Donnerstag, 14. März 2019

Anthony Scaramucci

Anthony Scaramucci
Der US-amerikanische Hedgefonds-Manager und Buchautor Anthony Scaramucci wurde am 6. Januar 1964 in Port Washington, Long Island, New York geboren.

Er wird an der Wall Street wahlweise The Mooch (dt. „Der Bettler/Schnorrer“) oder wegen seiner gutsitzenden Anzüge "Gucci Scaramucci" genannt.

Am 21. Juli 2017 ernannte ihn US-Präsident Donald Trump zum designierten Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses. Er hatte das Amt inoffiziell für nur zehn Tage bis zum 31. Juli 2017 inne und wurde noch vor der offiziellen Ernennung von Trump abgesetzt. Offiziell hätte er sein Amt am 15. August 2017 angetreten. Scaramucci war direkt dem Präsidenten unterstellt, nicht dem Stabschef des Weißen Hauses.

Scaramucci arbeitete unter anderem für Lehman Brothers und Goldman Sachs.

Im US-amerikanischen Fernsehen moderierte er zeitweise die vom Fox News Channel produzierte Sendung Wall Street Week.

Scaramucci ist in zweiter Ehe verheiratet. Im Juli 2017 reichte seine Frau Deidre Ball, mit der er zwei Söhne hat, nach drei Jahren Ehe die Scheidung ein. Aus seiner ersten Ehe hat er eine Tochter und zwei Söhne.

Leben

6. Januar 1964. Anthony Scaramucci wird in Port Washington, Long Island, New York als Sohn eines Bauarbeiters geboren. Er studiert an der Tufts University und erlangt an der Harvard Law School einen Abschluss in Rechtswissenschaften (Juris Doctor).

Der Goldman-Sachs-Banker, der laut Wall Street Journal die Immobiliensparte der Investmentbank dezimiert, wird nur deshalb nicht gefeuert, weil er in einer anderen Sparte Aktien an Kunden verkauft.

2005. Scaramucci gründet das New Yorker Hedgefonds-Uunternehmen SkyBridge Capital, das nicht übermäßig erfolgreich verläuft. Als Citigroup seine Hedgefonds verkauft, greift er zu.

2008. Scaramucci sammelt er als Fundraiser für den späteren US-Präsidenten Barack Obama Spenden ein. 

2009. Als sich die Banken aus dem glamourösen Konferenz-Business zurückziehen, gründet er die SALT-Konferenz in Las Vegas, bei der Politstars, Superreiche und Hedgefondsmanager Deals machen. Dort treten später die früheren US-amerikanischen Präsidenten Bill Clinton und George W. Bush, der ehemalige britische Premierminister Tony Blair oder der vormalige EZB-Präsident Jean-Claude Trichet als Redner auf.

2010. Unzufrieden mit Obamas Politik gegenüber der Finanzindustrie, wechselt er in das Lager der Republikaner.

2012. Bei der Präsidentschaftswahl unterstützt Scaramucci den republikanischen Kandidaten Mitt Romney.

2015. Beim Weltwirtschaftsforum sagt: „Keiner redet über den Elefanten im Raum: die zwei Billionen Dollar, die die S&P-500-Firmen horten. Irgendwann werde dieses Geld investiert werden, und das schiere Volumen wird am Ende das Wirtschaftswachstum antreiben, in den USA und auch darüber hinaus. „Beim Wachstum könnten wir positiv überrascht werden“, und davon werde dann auch die breite Bevölkerung profitieren.

August 2015. Scaramucci nennt Donald Trump bei Fox News einen „politischen Nichtsnutz“ (im Original hack politician) und bescheinigt ihm „anti-amerikanische Rhetorik“.

2016.  Bei den Vorwahlen zur Präsidentschaftswahl sammelt er zunächst Spenden für den Republikaner Jeb Bush, wechselt aber nach dessen parteiinterner Niederlage in das Lager von Trump. Bei Trumps Amtsantritt bekommt er keinen Posten in dessen Regierung.

Das Magazin „Worth“ setzt Scaramucci auf Platz 85 der hundert wichtigsten Personen in der Finanzbranche. Aber nicht wegen der Bedeutung seines Hedgefunds, sondern weil er jedes Jahr beim Weltwirtschaftsforum in Davos eine Weinprobe veranstaltet. Und weil er die wichtigste Hedgefund-Konferenz SALT gründete, die in Las Vegas stattfindet.

