Donnerstag, 1. April 2021

Gordon Liddy

Gordon Liddy (ca. 1964)

Der FBI-Agent und US-amerikanische Regierungsbeamte George Gordon Battle Liddy wurde am 30. November 1930 in Hoboken (New Jersey) geboren. Er starb am 30. März 2021 in Mount Vernon (Virginia).

Liddy war in der Amtszeit von Präsident Richard Nixon Mitorganisator einiger jener illegalen Aktivitäten, die unter der Sammelbezeichnung Watergate-Affäre bekannt wurde. Er hat insbesondere den Einbruch in das Hauptquartier der Demokratischen Partei im Washingtoner Watergate-Gebäudekomplex am 17. Juni 1972 geplant und überwacht, dessen Scheitern zum Ausgangspunkt für den größten US-amerikanischen Politikskandal des 20. Jahrhunderts wurde.

Leben

30. November 1930. George Gordon Battle Liddy wird in Hoboken (New Jersey) geboren.

1952. Er graduiert und geht dann zur Armee.

1953 bis 1954. Er wird zwei Jahre im Korea-Krieg als Artillerie-Offizier eingesetzt.

Ab 1954. Er studiert Jura in Fordham.

Danach geht er zum FBI.

1962. Er verlässt das FBI und arbeitet danach als Anwalt. 

1966. Als Anwalt organisiert er die Verhaftung und den zunächst erfolglosen Prozess gegen den Psychologen, Autor und „Guru“ der Hippie-Bewegung Timothy Leary („Hohepriester“ oder „Prophet“ des LSD). In den folgenden Jahren wird er zum fanatischen Verfolger Learys.

Sommer 1971. Liddy, der zuvor für das Finanzministerium gearbeitet hat, bekommt auf Vermittlung von Justizminister John N. Mitchell eine Anstellung im Weißen Haus. Dort soll er offiziell für den innenpolitischen Stab von Richard Nixons Berater John Ehrlichman, inoffiziell jedoch für eine kleine und geheime Polizei- und Spionagetruppe mit der Bezeichnung Einheit für spezielle Ermittlungen (Special Investigations Unit), arbeiten, die später unter ihrem Spitznamen „Klempner“ („Plumbers“) bekannt wird.

Zu dem Team, das seinen Sitz in einem unterirdischen Trakt des Executive Office Building des Weißen Hauses hatte, gehören neben Liddy noch der Ehrlichman-Mitarbeiter Egil Krogh, David Young (ein ehemaliger Mitarbeiter von Henry Kissinger) und der frühere CIA-Agent E. Howard Hunt. Die „Klempner“ sind auf direkte Anweisung Nixons bald nach der Veröffentlichung der streng geheimen Pentagon Papers zum Vietnamkrieg durch die New York Times und andere Medien hin formiert worden.

Vordringliche Aufgabe der „Klempner“ ist zu verhindern, dass Regierungsbeamte verschlossen gehaltene Unterlagen weiterhin an die Medien weiterreichen können. Neben dem – legalen – Schließen dieser „Lecks“ (daher die Bezeichnung) unternehmen die „Klempner“ aber auch frühzeitig undurchsichtige Aktivitäten, die zur Diskreditierung politischer Gegner Nixons beitragen sollen. Wegen ihrer Vorliebe für Spionage und verdeckte Operation werden Liddy und Hunt, die formal Krogh und Young untergeordnet sind, zu Schlüsselfiguren der „Klempner“, die dafür sorgen, dass illegale Aktivitäten direkt vom Weißen Haus aus gesteuert werden.

3. September 1971. Höhepunkt der "Klempner-Operationen" ist der von Liddy und Hunt persönlich überwachte Einbruch in der Praxis von Dr. Lewis J. Fielding, dem Psychiater von Daniel Ellsberg, jenem Mann, der für die Veröffentlichung der Pentagon Papers verantwortlich ist. Von dem Einbruch verspricht man sich, belastende Informationen aus Ellsbergs Akte zu erhalten, wird aber diesbezüglich nicht fündig.

