht, das werde sich ergeben und verweist auf die Pläne der Autohersteller. Die allerdings sind auch unter dem Druck der nahenden EU-Gesetze entstanden.

"Entschuldigen Sie, junge Frau. Nur weil jetzt ein solcher Tag ist, ändert man nicht die Politik", sagt Armin Laschet im Gespräch mit der WDR-Moderatorin Susanne Wieseler in der Aktuellen Stunde. Der "Shitstorm", der sich daraufhin im Netz unter den Hashtags #JungeFrau und #Laschet über ihn ergießt, bezieht sich teils auf die Anrede, teils auf den Inhalt. Laschet hat in dem Interview verteidigt, dass der Kohleausstieg in Deutschland erst 2038 erfolgen soll, obwohl er sich abstrakt und unverbindlich auch für mehr Tempo beim Klimaschutz ausgesprochen hatte.

Maybrit Illner diskutiert am Abend mit ihren Gästen über die Klimapolitik der Bundesregierung. „Wer die Bilder aus Nordrhein-Westfalen sieht, der versteht sofort, warum wir unser Thema geändert haben“, beginnt sie ihre Talkrunde im ZDF. Eigentlich sollte es in der letzten Sendung vor der Sommerpause um die Zukunft der deutschen Außenpolitik gehen. 

Gäste sind Armin Laschet, SPD-Politiker Karl Lauterbach und CDU-Klimaexperte Andreas Jung sowie Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert, Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen und „Spiegel“-Journalistin Christiane Hoffmann. Meteorologin Katja Horneffer liefert die wissenschaftlichen Hintergründe des Extremwetters.

Mehr Tempo beim Klimaschutz soll her, da waren sich alle Gäste einig. Aber wie? Während manch einer gerne Vollgas geben würde, schlägt Armin Laschet verhaltene Töne an. Er ist aus Stolberg bei Aachen zugeschaltet, wirkungsvoll inszeniert im Regenmantel. Bei Maßnahmen gegen den Klimawandel dürfe die deutsche Wirtschaft nicht den Anschluss im internationalen Wettbewerb verlieren, betont er: „Es ist niemandem damit gedient, wenn das Stahlwerk in andere Regionen abwandert. Dann wäre unsere Klimabilanz gut, aber dann wird das CO2 woanders ausgestoßen.“

Auch soziale Fragen müssten bei der Verkehrs- und Energiewende mitgedacht werden: „Wir beide, Frau Illner, Sie und ich und viele am Tisch bei Ihnen, die werden immer noch fliegen können, selbst wenn das Fliegen teurer würde. Also muss man es sozial verträglich gestalten.“ Versäumnisse in der Klimapolitik der aktuellen Regierung sehe er nicht, gibt Laschet hochmütig zu verstehen: „Die große Koalition hat so viel geleistet im Senken von CO2 wie keine Bundesregierung seit vielen, vielen Jahren.“

Eckart von Hirschhausen hält nichts von dieser Einschätzung, wie er kurz darauf deutlich macht. „Ich bin richtig wütend“, redet er sich in Rage. „Diese Arroganz der Politiker – immer noch so tun, ja, ja, wir machen ja so viel –, das ist einfach Bullshit, das muss man so deutlich sagen.“ Die Klimakrise sei „die größte Gesundheitsgefahr, die wir haben“, darum brauche es „dringend eine Verschiebung der Prioritäten“, so der Mediziner und Autor.

Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), pflichtet von Hirschhausen bei: „Es haperte in der Vergangenheit sehr stark daran, dass der politische Wille fehlte.“ Maßnahmen wie die Verkehrswende und der Ausbau erneuerbarer Energien hätten viel früher ergriffen werden können. So habe eine Studie des DIW schon 2005 vor den enormen wirtschaftlichen Kosten des Klimawandels gewarnt, sagt Kemfert. „Aber damals wollte das keiner hören.“

18. August 2021. Der Streik der Lokführer wird zu mehr Corona-Infektionen führen“, sagt Lauterbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Überfüllte Züge würden erheblich zur Weiterverbreitung der Delta-Variante beitragen. Ein Tarifstreit „in dieser Form auf dem Rücken der gesunden Bevölkerung ist ziemlich rücksichtslos“, kritisiert Lauterbach.

Der SPD-Politiker betont mit Blick auf die jüngste Streikandrohung der Lokführergewerkschaft GDL, er bedauere, dass zu diesem Zeitpunkt der Pandemie und auf diese Art gestreikt werde. „Es hätte Wege geben, andere Bereiche oder Abteilungen der Bahn wirksam zu bestreiken und gleichzeitig das Gesundheitsrisiko gering zu halten. Aber das war offenbar von vornherein nicht geplant“, bemängelte Lauterbach. Es gehe der Gewerkschaft offenbar auch „um möglichst viel Außenwirkung“.

