Sonntag, 21. April 2019

World-Check

Erde
World-Check ist eine Datenbank mit der exponierte Personen (PEPs) und erhöhte Risikopersonen (Schwerkriminelle, Geldwäscher, Terrorverdächtige) und Risiko-Organisationen überprüft werden.

Sie ist Teil der Thomson Reuters Risk Management Solutions Suite und wird weltweit eingesetzt, um Finanz-, Regulierungs- und Reputationsrisiken zu identifizieren und zu verwalten.

Die World-Check-Datenbank mehr als zwei Millionen Profile zu Einzelpersonen und Organisationen.

Thomson Reuters wiederum ist ein Medienkonzern, der am 17. April 2008 aus der Übernahme der Nachrichtenagentur Reuters durch die kanadische Thomson Corporation entstanden ist. Der Konzern hat Hauptsitze in New York City und in Toronto, wobei letzterer auch als rechtlicher Sitz fungiert. Den Markt der Finanzdaten teilen die beiden Konzerne Thomson Reuters und Bloomberg L.P. nahezu allein unter sich zu etwa gleichen Teilen auf.

Sie wurde als  Reaktion auf Gesetze zur Verringerung der Inzidenz von Finanzkriminalität geschaffen und zunächst von Banken und Finanzinstituten als umfassende Lösung zur Bewertung, Steuerung und Sanierung von Risiken genutzt. 

Da die Gesetzgebung jedoch zunehmend komplexer geworden ist und ihre Reichweite zunehmend global wurde, ist die Nachfrage nach einer solchen Datenbank über den Finanzsektor hinaus auf Organisationen aus allen Sektoren angewachsen. Außer Banken nutzen viele Versicherungsgesellschaften, Anwaltskanzleien, Wirtschaftsprüfer oder auch Regierungen und Geheimdienste den Service von "World-Check". Doch die betroffenen Personen oder Organisationen erfahren davon in der Regel nichts.

Auch deutsche Unternehmen (darunter z.B. die meisten großen Privatbanken sowie fast alle Genossenschaftsbanken) rufen dort massenhaft Daten ab obwohl der Betrieb einer Datenbank in Deutschland so nicht zulässig wäre. Die deutsche Schufa zeigt aber auch offensichtlich fehlerhafte Einträge in großer Anzahl durch die es zu massiven Kollateralschäden für Personen die ungerechtfertigt darin auftauchen kommt.

Das "Forschungsteam" von World-Check überwacht aufkommende Risiken in mehr als 60 Sprachen, die über 240 Länder und Territorien weltweit abdecken. Ein Team von Research-Analysten korreliert Sanktions- und Embargo-Listen aus der ganzen Welt, darunter Listen wie OFAC, UK HMT, EU, OSFI, FATF und die australische DFAT. Regulierungs- und Vollstreckungslisten werden ebenso überwacht wie Listen von verbotenen Parteien. Auch spezielle Interessengebiete wie Terrorismus, organisiertes Verbrechen und der Mittlere Osten werden von Fachforschungsteams abgedeckt.

In der Branche ist World-Check umstritten weil die Qualität der Daten offensichtlich "nicht ausreichend" ist.

Geschichte

2000. World-Check wird von David Leppan gegründet, um die Anforderungen an die Risikominderung der Schweizerischen Bankenbank zu adressieren.

2008. Der World-Check Country-Check startet. Dabei handelt es sich um einen Index, der über 240 Länder und Territorien weltweit Risiken betrachtet. Ein statistischer Algorithmus wird verwendet, um verschiedene Informationsquellen über politische, finanzielle und kriminelle Faktoren zusammenzufassen. Damit wird das Risiko für Kunden und Transaktionen nach ihrem Herkunftsland quantifiziert.

2009. World-Check erweitert sein Angebot durch den Erwerb von IntegraScreen, einem Anbieter von erweiterten Due Diligence Reporting Services. IntegraScreen-Berichte werden verwendet, wenn eine detaillierte Hintergrundkontrolle für irgendeine Entität oder Einzelperson erforderlich ist.

2016. Der US-amerikanische IT-Experte Chris Vickery entdeckt eine Sicherheitslücke. Ihm gelingt es mehr als zwei Millionen Profile aus dieser Kartei mit Stand aus dem Jahr 2014, die durch ein Sicherheitsleck auf einen Internet-Server abzurufen. In der Datenbank finden sich allein 15.000 Einträge mit einem Bezug zu Deutschland, davon über 1000 in der Kategorie "Terrorismus"

Auch der Berliner Sozialwissenschaftler Andrej Holm hat einen Eintrag weil er sich früher einmal getraut hat, sich kritisch zur Verdrängung von ärmeren Menschen in Städten zu äußern und daraufhin im Juli 2017 von Polizisten mit Maschinenpistolen und kugelsicheren Westen besucht wurde. Obwohl sich der Verdacht, er wäre Mitglied einer linksextremistischen Gruppe, als haltlos erwiesen hat taucht er bis heute in der Liste auf. Die Norisbank verweigerte ihm deshalb die Kontoeröffnung ohne einen Grund zu nennen.

2017. World-Check wird gezwungen, eine Entschädigung zu zahlen und sich bei der Finsbury Park Moschee 2017 zu entschuldigen, nachdem fälschlicherweise behauptet wurde, dass es eine aktuelle Vereinigung mit dem Terrorismus geben würde.

Die Liste kostet derzeit laut laut einer aktuellen Studie des Europaparlaments bis zu einer Millionen Euro pro Jahr. Sie wird derzeit von 49 der 50 Top-Banken der Welt genutzt um sich unliebsame Kunden vom Leib zu halten.

Neben Andrej Holm, dem Zentralrat der Muslime (wegen möglicher Verbindungen zum Terrorismus), Human Rights Watch, Tierschützer von Peta, der US-amerikanischen Whistleblowerin Chelsea Manning (angebliches Finanzverbrechen) stehen auch Oppositionspolitiker aus Ländern wie Sri Lanka und Eritrea, die von der jeweiligen Regierung mit falschen Beschuldigungen überzogen wurden in der Liste.

Profile beruhen offensichtlich auf teils zweifelhaften Quellen und sind mangelhaft gepflegt.

Bilder aus Wikimedia Commons
Erde, Lizenz: Public Domain, Urheber: NASA/Apollo 17 crew; taken by either Harrison Schmitt or Ron Evans

Quellen