Liddy und Hunt, die wie Krogh und Ehrlichman für ihre Rolle bei der Fielding-Aktion später mit Gefängnisstrafen belegt werden, lassen den Einbruch von einigen derselben Männer um den Cubano-Amerikaner Bernard Barker ausführen, die neun Monate später bei dem Watergate-Einbruch erwischt und verhaftet werden.

Dezember 1971. Die Arbeit der „Klempner“-Einheit wird eingestellt. Liddy wechselt vom Stab des Weißen Hauses zum Komitee zur Wiederwahl des Präsidenten (Committee to Re-elect the President – CRP). Offiziell wird er der Rechtsberater des CRP, später dann von dessen Finanzkomitee. Eigentlich besteht – im Einverständnis zwischen dem Weißen Haus und John N. Mitchell, der im Frühjahr 1972 Direktor des CRP werden soll – auch hier Liddys Hauptaufgabe darin, Operationen zum Ausspionieren politischer Gegner, hauptsächlich demokratischer Präsidentschaftskandidaten wie Edmund S. Muskie und George McGovern, durchzuführen.

Januar und Februar 1972. Um ein in Aussicht gestelltes Budget von einer Million US-Dollar für das Ausspionieren politischer Gegner zu bekommen, präsentiert Liddy unter dem Namen „Edelstein“ („Gemstone“) bei zwei Gelegenheiten im  Mitchell seine zum Teil haarsträubenden Pläne.

Diese umfassen – neben der Platzierung von Spionen in den Stäben demokratischer Kandidaten (Operation „Rubin“) und dem Einsatz eines Spionageflugzeugs zu dem gleichen Zweck (Operation „Smaragd“) – die von einem Hausboot aus geleitete elektronische Überwachung des Wahlparteitags der Demokraten in Miami Beach (Operation „Kristall“), die Sabotage der Klimaanlage in deren Tagungszentrum (Operation „Türkis“) und den Einsatz von Prostituierten zum Aushorchen von Parteitagsdelegierten (Operation „Saphir“). 

Weitere Planspiele betreffen den Einsatz von Agents Provocateurs bei Wahlkampfveranstaltungen der Demokraten (Operation „Granat“), die verdeckte finanzielle Unterstützung der Kandidatur einer schwarzen demokratischen Politikerin, um die Partei in eine vermeintlich peinliche Situation zu bringen (Operation „Kohle“), und die Entführung angeblicher Rädelsführer im Vorfeld angekündigter Anti-Nixon-Demonstrationen durch eine Gruppe für Spezialeinsätze (Operation „Diamant“).

Liddy schlägt bei den gleichen Gelegenheiten auch mehrere Einbrüche in Wahlkampfbüros demokratischer Kandidaten (Operation „Opal“) und das Fotografieren dort gefundener Dokumente (Operation „Topas“) vor. Allerdings bleibt umstritten, ob dabei bereits auch das demokratische Hauptquartier im Watergate-Gebäude als Ziel genannt wird.

Dokumentiert ist jedoch, dass Mitchell während der Präsentationen seine Geringschätzung gegenüber Liddys Plänen durchblicken lässt und ihn auffordert, realistischere Vorschläge zu machen. 

30. März 1972. Es kommt nach einer Intervention des Weißen Hauses, das mehrfach sein Interesse an der Durchführung einer Spionageoperation durch das CRP bekundet hat, doch zur Genehmigung einer abgespeckten „Edelstein“-Operation durch Mitchell.

