Samstag, 13. Februar 2016

Wilhelm Conrad Röntgen

Wilhelm Conrad Röntgen
Der deutsche Physiker Wilhelm Conrad Röntgen wurde am 27. März 1845 in Lennep, heute Stadtteil von Remscheid geboren († 10. Februar 1923 in München). Er entdeckte am 8. November 1895 im Physikalischen Institut der Universität Würzburg die nach ihm benannten Röntgenstrahlen. 

1901 erhielt er für seine Entdeckung den ersten Nobelpreis für Physik. Seine Entdeckung revolutionierte unter anderem die medizinische Diagnostik und führte zu weiteren wichtigen Erkenntnissen des 20. Jahrhunderts, z. B. der Entdeckung und Erforschung der Radioaktivität.

Conrad Röntgen wird als introvertierter Mensch beschrieben, zu dem nur wenige einen tieferen Zugang fanden. Hervortretende Wesensmerkmale waren seine Bescheidenheit und sein Gerechtigkeitssinn. Wenn Röntgen in seine wissenschaftliche Arbeit vertieft war, konnte er sich nur schwer auf andere Menschen einstellen. So sah sich wohl auch seine Frau oftmals ihrem schweigsamen Mann gegenüber, der nicht einmal auf Fragen reagierte. Seine wissenschaftlichen Resultate erarbeitete er mit höchster Ausdauer und Sorgfalt. Er veröffentlichte nichts, was nicht nach allen Seiten abgesichert war. Seine Vorlesungen blieben auch nach seiner großen Entdeckung immer sachlich. 

Seit dem Tod des Vaters (zweifacher Millionär) stiftete er das mit der Verleihung des Nobelpreises verbundene Preisgeld in Höhe von 50.000 Kronen der Universität Würzburg. Ebenso verzichtete Röntgen auf eine Patentierung seines Experimentes, wodurch sein Röntgenapparat schneller Verbreitung fand. Auf Anfrage sagte er der AEG, er sei der Auffassung, dass „seine Erfindungen und Entdeckungen der Allgemeinheit gehören und nicht durch Patente, Lizenzverträge und dergleichen einzelnen Unternehmungen vorbehalten bleiben dürften“. Desgleichen lehnte er das ihm angetragene Adelsprädikat ab.

Erholung fand Conrad Röntgen seit seiner Studienzeit bevorzugt in den Alpen und seit seiner Würzburger Zeit auch bei der Jagd. Von Würzburg aus ging er im Gramschatzer Wald bei Rimpar auf die Jagd. Seine Sommerurlaube verbrachte er oft im Engadin im Ort Pontresina. Nach seinem Umzug nach München erwarb er im Jahr 1904 am südlichen Ortsrand von Weilheim in Oberbayern ein Landhaus, das im Volksmund „Röntgen-Villa“ genannt wurde. Dorthin zog sich Röntgen gern zur Entspannung zurück, ging der Jagd nach und lud andere Jäger und Freunde ein. Noch kurz vor seinem Tod unternahm er Wanderungen in den Schweizer Bergen.

Wilhelm Conrad Röntgen veröffentlichte in seiner Laufbahn 60 wissenschaftliche Arbeiten. Seine erste wissenschaftliche Arbeit verfasste er als 20-Jähriger. Hierbei handelte es sich um ein Chemie-Repetitorium zu einem Standardwerk des Chemie-Professors Jan Willem Gunning. Schon an diesem Werk ist die Fähigkeit Röntgens zu erkennen, vielfältige Fakten klar zu ordnen sowie gut zu schematisieren, um so Verwechslungen auszuschließen.

In vielen seiner Arbeiten beschäftigte sich Röntgen mit den Gebieten der Thermo- und Elektrodynamik, bei der er im Besonderen elektrische Entladungen unter verschiedenen Bedingungen untersuchte. Der Kristallphysik galt aber sein größtes Interesse, weil deren Ästhetik und Schönheit ihn faszinierten.

Leben

27. März 1845. Wilhelm Conrad Röntgen wird in Lennep geboren. Er ist das einzige Kind des Tuchfabrikanten bzw. Tuchhändlers Friedrich Röntgen und dessen Frau Charlotte Constanze, geborene Frowein. 

1848. Aus wirtschaftlichen Gründen zieht die Familie nach Apeldoorn in die Niederlande. Ein weiterer Grund für den Umzug ist wohl, dass die Mutter niederländische Wurzeln hat.

