Jonas Gahr Støre (2016) |
Der norwegische Politiker Jonas Gahr Støre wurde am 25. August 1960 in Oslo geboren.
Er gehört der sozialdemokratischen Arbeiderpartiet (Ap) an. Seit 2009 ist er Abgeordneter im Storting, seit 2014 fungiert er als Parteivorsitzender. Von Oktober 2005 bis September 2012 war er der Außenminister seines Landes, danach bis Oktober 2013 der Gesundheits- und Fürsorgeminister.
Støre wird dem rechten Flügel der Arbeiderpartiet zugeordnet. Als er 2005 in das Kabinett von Jens Stoltenberg eintrat, wurde er als Teil einer Gruppe von „Managern aus dem [Osloer] West End“ wahrgenommen.
Er gilt mit einem Vermögen von etwa 64 Millionen Norwegischen Kronen (umgerechnet rund 6 Millionen Euro) als wohlhabend, der Großteil seines Vermögens stammt aus dem Verkauf einer Firma seines Großvaters. Seine soziale Herkunft führte zu Beginn seiner politischen Karriere teilweise zu Zweifeln an seiner sozialdemokratischen Einstellung in der Partei sowie in der Arbeiterbewegung.
Støre ist mit der Soziologin und Gestalttherapeutin Marit Slagsvold verheiratet und hat drei Söhne, die die Osloer Waldorfschule besucht haben.
Leben
25. August 1960. Jonas Gahr Støre wird als Sohn des Schiffsmaklers Ulf Jonas Støre und Unni Gahr in Oslo geboren. Er wächst im wohlhabenden Viertel Ris im Westen der Stadt Oslo auf.
Støre ist Enkel des Industriellen Jonas Henry Støre und Urenkel des konservativen Politikers Paul Edvart Støre.
1979. Er macht den Abschluss der der weiterführenden Schule.
1979 bis 1980. Er besucht die Sjøkrigsskolen in Bergen, eine Hochschule der norwegischen Seestreitkräfte.
1980 bis 1981. Er ist Leutnant (fenrik) in der norwegischen Marine.
1981 bis 1985. Støre studiert Staatswissenschaften am Institut d’études politiques de Paris.
1986. Er arbeitet als Teaching Fellow an der Harvard Negotiation Project an der Harvard Law School.
1986 bis 1989. Er arbeitet als Forscher bei der Bedriftsøkonomisk Institutt, am Projekt Scenarier 2000.
1988. Er bewirbt sich um eine Stelle als politischer Berater in der Parlamentsfraktion der Konservativen Partei, lehnt diese jedoch ab, als ihm die Stelle angeboten wird.
1989 bis 1995. Støre ist als Sonderbeauftragter im Statsministerens kontor, der norwegischen Staatskanzlei, tätig. Dabei arbeitet er unter anderem mit der Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland zusammen. Während dieser Zeit ist er unter anderem für Europa-Fragen zuständig und wirkt an Verhandlungen zu einer potenziellen Mitgliedschaft Norwegens in der Europäischen Union (EU) oder dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) mit.
1995. Støre tritt der Arbeiderpartiet bei.
Ab 1995. Er arbeitet als Abteilungsdirektor in der Staatskanzlei.
1998. Er beginnt unter Brundtland bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf zu arbeiten.
17. März 2000. Er wird unter dem neuen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg Stabschef und Staatssekretär im Statsministerens kontor. In dieser Position bleibt er bis zum Abtritt der Regierung am 19. Oktober 2001.
2002. Er beginnt für Econ Analyse zu arbeiten.
2003 bis 2005. Er fungiert als Generalsekretär des Norwegischen Roten Kreuzes.
17. Oktober 2005. Jonas Gahr Støre wird zum Außenminister in der neu gebildeten Regierung Stoltenberg II ernannt. Als Außenminister arbeitet er unter anderem auf eine stärkere nordische Zusammenarbeit hin und baut die Zusammenarbeit mit Russland in der Barentssee aus.
2007. Umstritten war während seiner Amtszeit als Außenminister ist unter anderem die Entscheidung, die Hamas-Regierung in Palästina anzuerkennen.