11. November 2016. Mike Pence ersetzt den umstrittenen Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, als Leiter des Übergangsteams. Christies Umfeld soll als Racheakt an einem Politiker bewusst einen Skandal um einen Megastau auf der George-Washington-Brücke zwischen New York und New Jerse inszeniert haben, Zudem hat er im Jahr 2004 den Vater von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner ins Gefängnis gebracht.
Vizevorsitzende sind Chris Christie, Jeff SessionsBen CarsonMichael Flynn, Newt Gingrich, Rudy Giuliani und Rick Dearborne.
Zum Exekutivkomitee gehören Stephen BannonReince PriebusSteven MnuchinPeter ThielRobert Mercer, Anthony Scaramucci, Lou Barletta, Chris Collins, Devin Nunes, Tom Marino, Marsha Blackburn und Pam Bondi. Dazu gehören auch seine drei ältesten Kinder Donald Jr., Ivanka und Eric sowie sein Schwiegersohn Jared Kushner. Die drei ältesten Trump-Kinder sollen jedoch auch künftig das Unternehmensimperium des Milliardärs leiten. Nun sind sie maßgeblich an den Entscheidungen darüber beteiligt, wer künftig die Ministerien für Finanzen, Arbeit und Handel leitet.

Januar 2017. Er verkauft seinen 45-prozentigen Anteil (180 Mio. US-Dollar) an dem Unternehmen an eine Käufergruppe, zu der auch die chinesische HNA Group und die Firma RON Transatlantic gehören. Die HNA Group ist auch ein gewichtiger Anteilseigner der Deutschen Bank. Auch der Regionalflughafen Frankfurt-Hahn soll aus dem mehrheitlichen Besitz des Landes Rheinland-Pfalz in den des chinesischen Investors HNA übergehen.

17. Januar 2017. Scaramucci ist für Trump auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Dort soll er den designierten US-Präsidenten Donald Trump einem Publikum zu verkaufen, das eher weniger vom ehemaligen Immobilienmogul und TV-Unterhalter hält. Er ist in Davos der Medien-Star, stets umringt von Neugierigen, die wissen wollen, wie die Trump-Administration tickt.

3. Februar 2017. Scaramucci wird offenbar von Trumps Stabschef Reince Priebus und seinem Chefstrategen Stephen Bannon über die Entscheidung informiert, dass er das Amt als Leiter des Office of Public Liaison and Intergovernmental Affairs vorgesehen, welches den Kontakt zu Bürgern und Politikern auf Ebene der Bundesstaaten und Kommunen pflegt doch nicht bekommt. Der Grund für die Entscheidung soll der Verkauf seiner Firma SkyBridge Capital an die chinesische HNA-Gruppe sein. Dies soll Bedenken geweckt haben, die Regierung in Peking könne über den Deal versuchen, Einfluss auf die Politik des scharfen China-Kritikers Trump zu nehmen. Ihm wird jedoch für später eine andere Aufgabe in der Regierung versprochen.

Mai 2017. Scaramucci zwingt CNN, drei Journalisten zu entlassen. Der Sender hat Scaramuccis Hedgefund mit der russischen Regierung in Verbindung gebracht. Der Banker droht mit einer Hundert-Millionen-Dollar-Klage und CNN zieht die Geschichte zurück.

21. Juli 2017. Scaramucci wird von US-Präsident Donald Trump zum Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses ernannt. Der Posten des Kommunikationsdirektors war seit Mai vakant. Zuvor hatte ihn Michael Dubke inne. 

Als Reaktion gibt Sean Spicer, der Pressesprecher des Weißen Hauses, seinen Rücktritt zum 1. August 2017 bekannt. Scaramucci teilt daraufhin mit, dass Sarah Huckabee Sanders – bisher Spicers Stellvertreterin – Spicers Nachfolgerin wird. Scaramucci ist als Kommunikationsdirektor für die gesamte Kommunikationsstrategie des Weißen Hauses verantwortlich. In den Monaten vor seiner Ernennung fällt Scaramucci vor allem durch seine aggressive Verteidigung von Donald Trumps Politik auf.

