Sonntag, 3. Januar 2016

Sochumi Institut der Physik und Technologie

Rathaus von Sochumi
Das Sochumi Institut der Physik und Technologie (russisch Сухумский физико-технический институт) befand sich ursprünglich in der Nähe von Sochumi, Abchasien. Es entstand nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen des sowjetischen Atombombenprojekts. 

Berühmt wurde es, als dort in den 1950er-Jahren deutsche Wissenschaftler, teils zwangsweise in die Sowjetunion verschleppt, teils auch freiwillig emigriert, zusammen mit sowjetischen Kollegen an Atomspaltungsverfahren zur Entwicklung einer Atombombe arbeiteten.

Nach der Auflösung der Sowjetunion kam es zu einem kriegerischen Konflikt zwischen Abchasien und Georgien. In dessen Folge spaltete sich Abchasien von Georgien ab. Auch das ehemalige Forschungsinstitut Sochumi spaltete sich im Zuge des Konflikts:

Ilia Vekua Sokhumi Institute of Physics and Technology (SIPT)

Teile des Teams und ein Großteil der Materialien wurden daraufhin nach Tiflis, in die Hauptstadt des nun unabhängigen Georgiens, geschafft. 

Das nach Tiflis exilierte Forschungsinstitut trägt heute die offizielle, englische Bezeichnung Ilia Vekua Sokhumi Institute of Physics and Technology SIPT. Es ist benannt nach dem georgischen Mathematiker Ilia Wekua und sieht sich selbst in der Nachfolge des alten Instituts an.

Das Tifliser Institut SIPT versucht mit seinem "Know how" westliche Investoren anzuwerben, die auf hochtechnische Verfahren zurückgreifen können. Außerdem ist es einem von westlichen Staaten geförderten Konversionsprogramm angeschlossen. Der gegenwärtige Direktor des Instituts, Garam Bokutschawa, sprach wiederholt die Vermutung aus, dass in dem in Abchasien verbliebenen "Schwesterinstitut" atomare Materialien verblieben sind, die eventuell Terroristen in die Hände fallen könnten. 

Das SIPT hat nach eigenen Angaben von atomarer Waffentechnik auf die Produktion von Thermobaterien, Hochtemperaturgeneratoren, hitzebeständige Legierungen und Schutzbehälter für radioaktives Material umgestellt. Das Institut musste aus Etatgründen seinen Stab auf 61 Mitarbeiter reduzieren, ein Teil der etwa 100 Entlassenen kamen in den Hochschulen unter.

SFTI

Der in Abchasien zurückgebliebene Teil des Instituts arbeitet bis heute in eigener Regie weiter. Sein Sitz befindet sich am alten Standort des Unternehmens im Schwarzmeerort Agudsera bei Sochumi.

Anatoli Markolija (Direktor des SFTI) dementierte die Behauptungvon Garam Bokutschawa bezüglich atomaren Materialien und versichert, die Materialien seien kontrolliert und unter Verschluss.

Geschichte

1945. In Sinop und Agudzera bei Sochumi werden im Rahmen des sowjetischen Atomprojekts zwei Geheiminstitute gegründet. Die Leiter der beiden Arbeitsgruppen sind zwei prominente deutsche Atomwissenschaftler - Professor Manfred von Ardenne und der Nobelpreisträger in Physik Gustav Ludwig Hertz. Sie haben ein Team aus weiteren berühmten Wissenschaftlern zur Verfügung: Max Steenbeck, Peter Adolf Thiessen, Heinz Barwich, Max Volmer, Werner Schütze, Nikolaus Riehl und Werner Hartmann. 

Die Forscher entwickeln Technologien zum Bau von Atom- und Wasserstoffbomben, außerdem arbeiten sie an Projekten der Plasmaphysik, Festkörperphysik, besondere Formen der Energiegewinnung und der physikalischen Elektronik.

Bilder aus Wikimedia Commons
Rathaus von Sochumi, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, Urheber: Игорь С

Quellen