20. August 2021. Klaus Weselsky, Vorsitzender der Eisenbahner-Gewerkschaft GdL, verkündet einen neuerlichen Bahn-Streik. Dabei geht er auch auf die Aussage von Karl Lauterbach ein, die ihn sehr stört. "Es ist nicht das Ziel der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner in Deutschland, den Eisenbahnverkehr lahm zu legen. Sondern es ist das Ziel, bessere Einkommen zu erreichen, die Kleinstrente zu schützen."

"Der Gesundheitspapst der Sozialdemokraten, Lauterbach, schwingt sich dazu auf, die Grundrechte der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner mit Füßen zu treten", sagt Weselsky. Er spricht von Schmutzkampagnen gegen die Gewerkschaft. Um Lauterbachs Theorie zu widerlegen, zitiert Weselsky mehrere Bahn-Vorstände - unter anderem deren Verhandlungsführer Martin Seiler. Auf Basis mehrerer Studien wurde dort die Sicherheit des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs untersucht. Die Kernbotschaft der Studien ist klar: Bahnfahren ist sicher, auch in der Pandemie.

4. September 2021. Armin Laschet ist bei einem Wahlkampfauftritt in Erfurt (Thüringen). Er spricht gerade über den bevorstehenden Schulanfang in Thüringen und die Notwendigkeit für Präsenzunterricht, da nähert sich der in der „Querdenker“-Szene bekannte „Busfahrer Thomas Brauner“, so die Eigenbezeichnung des Mannes auf der Plattform Telegram.

Brauner wurde durch eine Aktion im September 2020 bekannt. Damals hat er Kinder als Busfahrer im Kreis Sömmerda aufgefordert, ihre Masken abzunehmen. Er filmte den Vorfall und lud das Video im Netz hoch. Dadurch wurde der Vorfall erst bekannt. Er wurde daraufhin gefeuert.

Ein anderes Video zeigt Brauer vor dem Würzburger Schloss, als er offenbar eine Rede auf einer Querdenker-Veranstaltung hält. Er spricht unter anderem davon, dass uns "ein Holocaust 2.0 eingepflanzt" werden soll. Auf seinem Telegram-Kanal vergleicht er die Corona-Maßnahmen mit der Vernichtungspolitik der Nazis und präsentiert sich neben einem bekannten Rechtsextremisten.

Brauner stellt sich direkt neben Laschet, sodass er auch über dessen Mikrofon zu hören sein kannte. Eine unangenehme Situation sicher - nicht nur in Zeiten von Abstandsgebot und Hygieneregeln.

Brauner beginnt sofort, etwas atemlos und aufgeregt wirkend: „Herr Laschet, Herr Laschet, ich habe da als Bürger, als Vater ...“. Mit einem Schritt zur Seite stellt Laschet kurzzeitig wieder eine Armlänge Abstand her und beruhigt: „Erst mal abregen, zweitens Frage stellen“.

Es geht um die Lage an den Schulen. Laschet moderiert, ordnet und schickt den „Querdenker“ nach seiner Frage wieder ins Publikum. Wegen der unklaren Situation der Reiserückkehrer müssten an den Schulen derzeit noch Masken getragen werden, erklärt Laschet zunächst noch unter Buhrufen, verweist auf die Zuständigkeit des Landes Thüringen und dessen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) und wirde dann sehr klar: „Eine Impfpflicht oder Druck auf Kinder, sich impfen zu lassen, lehne ich ab.“

„Ich nehme Sie beim Wort, Herr Laschet“, ist aus dem Publikum noch zu hören. Laschet schlagfertig: „Das können Sie machen. Ich gebe Ihnen die Nummer vom Kanzleramt“. Da hat der CDU-Kandidat die Lacher auf seiner Seite und die Situation mit einer Antwort in der Sache und ganz ohne Personenschützer oder die bereitstehende Polizei gelöst.

Auf Twitter muss sich Laschet später rüffeln lassen. Dem SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach gefällt die Situation weniger gut. Lauterbach teilt einen Tweet von „Bild“-Reporterin Annika Raasch mit einem Video der Szene und kommentiert: „Unfassbar. Armin Laschet lässt sich von einem Querdenker ohne Maske mit 20 cm Abstand anschreien. Das ist keine Bürgernähe, sondern einfach dumm.“

Auf dem Landesparteitag der CDU Brandenburg wirft Armin Laschet der SPD und auch seiner eigenen Partei vor, gefährdete Personen aus Afghanistan nicht rechtzeitig außer Landes geholt zu haben. "So kann Deutschland nicht auftreten, wie wir dies in den letzten Wochen erlebt haben".

Die Bundesregierung habe monatelang keine geschlossene Antwort gefunden, "die Ortskräfte und andere geordnet aus dem Land zu bringen", nachdem US-Präsident Joe Biden im April angekündigt hat, die US-Truppen aus Afghanistan abzuziehen. 