14. Januar 2008. Während eines Auslandsbesuchs in Afghanistan kommt es in dem Hotel, in dem Støre und seine Delegation übernachten, zu einem Selbstmordattentat, bei dem sechs Menschen ihr Leben verlieren. Støre übersteht das Attentat unverletzt. Der UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon sagt im Folgenden aus, dass der Außenminister das Ziel gewesen sei.
14. September 2009. Bei der Parlamentswahl zieht Støre erstmals in das norwegische Nationalparlament Storting ein. Er wird für den Wahlkreis Oslo ins Parlament gewählt, wegen seiner Regierungsmitgliedschaft muss er jedoch sein Mandat ruhen lassen. Er wird für die gesamte Legislaturperiode von seinem Parteikollegen Truls Wickholm vertreten.
2011. Es wird bekannt, dass Støre telefonischen Kontakt zum Hamas-Anführer Chalid Maschal hat. Jonas Gahr Støre gibt später zu, dass dieser Kontakt tatsächlich besteht.
21. September 2012. Jonas Gahr Støre wird im Zuge einer Ministerposten-Rochade zum neuen Gesundheits- und Fürsorgeminister ernannt. Er behält das Ministeramt bis zum 16. Oktober 2013, als nach der Stortingswahl 2013 die konservative Regierung Erna Solberg übernimmt.
Ab Oktober 2013. Støre übernimmt sein Parlamentsmandat erstmals selbst und er wird zunächst stellvertretender Vorsitzender des Finanzausschusses.
Juni 2014. Er wechselt während der laufenden Legislaturperiode in den Außen- und Kriegsausschuss. Zudem wird er neuer Fraktionsvorsitzender der Arbeiderpartiet-Gruppierung.
14. Juni 2014. Er löst Jens Stoltenberg, nachdem dieser zum NATO-Generalsekretär berufen worden ist, als Parteivorsitzenden der Arbeiterpartei ab. Støre erklärt zu Beginn seiner Amtszeit, die Klimapolitik seiner Partei ändern zu wollen und sich nun mehr auf den Umweltschutz in Norwegen konzentrieren zu wollen, statt wie sein Vorgänger Stoltenberg vor allem tropischen Regenwald und Emissionsgutschriften aufzukaufen.
2017. Während des Wahlkampfes 2017 wird er von manchen Seiten kritisiert, als bekannt wird, dass 2011 bei Renovierungen auf Støres Grundstück Schwarzarbeiter tätig waren. Er verteidigt sich unter anderem damit, dass einer seiner Mitarbeiter den Vertrag mit den Handwerkern schloss und dabei Steuerzahlungen vereinbart wurden.
September 2017. Bei der Parlamentswahl ist Støre Spitzenkandidat seiner Partei und somit potenzieller Anwärter für das Amt als Ministerpräsident in einer linken Koalition. Die Arbeiderpartiet erzielt bei der Wahl zwar trotz eines Rückgangs die meisten Stimmen, das Ergebnis reicht allerdings nicht zur Bildung einer linken Regierung. Somit bleibt die konservative Ministerpräsidentin Erna Solberg in ihrem Amt.
Støre wird für die Legislaturperiode 2017–2021 im Storting erneut Fraktionsvorsitzender und er verbleibt im Außen- und Kriegsausschuss.
11. September 2021. Bei der Parlamentswahl ist Støre erneut Spitzenkandidat seiner Partei. Die Arbeiderpartiet erzielt mit 26,4% der Stimmen bei der Wahl zwar trotz eines erneuten kleinen Rückgangs und dem zweitschlechtesten Ergebnis in 100 Jahren wiederum die meisten Stimmen. Die Konservativen rutschen von 25,0% der Stimmen auf 20,5% ab und verlieren nach acht Jahren an der Macht die Parlamentswahl.
Støres bevorzugte Koalitionspartner, die Zentrumspartei und die Sozialistische Linkspartei, kommen nach jeweiligen Zugewinnen auf 13,6 und 7,5 Prozent. Gemeinsam kommen die drei Parteien auf voraussichtlich 89 der 169 Sitze im Parlament in Oslo. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass Støre nächster norwegischer Regierungschef wird.
12. September 2021. Erna Solberg akzeptiert ihre Niederlage bei der Parlamentswahl in Norwegen. »Ich gratuliere Jonas Gahr Støre zu einer – wie es jetzt aussieht – klaren Mehrheit für einen Regierungswechsel«, sagt sie am Abend vor Parteifreunden in Richtung des sozialdemokratischen Spitzenkandidaten.
