Samstag, 17. Mai 2014

Atomenergie in Litauen

Flagge von Litauen
Atomenergie: Der Bau des AKW Visagina ist  ist aus politischen, wirtschaftlichen und juristischen Gründen ins Stocken geraten. Es sollte 2015 ans Netz gehen. Das einzige AKW Ignalina wurde im Dezember 2009 abgeschaltet. Der Atomstromanteil liegt durch den hohen Importanteil bei 76,4%  (Auswärtiges AmtStatistisches Bundesamt).

Chronik

2015. Das Atomkraftwerk Visagina soll zusammen mit einer neuen Hochspannungstrasse in Betrieb genommen werden.

15.07.2011. Litauen hat aus den Fehlern von Ignalina nix gelernt und will mit einem neuen AKW durch Stromexport Geld verdienen. Auch die Konkurrenz aus Vilnius, Minsk und Moskau steht in den Startlöchern. Da hilft es nur wenn Deutschland bei den Erneuerbaren Gas gibt (taz).

22.05.2010. Andrius Kubilius (Ministerpräsident von Litauen) will ein neues AKW haben und das Geld für den Ausbau des Zwischenlagers nicht selbst bezahlen. Finanziert werden soll es aus Steuergeldern der EU. Über Endlager nachzudenken hält er nicht für notwendig. Nach ihm die Sintflut. Der  Rückbau des abgeschalteten AKW von Ingnalina wird mindestens 25 Jahre dauern und eine Milliarde Euro - nicht vom Stromerzeuger sondern wieder von dem Steuerzahler dessen Steuern in die EU geflossen sind bezahlt. Litauen hat einen Auftrag für den Bau ausgeschrieben. Potentielle Investoren sind RWE und E.ON (Focus).

31.03.2010. Da die Energieabhängigkeit Litauens nach der Abschaltung des AKW Ignalina gestiegen ist fördert die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) die Modernisierung von zwei Kraftwerken.
Für das Kraftwerk Lietuvos Elektrine in Elektrėnai  werden 71 Mio Euro bereitgestellt. Bis 2012 soll damit ein neuer Block mit einem 450 MW starken Gas- und Dampf-Kombigenerator (GuD) entstehen. Die Gesamtkosten schätzt man auf 360 Mio Euro. Die Leistung wäre damit 150 MW höher als bisher. Das Kraftwerk gehört zu 96% dem Staat Litauen (GTAI).

Andrius Kubilius - Premierminister von Litauen
Februar 2010. Etwa 2000 Anwohner aus Visagina beschweren sich in einer Demo über die sozialen Folgen der Schließung weil die Strom- und Heizkosten sich verdreifacht haben.

31.12.2009. Litauen schaltet nach 26 Jahren um 23 Uhr Ortszeit den zweiten und letzten Reaktor des einzigen AKWs Ignalina im Osten des Landes ab und wird vom Stromexporteuer zum Stromimporteur.
Es gab immer wieder Kritik wegen der schlechten Sicherheitssysteme. Das AKW musste oft nach Rohrbrüchen und Rissen in Leitungen abgeschaltet werden. Die Kosten für den Abriss werden 2009 auf 2,32 Mrd. Euro, die Dauer auf 25 bis 30 Jahre, geschätzt. Seit 2000 hat die EU sich mit 1,36 Mrd. Euro (4,7 Mrd. Litas) an den Kosten der Stillegung beteiligt.
Um den Wegfall der Kapazitäten zu kompensieren wurde eine Strombörse aufgebaut. Zwischen Polen und Litauen und Skandinavien werden leistungsstarke Strombrücken gebaut. Die Strompreise steigen danach um 0,10-bis 0,15 Liter pro KWh an.
Nun ist wieder das Öl- und Gasturbinenkraftwerks von Elektrėnai der grösste Stromerzeuger des Landes. In 10 Jahren soll in der Nähe ein neues AKW mit Druckwasserreaktor (DWR/PWR) welches die baltischen Länder mit Polen planen ans Netz gehen was aber wegen der misserablen Erfahrungen in Finnland immer weniger realistisch erscheint. Da man sich aber vehement weigert alternative Energien zu installieren muss Litauen in Zukunft einen Großteil der Energie teuer im Ausland einkaufen (Tagesschautazn-tvTelepolisAuswärtiges Amt).

2009. Eine Umweltverträglichkeitsstudie die im Auftrag des staatlichen Energieunternehmens Leo LT durchgeführt wurde ergibt wie bestellt eine positive Einschätzung für den Bau eines neuen AKWs mit einer Gesamtleistung von bis zu 3.4 GW. Daraufhin stimmt das litauische Umweltministerium den Vorschlägen für den Bau zu. Die Wärmemänge die in den See Drūkšiai abgeleitet werden darf wird auf 3,2 GW begrenzt. 11 mögliche Reaktortypen werden in Betracht gezogen.
In diesem Jahr werden in Litauen 0,12 Mio Tonnen Rohöl gefördert und 8,8 Mio Tonnen Rohöl - vor allem aus Russland - importiert. 6,8 Mio Tonnen Erdölprodukte werden exportiert  (Auswärtiges Amt).