Konkret kritisiert Laschet die schlechte Zusammenarbeit dreier Ministerien: Federführend sei das Auswärtige Amt unter Außenminister Heiko Maas (SPD) gewesen. Laschet zählt aber auch Bundesinnen- und Kriegsministerium auf. Beide werden von der Union geführt, unter Horst Seehofer (CSU) und Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Als Konsequenz fordert der CDU-Chef einen Nationalen Sicherheitsrat im Kanzleramt, um Informationen zentral zu bündeln.

Unionskanzlerkandidat Armin Laschet spricht sich für ein zügiges Ende der Corona-Hilfen für Unternehmen aus. "Ziel muss die schnelle Rückkehr zur normalen Wirtschaft sein", sagt Laschet den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Der Staat könne "nicht auf Jahre diese großen Leistungen erbringen". "Die Wirtschaft beginnt gerade sich zu berappeln", hebt Laschet hervor. Wenn dies gelinge, würden "auch die pandemisch bedingten Wirtschaftshilfen enden". Steuererhöhungen seien in dieser Lage allerdings tabu. Entsprechende Pläne der SPD "würgen den zarten Aufschwung ab".

26. September 2021. Karl Lauterbach wird bei der Bundestagswahl per Direktmandat im Wahlkreis Leverkusen – Köln IV mit 45,6 Prozent der Stimmen wieder in den Bundestag gewählt.

1. Oktober 2021. Nach dem Wahlsieg der Sozialdemokraten sorgt ein Foto der neu zusammengesetzten SPD-Fraktion für Aufregung: Inmitten einer Pandemie stehen gut 200 Abgeordnete Schulter an Schulter und ohne Maske im Parlament. Bis auf Karl Lauterbach.

Nun verteidigt Lauterbach in einer TV-Sendung der "Bild"-Zeitung seine Parteifreunde gegen die Kritik: "Die Kolleginnen und Kollegen haben nichts falsch gemacht". Es sei ein "ganz kurzer Moment" gewesen, die Fraktion sei "geimpft und getestet. Von daher bestand kein Risiko".

"Wenn jetzt ein Klassenfoto ohne Maske gemacht würde, beispielsweise wenn es draußen wäre, hätte ich da null Probleme mit", ergänzt er, Regeln müssten "mit Verstand" gemacht werden. Zugleich warnt Lauterbach vor einer erneuten Zunahme an Neuinfektionen im Herbst: "Wir haben Corona leider noch nicht hinter uns."

9. Oktober 2021. Karl Lauterbach regt eine neue Bund-Länder-Runde an, um die Corona-Regeln teilweise zu verschärfen. "Es wäre sinnvoll, dass sich die Ministerpräsidenten zeitnah mit der Kanzlerin noch einmal treffen", sagt er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "In der Pandemie stehen sehr viele Entscheidungen an - von den Corona-Regeln bis zu den Boosterimpfungen. Wir dürfen in der Zeit, in der Koalitionsverhandlungen laufen, nicht den Überblick verlieren". Zwar werde die Pandemie, wenn keine gefährlichere Virusvariante auftrete, im späten Frühjahr 2022 vorbei sein. "Wir werden aber einen schweren Winter haben, wenn wir nicht die nötige Impfquote erreichen."

10. Oktober 2021. Karl Lauterbach spricht sich im "Bericht aus Berlin" in der ARD im Zusammenhang mit unterschiedlichen Impfquoten in Deutschland gegen eine Personaldiskussion beim Robert-Koch-Institut (RKI) aus. Er halte solche Debatten um RKI-Chef Wieler für unangebracht. Es gebe derzeit Wichtigeres. "Wir sind in einer besonders vulnerablen Phase, wo es jederzeit wieder ein Aufflammen der vierten Welle geben könnte."

13. Oktober 2021. Lauterbach spricht sich dafür aus, in einem möglichen Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP eine Legalisierung von Cannabis festzuschreiben. In einem Interview der "Rheinischen Post" plädiert er dafür, eine kontrollierte Abgabe an Erwachsene zu erlauben, um dem Handel von mit Heroin versetztem Cannabis einen Riegel vorzuschieben.

„Jahrelang habe ich eine Cannabis-Legalisierung abgelehnt. Mittlerweile komme ich als Arzt aber zu einem anderen Schluss“, sagt Lauterbach. „Immer häufiger wird dem illegal verkauften Straßencannabis neuartiges Heroin beigemischt, das sich rauchen lässt. Damit werden Cannabis-Konsumenten schnell in eine Heroin-Abhängigkeit getrieben.“ Dieses Phänomen sei neu und verändere die Lage.