1861 bis 1863. Röntgen besucht die Technische Schule in Utrecht. Dort hat er zwar meist gute Noten, aber sein Fleiß wird in den Zeugnissen als zu mäßig erachtet. Aus disziplinarischen Gründen, weil er irrtümlich für den Urheber einer Karikatur seines Klassenlehrers gehalten wird, verweist man ihn ohne Abschluss von der Schule.
Obwohl er in der Folgezeit Sprachkenntnisse nachholt, besteht er dann nicht die in den Niederlanden mögliche Zulassungsprüfung „examen admissionis“ für die Universität, belegt aber als Gasthörer Kurse in Biologie (Botanik, Zoologie), Mathematik, Physik und Sprachen (Latein, Griechisch) an einer niederländischen Universität.

23. November 1865. Röntgen beginnt an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) als regulärer Student zu studieren. Dies ist möglich, weil am dortigen Polytechnikum eine Aufnahmeprüfung ausschlaggebend ist und nicht der Nachweis eines Abschlusses. 

6. August 1868. Er erhält an der ETH Zürich sein Diplom als Maschinenbauingenieur. In der nachfolgenden Zeit absolviert er bei dem nur sechs Jahre älteren August Kundt ein Aufbaustudium in Physik.

Juni 1869. Röntgen wird er an der Universität Zürich in Physik promoviert, der Titel seiner Arbeit lautet Studien über Gase.

1870. Er begleitet August Kundt als Assistent nach Würzburg und veröffentlicht dort, in den Annalen der Physik und Chemie, seine erste Publikation als Wissenschaftler.

Juli 1870. Er tritt der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft in Würzburg bei.

19. Januar 1872. Röntgen heiratet in Apeldoorn Anna Bertha Ludwig (geb. am 19. Januar 1872), die Tochter eines Gastwirts aus Zürich.

1. April 1872. Er wechselt zusammen mit Kundt, dessen Assistent er ist, an die Universität in Straßburg.

13. März 1873. In Straßburg erwirbt Röntgen seine Habilitation, die ihm die Universität Würzburg zuvor wegen seines fehlenden Abiturs verweigert hat.

Ab 1875. Er wirkt als außerordentlicher Professor für Physik und Mathematik an der Landwirtschaftlichen Akademie Hohenheim bei Stuttgart. 

1876. Auf Wunsch seines früheren akademischen Lehrers und Förderers Kundt erhält Röntgen eine Stelle als außerordentlicher Professor für Physik in Straßburg. Dort erarbeitet er zusammen mit Kundt den Nachweis über die Drehung der Polarisationsebene des Lichtes in Gasen. Dieser Nachweis wurde schon von Michael Faraday und anderen vergeblich gesucht, wobei Röntgen nicht nur den Nachweis erbringt, sondern hierzu auch präzise Messungen vorlegen kann.

1879. Durch seine Berufung auf eine ordentliche Professur in Gießen erhält Röntgen in seiner wissenschaftlichen Laufbahn zum ersten Mal ein festes Gehalt.

1887. Die Röntgens nehmen die sechsjährige Josephine Bertha, die Tochter von Anna Röntgens Bruder Hans Ludwig, in ihren Haushalt auf. Später adoptierten sie das Kind.

31. August 1888. Prinzregent Luitpold ernennt am  Röntgen zum Nachfolger von Friedrich Kohlrausch in Würzburg.

1993. Röntgen wird in Würzburg zum Rektor der Universität gewählt.

8. November 1895. Als Professor an der Universität Würzburg entdeckt Röntgen die so genannten "X-Strahlen". Diese werden später im deutschen Sprachraum und in Polen unter Missachtung des Testaments nach einem Vorschlag des Anatonomen Albert von Kölliker in „Röntgenstrahlen“ umbenannt, während sie im Englischen weiterhin x-rays heißen.
Die Entdeckung geschieht zufällig, als bei einem Experiment mit einer Hittorfröhre ein speziell beschichtetes Papier zu leuchten beginnt. Dieses Leuchten ist aber auch dann noch zu erkennen, als die Entladungsröhre mit dicker schwarzer Pappe umschlossen ist. Es ist jedoch unbekannt, ob es wirklich das geschwärzte Papier ist, das Röntgen zu den X-Strahlen führt, oder ob ein Leuchtschirm in der Nähe steht, auf dem die Strahlung sichtbar wird.

22. Dezember 1895. Röntgen gelingt mit den neu entdeckten X-Strahlen eine Aufnahme von der Hand seiner Frau, bei der die Knochen und der Ehering klar zu erkennen sind.

