Samstag, 6. Dezember 2014

Atomkraftwerk Yangjiang

Atomkraftwerk Yangjiang
Das chinesische Atomkraftwerk Yangjiang (chinesisch 阳江核电站, korrekte Schreibweise Yang Jiang) befindet sich in der Provinz Guangdong, 500 Kilometer westlich von Hongkong. 

Es soll mit 6 Atomreaktoren eines der größten Atomkraftwerke in China werden.

Block 1 ist bereits in Betrieb. Er verfügt über einen Druckwasserreaktor (DWR/PWR) vom Typ CPR-1000 mit einer elektrischen Bruttoleistung von 1080 MWe und einer elektrischen Nettoleistung von 1000 MWe.

Die Blöcke 2 bis 4 sollen wie Block 1 Druckwasserreaktoren vom Typ CPR-1000 mit derselben Leistung bekommen.

Die Blöcke 5 und 6 sollen Druckwasserreaktoren vom Typ ACPR-1000 mit einer elektrischen Bruttoleistung von 1087 MWe und einer elektrischen Nettoleistung von 1000 MWe ausgerüstet werden.

Seismisch gesehen ist der Standort in leicht aktiven Gebiet gelegen. Insgesamt wurden neun Verwerfungen bei der geologischen Erkundung des Geländes entdeckt. Während die meisten Verwerfungen kürzer als ein Kilometer sind und keine geologischen Aktivitäten aufweisen, sind die fünf Verwerfungen auffällig und eventuell geologisch aktiv. Der längste der möglicherweise aktiven Verwerfungen hat eine Länge von 600 Meter. Die fünf Verwerfungen treffen den Standort in vier verschiedenen Richtungen, einige nur mit der Spitze.

Geschichte

1991. Yangjiang wird erstmals als Standort für ein Atomkraftwerk erwogen mit zwei 600 MW starken Blöcken. Als erstes sucht man deshalb Kontakt zu Westinghouse und findet Interesse am AP600. Westinghouse soll die Technologie zur Verfügung stellen und das Hauptequipment bei Mitsubishi Heavy Industries in Japan fertigen lassen, während China die konventionellen Anlagen liefern würde. Der Deal kommt allerdings nicht zustande.

1992. Es gibt Pläne für den Bau eines 2000 MW starken Atomkraftwerks am Standort Yangjiang. Es soll das vierte Atomkraftwerk der Volksrepublik China werden und das dritte Atomkraftwerk in der Provinz Guangdong. Als alternativer Standort wird Taishan vorgeschlagen, falls das Projekt in Yangjiang fehlschlägt. Allerdings ist sich die Regierung ziemlich sicher, dass beide Projekte aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs und des extrem ansteigenden Energiebedarfs realisiert werden.

1993. Es fällt die Entscheidung für den Standort Yangjiang als drittes Atomkraftwerk. Es soll das größte AKW von China werden.

Bis 1994. Man entscheidet sich für den Zubau von vier Reaktoren, die zusammen 4000 MW leisten sollen. Allerdings gibt es bisher keinen spezifischen Plan für die Anlage, weshalb zwei verschiedene Konzepte vorliegen: Den Zubau von vier 1000 MW-Reaktoren, oder alternativ der Zubau von vier 600 MW-Reaktoren. Eine genauer Plan existierte zu diesem Zeitpunkt nicht.

Bis 1996. Die Anzahl der Blöcke wird erneut angehoben. Nun sind 6 Reaktoren geplant.

Bis 1998. Man einigt sich auf die 1000 MW-Reaktoren. Die Anlage soll in drei Schritten errichtet werden. Jeder Abschnitt sieht den Bau von zwei Reaktoren vor. Ein Abschnitt alleine sollte etwa 3,5 Milliarden Dollar kosten. Allerdings wurde das Nichtvorhandensein eines Zeitplanes für den Bau durch Experten eher negativ gesehen und die Errichtung der Anlage daher als fraglich bewertet.
Mit dem Baubeginn wird 1999 gerechnet, sodass die Anlage 2005 mit dem ersten Reaktor in Betrieb  gehen könnte. Im Atomprogramm Chinas stellt Yangjiang das ehrgeizigste Projekt dar. 
Weil in diesem Jahr die Handelssperre für atomare Einbauten seitens der USA aufgehoben wird, kommt auch erstmals ein US-amerikanisches Reaktormodell infrage

2004. Von der chinesischen Regierung werden die Ansprücke geändert. Die ersten Atomkraftwerke der Generation III werden für die Standorte Yangjiang und Sanmen international ausgeschrieben.