FDP und Grüne sind für eine Legalisierung von Cannabis und einen »Verkauf in lizenzierten Fachgeschäften«. Die SPD hingegen befürwortet eine »regulierte Abgabe« an Erwachsene zunächst in Modellprojekten, die von Präventions- und Beratungsangeboten begleitet werden.

25. Oktober 2021. Lauterbach warnt vor stark steigenden Corona-Infektionszahlen bei Kindern. "Wir werden nach den Herbstferien deutlich mehr Ausbrüche in den Schulen erleben, weil die Kinder nicht mehr lange lüften können", sagt er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Er fordert eine bundesweit einheitliche Test-Strategie an Schulen.

31. Oktober 2021. Lauterbach schreibt auf Twitter über einen aktuellen Mordaufruf. „Seit Tagen wird im Netz erneut dazu aufgerufen, mich zu erschlagen. Es ist absolut inakzeptabel, dass so etwas nicht sofort gelöscht werden muss.“ Man dürfe sich nicht an Mordaufrufe in der Politik gewöhnen, schreibt Lauterbach, der eine Anzeige ankündigt.

Am Abend ist er und Sahra Wagenknecht zu Gast bei Anne Will. Eine Aussage des Fußballspielers Josua Kimmich hat die Impfdiskussion angeheizt. Kimmich hatte in einem Interview gesagt, er habe sich noch nicht impfen lassen. Er habe für sich persönlich noch ein paar Bedenken.

Sahra Wagenknecht hat sich noch nicht impfen lassen. Warum, ist nicht ganz klar. In der ZDF-Talkshow Markus Lanz hatte sie vor einigen Wochen ihre Entscheidung mit gesundheitlichen Problemen begründet. Davon war bei Anne Will keine Rede mehr. "Wer sich impfen lässt, der schützt vor allen Dingen sich selbst", ist Wagenknecht überzeugt. Man dürfe das Impfen nicht zu einem Akt der Solidarität mit anderen aufblasen. "Das ist es nicht."

Karl Lauterbach widerspricht: "Das ist natürlich auch eine gesellschaftliche Entscheidung. Sie schützen nicht nur sich, Sie schützen auch andere." Möglicherweise denkt er dabei auch an Kinder, die noch nicht zwölf Jahre alt sind.

Die Aussage von Experten, die neuartigen Impfstoffe hätten keine Nebenwirkungen, bezweifelt Sahra Wagenknecht. Schließlich haften deren Hersteller nicht für Spätfolgen. Folglich müsse es die auch geben. 

Lauterbach ist auch bezüglich Nebenwirkungen anderer Meinung. Es sei richtig, dass es beim Impfstoff von Astrazeneca zu Sinusvenenentzündungen gekommen sei - bei einem von 25.000 Patienten. Die neuen Impfstoffe seien jedoch mittlerweile eine halbe Milliarde mal verimpft worden, sagt Lauterbach. "Hätte es da Nebenwirkungen gegeben, dann hätten wir das gemerkt." Die Tatsache, dass die Hersteller bei Nebenwirkungen nicht haften, erklärt Lauterbach so: "Das sind Räuberpistolen. Wenn wir eine Impfung vor einer Impfpflicht empfehlen, haftet der Staat immer." Stimmt. Das steht so im Bundesversorgungsgesetz.

"Ich würde mich eher impfen lassen, wenn es einen Totimpfstoff auf dem Markt gäbe", sagt Sahra Wagenknecht - und Talkgast Lauterbach räuspert sich sehr vernehmlich. Das Risiko von Nebenwirkungen sei durch einen solchen Impfstoff viel größer, weil der vor seiner Einführung nur 30.000 Mal getestet werde - im Gegensatz zu 500 Millionen Menschen, die die neuen Impfstoffe bereits erhalten hätten, erklärt der Gesundheitsexperte.

Schließlich entkräftet Lauterbach noch die Annahme Wagenknechts, wer sich impfen lässt, trage immer noch eine hohe Viruslast. Das sei zwar richtig, gibt er zu, doch die Viren könnten sich nicht mehr so sehr vermehren. Darum seien sie weniger gefährlich. In den ersten sechs Monaten nach der zweiten Impfung stecke sich ein doppelt geimpfter Mensch deutlich seltener an als andere.

Bilder aus Wikimedia Commons
Karl Lauterbach (2020), Lizenz: Creative-Commons „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“, Urheber: Martin Kraft
Karl Lauterbach bei der Vorstellung seines Buchs Gesund im kranken System (2009), Lizenz: Creative-Commons „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“, „2.5 generisch“, „2.0 generisch“ und „1.0 generisch“, Urheber: A.Savin
Nina Scheer (l.) mit Karl Lauterbach bei der Regionalkonferenz in Nieder-Olm 2019 zur Wahl des SPD-Vorsitzes, Lizenz: Creative-Commons „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland“, Urheber: Olaf Kosinsky

Quellen