Als Reporter ihn nach seiner Ernennung zum Kommunikationsdirektor auf die Äußerungen vom August 2015 ansprechen, bezeichnet Scaramucci sie als „einen seiner größten Fehler“. Er habe zu dieser Zeit einen anderen Präsidentschaftskandidaten unterstützt. „Ich hätte das niemals sagen dürfen.“

22. Juli 2017. Im Zusammenhang mit seiner Aussage vom August 2015 löscht er mit der Begründung „[…] Frühere Ansichten haben sich entwickelt und sollten keine Ablenkung sein. Ich diene der Agenda des Präsidenten und das ist alles, worauf es ankommt.“ (Past views evolved & shouldn’t be a distraction. I serve @POTUS agenda & that’s all that matters) seine alten Tweets. In diesen Kurznachrichten hat er den von Trump geplanten Mauerbau an der Grenze zu Mexiko kritisiert, für einen freien Welthandel geworben und sich gegen den Brexit ausgesprochen. Außerdem hat er schärfere Waffengesetze gefordert und Klimaskeptiker kritisiert.

23. Juli 2017. Scaramucci will Mitarbeiter feuern, die Informationen an Medien weitergeben. Er werde "drastische Maßnahmen" ergreifen, um nicht autorisierte Gespräche von Mitarbeitern mit Journalisten zu unterbinden, sagte Scaramucci dem Sender Fox. Leaks seien schädlich und verbrecherisch. In einem Interview mit dem Sender CBS sagt er, wer dies tue, sei "unamerikanisch" und werde gefeuert. Was derzeit geschehe, deute auf einen hohen Grad an Unprofessionalität hin, "und es hilft nicht dem Präsidenten. (...).

Weiter sagt er, er werde Mitarbeiter einsparen, um die Leaks aus dem Weißen Haus zu stoppen. Allerdings seien solche Bemühungen durch das Kommunikationsbüro nur begrenzt möglich. Er wolle einen Neuanfang, möglichst für jeden im Team.

24. Juli 2017. Nachdem Anthony Scaramucci viel Energie in sein Make-up und seine Haare investiert hat, will er selbstverständlich auch gesehen werden. Er sorgt dafür, dass die Kameras während der Pressekonferenzen im Weißen Haus wieder eingeschaltet sind. Der ehemalige Sprecher Sean Spicer hat sich Kameraaufnahmen zuvor verbeten. Zur Belohnung darf Scaramucci am nächsten Tag an Bord der „Air Force One“.

25. Juli 2017. Zeit, den markigen Worten Taten folgen zu lassen. Köpfe sollen rollen. Anthony Scaramucci will Michael Short, den Assistenten des demissionierten Sean Spicer, während des Morgen-Meetings feuern. Dummerweise hat er das zuvor schon der Online-Zeitung „Politico“ verraten. So erfährt auch Short davon und reicht seine Kündigung ein – vor dem Meeting.

26. Juli 2017. Jetzt noch mal mit Humor: „Sarah Sanders gibt auf dem Podium ihr Bestes! Haar und Make-up gehen auf mich, solange Du nicht mein ganzes Haarspray aufbrauchst!“, twittert Scaramucci über die neue Sprecherin des amerikanischen Präsidenten. Dann ist Schluss mit lustig: Nachdem „Politico“ einen Teil seiner Verdienste als Teilhaber der Firma SkyBridge Capital veröffentlicht hat, twittert er, er werde seinem Widersacher, dem Stabschef Reince Priebus, das FBI auf den Hals hetzen. Den Tweet löscht er später. Dann ruft Scaramucci den Washington-Korrespondenten des „New Yorker“, Ryan Lizza, an.

27. Juli 2017. Ein Journalist des New Yorker macht publik, dass Scaramucci ihn telefonisch bedrängt habe, um zu erfahren, von wem aus dem Weißen Haus er eine Information erhalten hat. Wenn der Reporter nicht nachgebe, würde er alle möglichen Leaker feuern und der Reporter sei dann mitschuldig. In dem betreffenden Artikel ging es um ein Abendessen Scaramuccis im Weißen Haus mit Präsident Trump und seiner Frau Melania sowie dem Fox-News-Moderator Sean Hannity und dem früheren Co-Präsidenten von Fox News, Bill Shine.