Oktober 2008. Die litauische Regierung ließ ein Referendum durchführen um das AKW Ignalina bis zur Fertigstellung eines neuen Atomreaktors weiter zu betreiben. Es gab eine Zustimmung von 89% für den Weiterbetrieb. Da sich jedoch nur 48% der Wahlberechtigten an dem Referendum beteiligt hatten, die Mindestbeteiligung jedoch bei 50% der Wahlberechtigten lag hatte es keine Gültigkeit. Zudem hätte der Weiterbetrieb einen Bruch des EU-Beitrittsvertrags bedeutet.

Februar 2007. Der Bau des AKW Visagina wird beschlossen. Es soll eine Kapazität von 3,2 GW haben die auf zwei jeweilst 1,6 GW starke Reaktoren aufgeteilt ist. Die Baukosten werden nun auf 6,7 Mrd. Euro geschätzt. E.ON und Vattenfall haben Interesse an Investitionen in ein derartiges AKW.

2006. Zusammen mit Estland, Lettland und Polen plant Litauen den Bau des neuen AKWs "Kernkraftwerk Visaginas" direkt neben dem AKW Ignalina und gibt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Diese ergibt Baukosten zwischen 2,5 und 4 Mrd. Euro.

31.12.2004. Litauen schaltet den Reaktorblock 1 des einzigen AKWs Ignalina im Osten des Landes ab da es eine der Bedingungen für den UE-Beitritt im Mai 2004 war (Tagesschau).

2000. Das litauische Parlament stimmt einer Abschaltung der beiden Reaktorblöcke von Ignalina in den Jahren 2005 und 2010 zu.

1995. Zusammen mit Vattenfall AB und IVO wird ein langfristiger Energieplan erstellt der die Laufzeit von Ignalina bis 2005 oder 2010 verlängert.

15.11.1994. Georgij Dekanidze, dessen Sohn Boris zum Tode verurteilt worden war hielt eine Ansprache im TV bei der er mit der Sprengung des AKWs drohte. Daraufhin wurden beide Reaktoren heruntergefahren. Auf eine Bitte des Premierministers von Litauen hin halfen schwedische Behörden bei der Suche nach einer Bombe. Gefunden wurde keine. Daraufhin wurden die Reaktoren wieder hochgefahren.

11.07.1994. Es wird bei einer Prüfung ein defekt montierter Schalter zum Ein- und Ausfahren der Kontrollstäbe aaus dem Reaktor entdeckt und ausgetauscht.

1993. Die thermische Leistung des AKW Ignalina wird von 4.800 MWth auf 4.200 MWth gedrosselt.

11. März 1990. Litauen wird von der Sowjetunion unabhängig und kommt in den Besitz des AKWs. Mit bis zu 88% hatte es zeitweise den höchsten Atomstromanteil aller Länder weltweit (Wikipedia - Litauen).

30. August 1988. Der Bau von Block 3 wird abgebrochen, auch Block 4 wird storniert.

20. August 1987. Block 2 des AKW Ignalina nimmt den Betrieb auf und geht sofort ans Netz.

1985. Der Bau von Block 3 am AKW Ignalina beginnt.

01.05.1984. Das AKW Ignalina geht in den kommerziellen Betrieb  

See Drūkšiai

31.12.1983. Der Reaktorblock I des sowjetischen AKWs Ignalina wird in Betrieb genommen. Dafür werden Medaillen und Orden verteilt. Das AKW liegt nahe der Stadt Visaginas am See Drūkšiai, ungefähr 45 Kilometer von der Kreisstadt Ignalina  entfernt.
Bereits beim Anfahren treten Probleme auf. Die Leistungssteigerung wurde wegen der Angst der Schichtleiter vor Sanktionen aus Moskau dennoch nicht unterbrochen (Wikipedia - Kernkraftwerk Ignalina).

1978. Baubeginn für Block I des AKW Ignalina.

1977. Baubeginn für Block I des AKW Ignalina.


Atomkraftwerk Ignalina

1974. Der Auftrag für das Kernkraftwerk Ignalina wird als Symbol des technischen Fortschritts der Sowjetunion unter dem Projektnamen "Unternehmen Postfach A-15-13" erteilt und soll 4 Reaktorblöcke vom Typ RBMK-1500 der zweiten Generation bekommen. Die Parole für den Bau lautet "Lenin, die Macht der Partei und die Kraft des Volkes sichern den Sieg des Volkes". Geleitet wird der Bau vom Ministerium für Mittelschweren Maschinenbau welches einen eher militärischen Hintergrund hat  (Wikipedia - Kernkraftwerk Ignalina).

1962. Die Stadt Elektrėnai wird zusammen mit dem Bau eines Öl- und Gasturbinenkraftwerks gegründet. Es wird jedoch in Zukunft in Konkurrenz zum AKW Ignalina stehen und nur zu einem Bruchteil der Kapazität von 1,8 GW Strom und 5,68 GW Wärmenergie genützt werden. Als Brennstoffe werden Gas, Schweröl und Ölemulsion benützt (Wikipedia - Elektrėnai).

Elektrėnai-See mit Öl- und Gasturbinenkraftwerk im Hintergrund

Bilder:
Atomkraftwerk Ignalina, Wikimedia Commons,  GNU-Lizenz für freie Dokumentation Version 1.2 oder einer später, Schyll
Flagge von Litauen, Wikimedia Commons,  public domain, User:SKopp
See Drūkšiai, Wikimedia Commons,  GNU-Lizenz für freie Dokumentation Version 1.2 oder einer später, Hugo.arg