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| Atomkraftwerk Davis Besse |
Das US-amerikanische Atomkraftwerk Davis Besse (engl. Davis Besse Nuclear Power Station) hat einen 925 Megawatt-Druckwasserreaktor (DWR/PWR) der Firma Babcock & Wilcox. Es liegt im US-Bundesstaat Ohio am Ufer des Eriesee nahe Oak Harbor. Betrieben wird das Kraftwerk von der FirstEnergy Corp.
Geschichte
24. März 1971. Beginn des Baus.
28. August 1977. Das AKW geht ans Netz.
24. September 1977. Im Primärkreislauf öffnet sich ein Druckentlastungsventil und Dampf strömt aus. Das Personal der Schaltwarte kann die Situation über längere Zeit nicht unter Kontrolle bringen. Es besteht die Gefahr, dass durch den starken Kühlmittelverlust der Kern des Reaktors freigelegt und überhitzt wird. Bevor es dazu kommt kann das Ventil jedoch wieder geschlossen werden. Mehrere Jahre später wird der Störfall der Kategorie 3 auf der Internationalen Bewertungsskala für atomare Ereignisse (INES) zugewiesen.
9. Juni 1985. Bei der Inbetriebnahme des Kühlsystems kommt es zu einer Störung an einer Pumpe, die aufgrund der Fehlbedienung eines Operators eine zu hohe Drehzahl aufweist. Um dem entgegenzuwirken wird die Förderleistung gedrosselt. Kurz darauf gibt es an einer weiteren Pumpe einen Überdruck. Die Operatoren schalten die Pumpe ab. Dadurch wurde die Zirkulation des Kühlmittelflusses gestoppt. Um dem entgegenzuwirken aktivierte ein Operator die Notspeisewasserpumpen. Erst wurde das Ereignis als "außergewöhnlich" eingestuft. Später untersuchte man den Vorfall genauer und fand heraus, dass es beinahe zur Kernschmelze (Schmelzen des Reaktorkerns) gekommen wäre. Nach Schätzungen der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) war der Störfall auf der INES-Skala daher mindestens mit Stufe 4, also "Unfall" zu werten. Der Schaden wird auf etwa 26 Mio. US-Dollar geschätzt.
März 2002. Bei einer länger hinausgezögerten Inspektion wird festgestellt, dass Borsäure nahe einer Steuerstab-Durchführung am Deckel des Reaktordruckbehälters aus dem Reaktor ausgetreten ist. Borsäure dient zur Steuerung des Reaktors und wird dem Kühlmittel beigeführt. Allerdings reagiert die Säure sehr aggressiv auf Schwermetalle. Daher kam es zu starker Korossion am Reaktordeckel. Es blieb nur noch eine wenige Millimeter dünne Schicht der Deckel-Innenauskleidung übrig.
Fachleute des Oak Ridge National Laboratory (ORNL) berechneten anschließend, dass es im schlimmsten Fall nur noch 5 Monate gedauert hätte, bis sich ein großes Leck im Reaktordeckel gebildet hätte. Die Atomexperten der "NGO Union of Concerned Scientists (UCS) kombinierten dieses Szenario mit den Problemen, die einige Jahre zuvor im Zusammenhang mit Verstopfungen von Sumpfsieben einiger Atomkraftwerke entdeckt worden waren. Der Kühlwasserverlust hätte demnach dazu geführt, dass Isoliermaterialien abgerissen worden wären, die die Pumpsiebe der Notkühlung verstopft hätten.
Nach Ansicht der UCS wären die Folgen schwerer ausgefallen als im AKW Three Mile Island wo es 1979 zu einer Kernschmelze kam. Das Containement hätte versagen können und zwar am wahrscheinlichsten nach rund zwei Tagen beim Durchschmelzen des Coriums durch das Fundament des Gebäudes. Bei diesem Vorgang wird auch sehr viel Kohlenmonoxid und Wasserstoff freigesetzt. Diese explodieren in einer Reaktion mit Sauerstoff und können das Containement beschädigen.
2002 bis Anfang 2004. Die Anlage ist zur Modernisierung abgeschaltet. Der Schaden wird auf 167 Mio. US-Dollar geschätzt.
Bilder aus Wikimedia Commons
Atomkraftwerk Davis Besse, Lizenz: Public Domain, Urheber: Nuclear Regulatory Commission.
Quellen
