![]() |
| Eugene Paul Wigner |
Der ungarisch-US-amerikanische Physiker und Nobelpreisträger Eugene Paul Wigner (ungarisch Wigner Jenő Pál) wurde am 17. November 1902 in Budapest geboren († 1. Januar 1995 in Princeton, New Jersey).
Wigner war ein wissenschaftlicher Pionier, der Ende der zwanziger Jahre das Fundament für die Anwendung der Gruppentheorie in der Physik legte. Seine Darstellungstheorie der Poincarégruppe war auch in der Mathematik bahnbrechend. Gemeinsam mit seinem ungarischen Landsmann Leó Szilárd entwickelte er auch die Theorie der atomaren Kettenreaktion und engagierte sich für das US-amerikanische Atombombenprojekt in Los Alamos, da er befürchtete, Hitler würde eine solche Bombe bauen lassen. Im Manhattan-Projekt plante Wigner den Bau des ersten Industrie-Reaktors, der Plutonium als bombentaugliches Material erbrütete. Mit ihm gemeinsam arbeiteten auch Edward Teller und John von Neumann. Die vier Wissenschaftler waren ungarischer Abstammung und wurden wegen ihrer "überirdischen" geistigen Fähigkeiten von ihren US-amerikanischen Kollegen als "Martians" bezeichnet.
Neben zahlreichen Begriffen, die explizit seinen Namen tragen, siehe unten, „generierte“ er implizit zahlreiche fundamentale Techniken auf dem Gesamtgebiet der Theoretischen Physik: So geht u. a. die vielfach benutzte Theorie der Zufallsmatrizen auf ihn zurück, da er die Spektren hochangeregter Atomkerne auf diese Weise beschrieb und nach ihrer Symmetrieeigenschaft in symplektische bzw. unitäre bzw. orthogonale Symmetrieklassen einteilte. Die Theorie erlebte später eine Renaissance im Rahmen der Theorie des Quantenchaos.
Wigner machte sich auch philosophische Gedanken über Physik und ihr Verhältnis zur Mathematik. Sein Aufsatz The unreasonable effectiveness of mathematics in the natural sciences ist sprichwörtlich geworden. Sein Gedankenexperiment Wigners Freund vertritt eine subjektivistische Interpretation der Quantenmechanik.
Die Wigner-Medaille und der Eugene P. Wigner Reactor Physicist Award sind ihm zu Ehren benannt.
Der berühmte Physiker Paul Dirac war mit Wigners Schwester Margit verheiratet.
Eugene Wigner und Alvin Weinberg waren zwei aufeinander folgende Leiter des Oak Ridge National Laboratory (ORNL).
Leben
17. November 1902. Eugene Paul Wigner wird in einer jüdischen Familie der Mittelklasse in Budapest geboren.
1915 bis 1919. Er besucht gemeinsam mit John von Neumann das humanistische Lutheraner-Gymnasium in Budapest. Danach studiert er Chemie-Ingenieurwesen.
1925. Er promoviert an der Technischen Hochschule Berlin bei Michael Polanyi mit der Arbeit "Bildung und Zerfall von Molekülen, Statistische Mechanik und Reaktionsgeschwindigkeit". Hier lernt er unter anderem Albert Einstein und Leó Szilárd kennen. In seiner freien Zeit beschäftigt er sich intensiv mit Physik. Als Besucher der Kolloquien der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ist er bald vertraut mit den aktuellen Fragen der Forschung und entwickelt eine Vorliebe für theoretische Physik.
1926. Er wird zunächst Assistent von Richard Becker an der Technischen Hochschule Berlin, der heutigen Technischen Universität Berlin.
1927. Wigner erhält eine Anfrage von Arnold Sommerfeld, um an der Universität Göttingen als Assistent des bedeutenden Mathematikers David Hilbert zu arbeiten. Dies erweist sich jedoch als eine große Enttäuschung für ihn, weil Hilbert nicht mehr sehr produktiv ist. Wigner forscht dennoch unabhängig und legt den Grundstein für die Theorie der Symmetrien in der Quantenmechanik. In seiner Göttinger Zeit entwickelt er ein Konzept, das später als Wigners D-Matrix bekannt wird. Wigner und Hermann Weyl sind verantwortlich für die Einführung der Gruppentheorie als mathematische Methode in die Quantenmechanik. Diese bekommt 1928 eine allgemein gültige Formulierung in der Veröffentlichung Gruppentheorie und Quantenmechanik, ist aber nicht leicht zu verstehen, besonders bei jüngeren Physikern. Wigners spätere Veröffentlichung von 1931, Group Theory and its Application to Quantum Mechanics of Atomic Spectra, macht Gruppentheorie eher zugänglich für einen größeren Leserkreis.
1928. Wigner kehr nach Berlin zurück, um sich dort an der Technischen Hochschule zu habilitieren.
1930. Er wird zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor für Theoretische Physik ernannt.
Anfang der 1930er Jahre. Wigner geht in die USA.
Ab 1931. Er arbeitet in Princeton.
1933. Wegen seiner jüdischen Herkunft verliert er nach der nationalsozialistischen Machtergreifung seine Position an der TH Berlin und siedelt endgültig in die USA über.
Abgesehen von zwei Jahren 1936/37 als Professor für Physik an der University of Wisconsin verbringt er sein akademisches Leben an der Princeton University als Professor für Mathematik von 1938 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1971.
1937. Er nimmt er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. Zu seinen Schülern in Princeton zählen Frederick Seitz, der spätere Präsident der National Academy of Sciences und der Rockefeller University, sowie John Bardeen, der Erfinder des Transistors und zweifache Nobelpreisträger für Physik.
1956. Mit Gian-Carlo Wick und Arthur Wightman führt er Super-Auswahlregeln und die innere Parität von Elementarteilchen ein.
18. Mai 1960. Wigner wird zusammen mit Szilárd der Atoms for Peace Award verliehen.
1961. Er bekommt die Max-Planck-Medaille.
1963. Er erhält zusammen mit J. Hans D. Jensen und Maria Goeppert-Mayer der Nobelpreis für Physik für seine zahlreichen Beiträge zur Atomphysik, unter anderem für seine Formulierung des Gesetzes der Erhaltung der Parität („für seine Beiträge zur Theorie des Atomkerns und der Elementarteilchen, besonders durch die Entdeckung und Anwendung fundamentaler Symmetrie-Prinzipien“). Der Nobelpreisträger Wigner war beliebt und verehrt wegen seiner bescheidenen und zurückhaltenden Art.
1968. Eugene P. Wigner wird die National Medal of Science verliehen.
1972. Er bekommt den Albert Einstein Award verliehen.
24. November 2005. Nach ihm wird ein Gebäude des Physikalischen Instituts an der Technischen Universität Berlin nach ihm benannt.
19. Juni 2014. Die Stadt Göttingen ehrt ihn mit einer Gedenktafel am Haus Wilhelm-Weber-Straße 22.
Bilder aus Wikimedia Commons
Eugene Paul Wigner, Lizenz: Public Domain, Urheber: Nobel foundation
Quellen
