Das russische Atomkraftwerk Bilibino lieg in der Nähe der russischen Stadt Bilibino im Autonomen Kreis der Tschuktschen im Nordosten Sibiriens. Das Atomkraftwerk wurde als erstes und einziges im Nordpolarkreis in einem Gebiet mit Dauerfrostboden errichtet, um Energie für die Ausbeutung der Goldminen in der Umgebung bereitzustellen. Die Gegend um Bilibino ist abgeschnitten vom Straßen- und Eisenbahnnetz, zudem mangelt es vor Ort an konventionellen Energieträgern. Daher war der Bau eines kleinen Atomkraftwerks angeblich die mit Abstand kostengünstigste Variante, um die nötige Energie bereitzustellen.
Das AKW Bilibo verfügt über vier kleine Blöcke mit Atomreaktoren des Typs GBWR-12/EGP-6. Die Nettoleistung der vier Reaktoren liegt bei jeweils 11 Megawatt (MW), die Bruttoleistung bei 12 MW. Die thermische Leistung beträgt 62 MW. Mit einer installierten Gesamtleistung von 48 MW ist das Atomkraftwerk das kleinste in Betrieb befindliche AKW in Russland und auch weltweit.
Der EGP-6 (ЭГП-6) ist ein Reaktor mit einzelnen Kanälen für den Wasserdampf. Es wird neben 11 MWe (netto) Elektrizität auch Wärme für externe Verbraucher bereitgestellt. Als Moderator wird Graphit eingesetzt. Bei den Reaktoren handelt es sich um ältere kleine Reaktortypen ähnlich der RBMK-Reaktoren der ersten Generation von Atomreaktoren.
In den letzten Jahren hat das Atomkraftwerk durchschnittlich 132 Millionen Kilowattstunden in das öffentliche Stromnetz der Oblast Magadan eingespeist. Darüber hinaus wird Wärme an die Stadt Bilibino abgegeben.
Die Reaktoren wurden technisch für eine Betriebsdauer von 30 Jahren ausgelegt. Die ersten Blöcke haben inzwischen diese Laufzeit erreicht und sollten eigentlich abgeschaltet werden. Wie so oft wurde jedoch auch hier die Laufzeit verlängert. Ein Ersatz der vier Reaktoren ist nach 2015-20 geplant. Noch 2003 waren die Blöcke E, F und G angedacht gewesen; jeder mit einer Nettoleistung von 31 MW. Ob die Planungen beendet wurden, ist nicht bekannt.
Eigentümer und Betreiber des Atomkraftwerkes ist das staatliche Unternehmen Rosenergoatom.
Geschichte
1965. Es wird beschlossen, das AKW Bilibino zu errichten.
11. Dezember 1966. Die Konstruktion beginnt.
1. Januar 1970. Baubeginn Block 1 bis 4.
11. Dezember 1973. Reaktor 1 wird erstmals kritisch.
12. Januar 1974. Reaktor 1 wird erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert.
1. April 1974. Reaktor 1 geht in den kommerziellen Betrieb.
7. Dezember 1974. Reaktor 2 wird erstmals kritisch.
30. Dezember 1974. Reaktor 2 wird erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert.
1. Februar 1975. Reaktor 2 geht in den kommerziellen Betrieb.
6. Dezember 1975. Reaktor 3 wird erstmals kritisch.
22. Dezember 1975. Reaktor 3 wird erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert.
1. Februar 1976. Reaktor 3 geht in den kommerziellen Betrieb.
12. Dezember 1976. Reaktor 4 wird erstmals kritisch.
27. Dezember 1976. Reaktor 4 wird erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert.
1. Januar 1977. Reaktor 4 geht in den kommerziellen Betrieb.
10. Juli 1991. Es ereignet sich der wahrscheinlich bisher schwerste Störfall in dem AKW. Es handelt sich dabei um einen ernsten Störfall der INES-Stufe 3.
1998. Es ereignet sich ein Störfall der INES-Stufe 2.
2004. Für Block 1 wird eine Laufzeitverlängerung um 5 Jahre genehmigt.
2005. Für Block 1 wird eine Laufzeitverlängerung um 5 Jahre genehmigt. Auch für die Reaktorblöcke 3 und 4 soll eine längere Betriebsdauer erlaubt werden als ursprünglich geplant. Durch Modernisierungsmaßnahmen soll die Betriebsdauer des Kernkraftwerks um bis zu 15 Jahre verlängert werden.
2019. Reaktor 1 und 2 werden vielleicht eventuell möglicherweise stillgelegt.
2020. Reaktor 3 wird vielleicht eventuell möglicherweise stillgelegt.
2021. Reaktor 4 wird vielleicht eventuell möglicherweise stillgelegt.
Atomkraftwerke in Russland
Akademik Lomonossow, Balakowo, Baltiiskaja (Kaliningrad), Baschkirien, Belojarsk, Bilibino, Kalinin, Kola (Nordwest), Kostroma (Central), Krim, Kursk, Leningrad, Gorki (Nischni Nowgorod), Nowoworonesch, Obninsk, Pewek, Primorje, Rostow, Sewersk, Smolensk, Süd-Ural (Majak), Tatarien, Twer, VK-50 (Melekess)
Quellen