Als der Journalist die Preisgabe des Informanten verweigerte, beschimpfte Scaramucci demnach den Stabschef des Weißen Hauses, Reince Priebus (Reince is a fucking paranoid schizophrenic, a paranoiac, „ein verdammter paranoider Schizophrener“) und Trumps Chefstrategen Steve Bannon (I’m not Steve Bannon, I’m not trying to suck my own cock, „Ich bin nicht Steve Bannon. Ich versuche nicht, meinen eigenen Schwanz zu lutschen. Ich versuche nicht, meine eigene Marke auf der verdammten ('fucking') Stärke des Präsidenten aufzubauen. Ich bin hier, um dem Land zu dienen."“). Nach der Veröffentlichung der Zitate entschuldigt sich Scaramucci auf Twitter für seine „farbenfrohe Wortwahl“ (I sometimes use colorful language.).

28. Juli 2017. „Manchmal“, twittert Scaramucci, „gebrauche ich blumige Sprache. Ich werde mich in dieser Arena zurückhalten, aber nicht den leidenschaftlichen Kampf für Donald Trumps Programm aufgeben.“ Er habe einen Fehler gemacht, da er einem Reporter vertraut habe, ergänzt er später.

29. Juli 2017. Scaramucci triumphiert über Reince Priebus. Trump entlässt diesen per Tweet. Kurz darauf wird bekannt, das seine Frau Deidre Ball ihn verlässt und die Scheidung einreicht. Der Grund: Sie soll den extremen politischen Ehrgeiz ihres Mannes nicht mehr ertragen haben. Sie arbeitete im Bereich der Investoren-Kommunikation von dessen früherer Firma SkyBridge Capital. Scaramucci reagiert mit einem kurzen Tweet. Darin hieß es, er könne viel vertragen, aber er bitte darum, seine Familie in die "Gedanken und Gebete aufzunehmen & nicht mehr".

30. Juli 2017. Wieder irgendwas auf Twitter. Das ist jetzt ohnehin egal. Denn binnen 24 Stunden wird Donald Trump twittern „Phantastischer Tag im Weißen Haus!“ Danach wird er Anthony Scaramucci seines Amtes entheben. Amerika fiebert: Kommt Sean Spicer zurück?

31. Juli 2017. Scaramucci wird vom Amt des Kommunikationschefs im Weißen Haus entlassen. Seine Entlassung soll von John F. Kelly in dessen Eigenschaft als neuer Stabschef im Weißen Haus durchgesetzt worden sein.

13. August 2017.  In einem Interview mit dem Nachrichtensender "ABC News" spricht er über seine kurze Zeit im Weißen Haus.  Die Fragen in der Show "This Week" stellte ihm kein Geringerer als George Stephanopoulos. Auch er arbeitete einst im Weißen Haus: als Politik-Berater des demokratischen Präsidenten Bill Clinton.

Auf die Frage, ob er es verdient habe, gefeuert zu werden, sagt Scaramucci: "Ob ich Fehler gemacht habe? Absolut! Natürlich hätte ich mir gewünscht, sie hätten mir ein Stück Seife gegeben und gesagt: Wasch' dir am Waschbecken in der Toilette den Mund aus und mach weiter!" Für seinen Ausraster gegenüber einem Journalisten zeigte Scaramucci indes keine Reue. Er habe eben eine "lebhafte" Sprache erklärt er.

Auf seinen ehemaligen Chef angesprochen, zeigt sich Scaramucci unerwartet moderat: Trump habe die Probleme des Landes korrekt identifiziert und verfolge die richtige Agenda. Er sei ein Präsident, der oft das Gegenteil dessen tue, was die Medien von ihm erwarteten. Das sei aber kein Makel. Und: "Auch ein Kommunikationschef, egal wie er heißt, kann den Präsidenten nicht ändern." Scaramucci lässt auch durchblicken, was er von Berater Steve Bannon hält: Trump müsse aufhören, auf dessen "Unsinn" zu hören, und stärker in die politische Mitte rücken.

Zu Trumps Äußerungen bezüglich der Gewaltausbrüche in Charlottesville sagt Scaramucci: "Ich hätte ihm nicht zu dieser Aussage geraten, ich glaube, er hätte sehr viel kritischer in Bezug auf die weißen Rassisten sein müssen ... Der Angriff sei Terrorismus gewesen."

Er denke auch darüber nach, ein Buch zu schreiben, sagt Scaramucci am Schluß, es solle ein positives werden.

Bilder aus Wikimedia Commons
Anthony Scaramucci, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license, Urheber:  Jdarsie11

Quellen