Bis September 2004. Die drei Hersteller Areva (mit EPR), Westinghouse (mit AP1000), Atomstroyexport (mit WWER-1000/466 als AES-91/99, alternativ mit WWER-1500/448) und Korea Hydro & Nuclear Power Corporation (APR-1400) machen ein Angebot.
Während die Angebote seitens Areva und Westinghouse die moderneren Modelle enthalten, ist das Angebot von Atomstroyexport weitaus preisgünstiger. Zudem hat Atomstroyexport den Vorteil, dass bereits ein Bauvertrag für zwei Blöcke am Standort Tianwan besteht, was eine Art Vorteilsposition darstellt. Rosatom sieht sich daher als Führend um den Auftrag in Yangjiang, jedoch sehen chinesische und internationale Experten für Areva und Westinghouse bessere Chancen. Die Korea Hydro & Nuclear Power Corporation stellt zwar mit dem APR-1400 einen modernen Reaktor der dritten Generation vor und hat in den letzten zehn Jahren insgesamt zehn Reaktoren errichtet, jedoch hat das Unternehmen bisher keine Exportaufträge verzeichnen können und bisher nur im eigenen Land Atomkraftwerke errichtet. Deshalb hat das Unternehmen keine Aussichten auf den Auftrag.

28. März 2006. Mit der Umweltverträglichkeitsprüfung für die Blöcke 5 und 6 wird begonnen.

Dezember 2006. Westinghouse erhält den Zuschlag für den Bau von zwei AP1000 am Standort Yangjiang und zwei Reaktoren am Standort Sanmen. Zusammen beläuft sich der Auftragswert auf 5,3 Milliarden Dollar.

30. März 2007. Auf Anfrage der Atomaufsichtsbehörde Nuclear Regulatory Comission (NRC) der USA verschiebt die State Nuclear Power Technology Corporation den Standort nach Haiyang, um den schnelleren Zubau der Reaktoren zu ermöglichen. Ebenso wird der sekundäre Vertragspartner Bechtel, der die Anlage planen sollte, durch Stones & Webster Asia ersetzt. Hierdurch kann Zeit gewonnen werden, weil so der Zubau der Reaktoren in Haiyang weitaus schneller zu realisieren ist.

Juli 2007. Areva sollte einen Vertrag für 2 Reaktoren am Standort Yangjiang bekommen.  Dieses Projekt wird jedoch aufgrund der starken Probleme beim Bau des Atomkraftwerks in Olkiluoto und Unstimmigkeiten zwischen den Vertragspartnern das EPR-Projekt nach Taishan verschoben. In der Folge kehrt man in Yangjiang auf das ehemalige Kraftwerksprojekt mit sechs chinesischen Modellen zurück, weil diese schneller zu realisieren sind und die energetische Notwendigkeit des Werkes an diesem Standort berücksichtigt wurde.

2008. Die Anlage wird als bisher größtes Atomkraftwerksprojekt durch den Staatsrat bestätigt und genehmigt. Noch im gleichen Jahr wird mit den ersten Arbeiten begonnen.

16. Dezember 2008. Baubeginn Block 1

4. Juni 2009. Baubeginn Block 2.

Juli 2010. Der Energieversorger China Light and Power mit Sitz in Hongkong gibt bekannt, mit einem 17-prozentigen Anteil in die Anlage einzusteigen.

15. November 2010. Baubeginn Block 3.

17. November 2012. Baubeginn Block 4. 

Dezember 2012. Die Umweltverträglichkeitsprüfung wird abgeschlossen. Dass dieses Verfahren so lange gedauert hat war die Abänderung des Designs. Während zunächst auch Reaktoren vom Typ CPR-1000 geplant waren wurde das Projekt später auf die Nachfolgelinie vom Typ ACPR-1000 abgeändert.

18. Februar 2013. Im zweiten Block wird der Reaktordruckbehälter eingebaut.

Bis 15. März 2013. Die Installation der drei Dampferzeuger soll im ersten Block abgeschlossen werden.

18. September 2013. Baubeginn Block 5. Wenige Tage später wird China Techenergy mit der Lieferung des Reaktorschutzsystems beauftragt. Ebenso mit der Lieferung dieses Systems für den baugleichen Block 6.

Oktober 2013. Es wird damit begonnen, den Reaktor des ersten Blocks mit Atombrennstoff zu bestücken.

23. Dezember 2013. Baubeginn Block 6.

31. Dezember 2013. Reaktor 1 wird erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert.

27. März 2014. Block 1 geht in den kommerziellen Leistungsbetrieb.

Atomkraftwerke in China

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QinshanSanmenShidaowanTaishanTianwan, Yangjiang

Bilder aus Wikimedia Commons
Atomkraftwerk Yangjiang, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, Urheber: situ001

Quellen