Der Wahlkampf sei hart, aber gut gewesen, so Solberg. Sie sei unglaublich stolz auf das, was ihre Partei in den vergangenen acht Regierungsjahren erreicht habe.
14. September 2021. Unter "Jonas, Jonas"-Rufen lässt sich Støre von jubelnden Anhängern in Oslo feiern. Er sagt, bei einer soliden Mehrheit für ein Mitte-Links-Bündnis seien sie auf die anderen beiden Oppositionsparteien, die Grünen und die Kommunisten, nicht angewiesen. Dies sei der "Plan A", man wolle jedoch alle Parteien zu Gesprächen einladen, die sich einen Regierungswechsel wünschten.
Gleichzeitig dankt Støre Erna Solberg für ihre achtjährige Zeit als Regierungschefin. "Sie ist eine gute und beständige Ministerpräsidentin für Norwegen gewesen", sagt er. Solberg habe das Land sicher durch mehrere schwere Krisen geführt.
12. Oktober 2021. Erna Solberg reicht erwartungsgemäß den Rücktritt ihrer Regierung ein. Sie stellt den entsprechenden Antrag bei König Harald V., um so den Weg für den neuen Regierungschef Jonas Gahr Støre und dessen Kabinett frei zu machen.
Der König habe den Antrag angenommen und sie gebeten, geschäftsführend weiterzumachen, bis die neue Regierung ernannt worden sei, sagt Solberg auf einer Pressekonferenz. Planmäßiger Regierungswechsel sei 14. Oktober 2021. Ihre Partei Høyre werde danach sachliche und konstruktive Oppositionsarbeit betreiben, sagt Solberg.
14. Oktober 2021. Der Sozialdemokrat Jonas Gahr Støre übernimmt am Vormittag von seiner konservativen Amtsvorgängerin Erna Solberg den Posten als Norwegens neuer Regierungschef. Es ist ein Tag nachdem der Pfeilmörder in Kongsberg fünf Menschen ermordet hat.
„Und auf diesen Tag habe ich mich auch sehr gefreut“, erklärt er einleitend zur Präsentation seines Kabinetts: „Doch natürlich gehen meine ersten Gedanken nach Kongsberg.“ „Grauenvolles“ sei dort passiert: „Es ist schockierend, daran zu denken, was die Menschen erlebt haben, und ich fühle mit allen Betroffenen. Denen, die Unsicherheit erfahren, und denen, die darüber informiert wurden, dass sie ihre Lieben verloren haben.“
Norwegens neuer Regierungschef reagiert nun umgehend auf die aktuelle Entwicklung und teilt mit, er werde sofort zusammen mit seiner Justizministerin die Arbeit in Sachen der Kongsberg-Tat aufnehmen. Die Justizministerin ist mit der 28-jährigen Emilie Enger Mehl das jüngste Kabinettsmitglied der sozialdemokratisch-liberalen Regierung und zugleich die bislang jüngste norwegische Justizministerin. Sie werde „in ihrem jungen Alter“ gleich mit einer schweren Aufgabe konfrontiert, sagte Gahr Støre: „Aber wir sind überzeugt, dass wir mit ihr eine visionäre und energische Politikerin haben, die dem gewachsen ist.“
Enger Mehl ist eine der zehn Ministerinnen im achtzehnköpfigen Kabinett. Mit dieser Zusammensetzung besteht eine norwegische Regierung erstmals aus mehr Frauen als Männern. Er sei bei allem traurigen Hintergrund, den der Tag mit sich gebracht habe, „stolz über diese Mannschaft“, erklärt Gahr Støre und betont auch, dass zehn Jahre nach dem Terroranschlag vom 22. Juli 2011 nun mit der 33-jährigen Bildungsministerin Tonje Brenna und dem 35-jährigen Wirtschaftsminister Jan Christian Vestre erstmals zwei Überlebende der Terrortat auf Utøya norwegische Minister geworden seien: „Menschen, die unser Land politisch aufbauen. Die ihr Leben der Politik gewidmet haben. Und die für uns alle eine Inspiration für unsere Aufgabe sind.“
Jonas Gahr Støre (2016), Lizenz: Creative-Commons „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 generisch“ (US-amerikanisch), Urheber: Norsk olje og gass