Anfang April 1972. Liddy erhält Gelder aus den Kassen des CRP, mit denen er seine illegalen Aktionen in Angriff nimmt. Schon in der Vorbereitungsphase hat er wiederholt auch auf seinen „Klempner“-Kollegen E. Howard Hunt zurückgegriffen, mit dem ihn inzwischen eine enge Freundschaft verbindet. Insbesondere nutzt Liddy Hunts Kontakte zu den Fielding-Einbrechern um Bernard Barker und verwendet sie in den folgenden Monaten mehrmals für seine Aktionen. Dazu gehört auch der Versuch, bei den Begräbnisfeierlichkeiten für den langjährigen FBI-Chef J. Edgar Hoover Zusammenstöße mit Vietnam-Demonstranten zu provozieren, um so den Protest gegen den Krieg in Fernost in ein schlechtes Licht zu rücken, wie auch die zwei Einbrüche im Hauptquartier der Demokraten im Watergate-Gebäudekomplex am 28. Mai und am 17. Juni 1972.

Wegen deutlicher personeller und inhaltlicher Überschneidungen werden in manchen Darstellungen auch die von Liddy gesteuerten „Edelstein“-Aktionen irreführend als „Klempner“-Operationen bezeichnet, derweil Beteiligte wie Liddy und Hunt sowie die Watergate-Ermittler und die Autoren der Fachliteratur hier in der Regel deutliche Unterscheidungen vornehmen.

1973. Liddy wird auf Grund seiner Rolle bei Watergate wegen Einbruchs, Verschwörung, Verabredung zu einer Straftat und illegalen Abhörens zu 20 Jahren Haft verurteilt. 

1974. Richard Nixon tritt zurück, als die erforderliche Mehrheit für ein Amtsenthebungsverfahren im US-Kongress als sicher gilt.

1977. Präsident Jimmy Carter reduziert das Strafmaß auf 8 Jahre. Liddy wird nach viereinhalb Jahren aus er Haft entlassen.

1980. Liddys Autobiographie („Will“) erscheint. Sie wird auch zu einer Fernsehverfilmung verarbeitet wird. Liddy scheut die Öffentlichkeit nicht und gibt zahlreiche Interviews, in denen er seine extrem konservativen, um nicht zu sagen reaktionären politischen Ansichten darlegt.

Späte 1980er Jahre. Er versöhnt und befreundet sich mit Timothy Leary. Beide veranstalten eine gemeinsame Vortragsreihe quer durch die Vereinigten Staaten.

1986 bis 2006. Er übernimmt als Schauspieler rund 20 Film- und Fernsehrollen. In Miami Vice spielt er in zwei Folgen den ehemaligen CIA-Agenten Capt. William Maynard, der in Nicaragua mit Söldnern die Contras unterstützt. In den Serien Airwolf, MacGyver und Der Nachtfalke ist er in Gastrollen zu sehen.

Gordon Liddy (2004)

Ab 1992. Er moderiert eine eigene Radio-Talkshow und tritt bei Fox News, dem größten US-amerikanischen Nachrichtensender, regelmäßig als politischer Kommentator auf.

1995. In Oliver Stones Film Nixon (mit Anthony Hopkins als Nixon) wird Liddy von John Diehl dargestellt, der ebenfalls bei Miami Vice mitwirkt.

2000. Er hat er eine kleinere Nebenrolle in dem Kriegsfilm Rules – Sekunden der Entscheidung.

2000 bis 2001. Er spielt den Bösewicht Jacob Colder in der Serie Highway to Hell – 18 Räder aus Stahl.

Nach der Veröffentlichung von Depeschen US-amerikanischer Botschaften durch WikiLeaks spricht sich Liddy dafür aus, Julian Assange auf die „kill list“ (übersetzt: Tötungsliste) zu setzen, auf der auch Anwar al-Awlaki steht.

30. März 2021. Er stirbt in Mount Vernon (Virginia).

Bilder aus Wikimedia Commons
Gordon Liddy (ca. 1964), Lizenz: Public Domain, Urheber: Department of Justice. Federal Bureau of Investigation
Gordon Liddy (2004), Lizenz: Creative-Commons „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“, Urheber: UpstateNYer

Quellen