28. Dezember 1895. Er reicht das Manuskript seiner Arbeit „Über eine neue Art von Strahlen“ beim Sekretär der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft an der Universität Würzburg ein. Es erscheint kurz darauf in englischer, französischer, italienischer und russischer Sprache.

Bis Januar 1896. Röntgen schreibt zwei weitere wissenschaftliche Forschungsberichte zur Entdeckung der "X-Strahlen".

24. Januar 1896. Die erste öffentliche Demonstration der neu entdeckten Strahlen am  in Würzburg ist geprägt von der Schlichtheit und Bescheidenheit Röntgens.
Nie zuvor hat sich die Nachricht von einer wissenschaftlichen Entdeckung so schnell verbreitet wie im Falle der Röntgenstrahlen. Nun ist auch für Laien die Nützlichkeit der „X-Strahlen“ in der Medizin unmittelbar verständlich. Röntgens Entdeckung revolutioniert jedoch nicht nur die medizinische Diagnostik, sondern ermöglicht auch weitere bahnbrechende wissenschaftliche Leistungen des 20. Jahrhunderts.
Bereits im Februar 1896 experimentiert Henri Becquerel, inspiriert durch Röntgen, mit lumineszenten Materialien und stößt dabei zufällig auf die durchdringende Wirkung einer neuen Art von Strahlung. So führt die Entdeckung der Röntgenstrahlen indirekt auch zur Entdeckung der Radioaktivität, für die Becquerel zusammen mit Marie und Pierre Curie 1903 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wird.
Die medizinische Diagnostik ist später das wichtigste Anwendungsgebiet der Röntgenstrahlen. Die Strahlenbelastung kann im Laufe der Zeit immer weiter gesenkt werden, gleichzeitig werden die Aufnahmen immer detailreicher. Durch Verwendung mathematischer Verfahren lassen sich später mit neuen bildgebenden Verfahren wie der Computertomographie dreidimensionale Abbildungen des Körperinneren erstellen.
Röntgenstrahlen helfen aber auch bei der Erforschung des Mikrokosmos (Röntgenmikroskop) und bei der Erforschung des Weltalls (Röntgenastronomie). Weitere wichtige Anwendungsgebiete liegen in der Werkstoffprüfung, wo sich z. B. Fehlstellen in Metallen oder fehlerhafte Schweißnähte mit Hilfe der Röntgentechnik (Durchstrahlungsprüfung) auffinden lassen.

1900. Wilhelm Conrad Röntgen wird die Barnard-Medaille verliehen.

Ab 1. April 1900. Röntgen ist an der Universität München als Professor tätig. Unter seinen akademischen Schülern aus der Münchener Zeit befindet sich der spätere Berliner Professor für Physik Peter Pringsheim (1881–1963).

1901. Röntgen ist der erste Nobelpreisträger für Physik „als Anerkennung des außerordentlichen Verdienstes, das er sich durch die Entdeckung der nach ihm benannten Strahlen erworben hat“.

September 1914. Röntgen ist Mitunterzeichner des Manifestes Aufruf an die Kulturwelt, was er später bedauert.

1918. Er erhält die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule München.

1919. Nach langer und schwerer Krankheit stirbt Röntgens Frau. Im selben Jahr wird er zum Ehrenmitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ernannt. 

1. April 1920. Er wird von seiner Tätigkeit als Professor an der Universität München emeritiert. Durch die Inflation in den Nachkriegsjahren verliert Röntgen große Teile seines beträchtlichen Vermögens. Als Beamter im Ruhestand bekommt er jedoch laufende Pensionszahlungen und muss deshalb keine Not leiden.

10. Februar 1923. Wilhelm Conrad Röntgen stirbt im Alter von 77 Jahren an Darmkrebs in München. Er ist aufgrund seines testamentarischen Wunsches auf dem Alten Friedhof in Gießen begraben, wo bereits Röntgens Eltern ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Entgegen der üblichen Schreibung Conrad ist sein zweiter Vorname in der Inschrift des Grabsteins als Konrad zu lesen. Die Reste seines Vermögens gehen an wohltätige Einrichtungen, darunter an die Armenpflege in Weilheim, wo er ein Landhaus besaß.
Er verfügte außerdem in seinem Testament, dass seine gesamten wissenschaftlichen Aufzeichnungen zu vernichten seien. Diesem Wunsch kommen seine Freunde nach, sodass nur noch wenige Dokumente von Wilhelm Conrad Röntgen existieren.

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Bilder aus Wikimedia Commons
Wilhelm Conrad Röntgen, Lizenz: Public Domain, Urheber: Unbekannt

Quellen