Donnerstag, 17. Juli 2014

Inge Hannemann - Ex-Jobcenter-Mitarbeiterin rebelliert gegen Hartz 4


Inge Hannemann ist Mitarbeiterin des Jobcenters Hamburg-Altona. Sie wurde aufgrund ihrer Weigerung, Sanktionen gegen Hartz-IV-Empfänger durchzusetzen und wegen ihrer Kritik am Hartz-IV-System, im April 2013 von ihrer Arbeit freigestellt. Ihr Büro darf sie nur noch in Begleitung des Hausmeisters betreten.
Bei Arbeitslosen-Initiativen und Kritikern des Hartz-IV-Systems wurde sie in den letzten Monaten zu einer Symbolfigur. Ihr Ziel ist die Abschaffung von Hartz IV und ein Bedingungsloses Grundeinkommen.

Aufgewachsen ist sie in Hamburg. Als sie 12 war ist ihre Familie nach Süddeutschland gezogen. In Baden-Württemberg ist sie den Jungen Sozialisten beigetreten. Sie studierte Journalismus, arbeitete bei Bildungsträgern und später im Jobcenter Freiburg während sie sich als Alleinerziehende um ihre Tochter kümmerte. 2006 ist sie nach Hamburg zurückgezogen. Dort hat sie geheiratet. 2011 startete sie ihren ersten Blog.

Aussagen von Inge Hannemann

Mancher Jobcenter-Mitarbeiter sanktioniertohne Bedenken und die Chefs auf drängen auf Sollzahlen. Das wird durch steigende Sanktionszahlen bewiesen:

Interessant ist im Zusammenhang mit ihrem Arbeitsort dass Olaf Scholz (Erster Bürgermeister von Hamburg) einer ihrer Chefs auch Ex-Bundesarbeitsminister ist. Damals hat er mit dem Finanzministerium unter Peer Steinbrück und der Bundesagentur für Arbeit eine "Zielvereinbarung 2008" geschlossen laut der die "passiven Leistungen" bei den Jobcentern im Jahresverlauf um 6,5% gesenkt werden sollten wobei ihm die wirkliche Arbeitsmarktentwicklung am edelsten Körperteil vorbei ging. Dabei handelt es sich um eine "ministeriale Aufforderung" zum Rechtsbruch weil Jobcentermitarbeiter dadurch gedrängt werden, Menschen die kaum etwas zum Leben haben, ihre Rechtsansprüche zu verweigern und hinauszuzögern bis zum geht nicht mehr (Telepolis).

Die Beratungszeit ist zu knapp und der Druck auf die Mitarbeiter zu groß:


Mitarbeiter müssen in prekäre Zeitarbeitsjobs und sinnlose Maßnahmen vermittelt werden, um Zielzahlen zu erfüllen:

Da habe ich auch schon viel Grauenhaftes gehört: Siehe auch: Jobcenter spielt "Gustl Mollath" mit Jobsuchenden.

Inge Hannemann betreibt den Blog: "altonabloggt".

14.06.2013. Die Bundesagentur für Arbeit diffamiert Frau Hannemann. Dazu drei einfache Feststellungen - auch aufgrund meiner eigenen Erfahrungen:
1. Die zunehmende Aggression gegen die Mitarbeiter der Jobcenter liegt viel eher daran dass Menschen buchstäblich nichts zum fressen haben, weil ihnen das Existenzminimum verweigert wird was gegen das Grundgesetz verstößt.
2. Frau Hannemannm ist eine "Whistleblowerin", die Missstände aufdeckt, denn die behaupteten Missstände gibt es - sie ist daher eine "Hartz IV-Rebellin".
3. Wer in einem Jobcenter arbeitet sollte sich an Recht und Gesetz halten. Die meisten handeln aber nicht nach eigenem Gutdünken sondern nach Zielvorgaben der Vorgesetzten die auf das Grundgesetz sch...en.

Zensursula (Bundesarbeitsministerin), die mich an Marie Antoinette erinnert,  hat den falschen Beruf ausgewählt. Sie sollte nicht die Menschen in Deutschland die kaum das allernötigste haben leiden lassen können.

30.07.2013. Frau Hannemann klagt in einem Eilverfahren auf Wiederbeschäftigung. In einem völlig überfüllten Gerichtssaal verfolgen etwa 150 Unterstützer die Verhandlung. Dabei auch Katja Kipping, die Bundesvorsitzende der Linken. Die Richterin muss mehrmals zur Ruhe aufrufen.
Sie verliert, weil es ihr laut Gericht nicht gelungen sein soll "das Bestehen eines offensichtlichen Beschäftigungsanspruchs darzulegen". Das Hauptverfahren soll im August verhandelt werden.

16.07.2014. Morgen beginnt vor dem Arbeitsgericht ein weiteres Eilverfahren um eine Weiterbeschäftigung von Frau Hannemann im Jobcenter.

17.07.2014. Das Arbeitsgericht sieht für eine schnelle Entscheidung keine Gründe und will erst im Herbst in einem Hauptsacheverfahren klären ob die Maßnahme der Stadt Hamburg rechtens war. Ob und wann Frau Hannemann die zugewiesene Stelle bei der Hamburger Sozialbehörde antreten wird ist unklar. Sie ist im Moment krankgeschrieben und will danach ihre kompletten Resturlaubstage nehmen.

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Quellen