Samstag, 17. Mai 2014

Atomkraftwerk Shippingport

Atomkraftwerk Shippingport
Das stillgelegte US-amerikanische Atomkraftwerk Shippingport wurde ab 1954 in Shippingport am Ohio River in Pennsylvania, etwa 40 km von Pittsburgh entfernt, gebaut. Es war der erste zivile Atomreaktor in den USA und nach dem AKW Vallecitos das zweite Atomkraftwerk der USA, das ans Netz ging. 

Das AKW hatte einen Druckwasserreaktor (DWR/PWR) und eine elektrische Bruttoleistung von 68 MW, eine Nettoleistung von 60 MW und eine thermische Leistung von 236 MW. Der Reaktor wurde als Prototyp für die kommerzielle Stromerzeugung errichtet. 1977 wurde er zu einem Leichtwasser-Brutreaktor (PLWBR, Pressurized Light-Water Breeder Reactor) umgebaut, bei dem Thorium 232, statt dem teureren Uran-233, der Ausgangs-Brennstoff war. Der Thoriumbetrieb dauerte fünf Jahre an.

Eigentümer und Betreiber waren das Department of Energy und Duquesne Light. Lieferant war Westinghouse Electric. Das größere AKW Beaver Valley wurde ab 1967 am gleichen Ort errichtet.

Geschichte

1953. Dwight D. Eisenhower hält seine Rede "Atoms for Peace". Die friedliche Nutzung der Atomergie ist der wichtigste Teil seiner Rede.

1. Januar 1954. Baubeginn des des AKW Shippingport. Der Atomreaktor des Kraftwerks entspricht in der technischen Auslegung der atomaren Antriebsmaschine der US-amerikanischen Atom-U-Boote. Das Atomkraftwerk an Land übernimmt die Kompaktheit und damit die hohe Leistungsdichte der U-Boot-Reaktoren, somit auch deren Sicherheitskonzept. Forschungstechnisch ist man der Auffassung, der hier erstmals halbkommerziell zur Anwendung gelangende Typ des Leichtwasserreaktors sei inhärent sicher, weil er einen negativen Void-Koeffizienten aufweist, das heißt er schaltet sich bei Blasenbildung im Kühlmittel ab. Später musste man jedoch zur Kenntnis nehmen, dass es auch andere Kernschmelze-Szenarien gibt. Man hat das Risiko nicht erkannt, das in der Nachzerfallswärme begründet ist. Ihretwegen bedürfen die empfindlichen Brennelemente des Leichtwasserreaktors der aktiven Kühlung auch nach Abschaltung des Atomkraftwerks, selbst noch nach ihrer Entnahme aus dem Reaktor über etwa fünf Jahre. Der vom U-Boot-Konzept übernommene Reaktordruckbehälter hat eine Restwahrscheinlichkeit des Berstens. Beides gilt für alle weltweit in Bau und Betrieb befindlichen Leichtwasserreaktoren.

2. Dezember 1957. Der Reaktor wird erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert.

26. Mai 1958. Das AKW geht in den kommerziellen Leistungsbetrieb.

1977. Der Reaktor wird zum Leichtwasser-Brutreaktor (PLWBR) umgebaut und geht im selben Jahr wieder ans Netz.

1. Oktober 1982. Der Reaktor wird abgeschaltet.

September 1985. Der Abbau beginnt.

Dezember 1985. Die insgesamt 956 Tonnen schweren Teile wie zum Beispiel der Reaktordruckbehälter und der Neutronenschild aus dem Containment gehoben und zur Entsorgung in den Bundesstaat Washington gebracht. Das Gelände wurde gereinigt und dekontaminiert und anschließend für die uneingeschränkte Nutzung freigegeben. Der Rückbau kostete 98 Mio. US-Dollar laut einer Schätzung von 1990.

Bilder aus Wikimedia Commons
Atomkraftwerk Shippingport, Lizenz: Public Domain, Urheber: United States Department of Energy national laboratories

Quellen