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| Udo Konstantin Ulfkotte |
Eines von Ulfkottes publizistischen Hauptthemen ist die Warnung vor der von ihm angenommenen Gefahr einer „Islamisierung“ Deutschlands und der Welt.
Ulfkotte begründet seine Auffassung unter anderem mit „selbst erlebten“ und bezeugten Vollstreckungen der Todesstrafe und der körperlichen Verstümmelung nach der Scharia in Saudi-Arabien, der Einteilung der dortigen Gesellschaft in verschiedene Klassen und ganz allgemein mit dem seiner Ansicht nach „menschenverachtenden Weltbild der Muslime". Ulfkotte unterstützt weitgehend die Thesen Thilo Sarrazins zu Migrationsproblemen und kulturellen Eigenheiten des Islams.
Werdegang
20. Januar 1960. Ulfkotte wird im westfälischen Lippstadt geboren und wächst in Dorsten und Warburg auf.
1978. Er macht das Abitur am Gymnasium Marianum in Warburg. Danach studiert er an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Politikwissenschaft sowie Kriminologie und Islamkunde und verbringt einen Studienaufenthalt an der Universität London. Bereits während seines Studiums ist er Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung.
1986. Ulfkotte wird in Freiburg mit einer von Dieter Oberndörfer betreuten Dissertation über Kontinuität und Wandel amerikanischer und sowjetischer Politik in Nah- und Mittelost 1967 bis 1980 zum Dr. phil. promoviert.
Oktober 1986. Er wird Mitglied der politischen Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Dort gehört er bis 2003 Ressort Außenpolitik an. Besonders beschäftigt er sich zu der Zeit mit Afrika, den arabischen Staaten und den Vereinten Nationen beschäftigte.
1986 bis 1998. Ulfkotte lebt nach eigenen Angaben überwiegend in islamischen Ländern (u. a. Irak, Iran, Afghanistan, Saudi-Arabien, Oman, Vereinigte Arabische Emirate, Ägypten und Jordanien) und bereist über sechzig Staaten. Diese Aufenthalte sollen sein Islambild mitgeprägt haben. In einem Fernsehinterview gibt er an, in dieser Zeit zum Islam konvertiert zu sein; heute versteht er sich als wiedergeborener Christ.
1996. Seine Haltung zur Verantwortlichkeit des Ölkonzerns Shell für Umweltzerstörungen im Niger-Delta wird zum Politikum. Mit Artikeln wie Die Legende von der Umweltkatastrophe am Niger, in denen Ulfkotte die Existenz weiträumiger Umweltschäden in Abrede stellt und Aussagen des nigerianischen Aktivisten Ken Saro-Wiwa relativiert, zieht sich der Autor Kritik von Umweltschützern und Menschenrechtlern zu. Ulfkotte wird in diesem Zusammenhang die Teilnahme an einer von der Shell organisierten und finanzierten Journalistenreise vorgeworfen, wobei er das Sponsoring durch Shell in seinen Artikeln verschwiegen hatte. Die Berichterstattung Ulfkottes in der FAZ fiel shellfreundlich aus.
1997. Karl Rössel schreibt in der Zeitschrift Konkret, Ulfkotte wäre „geschmiert“ worden und seine Zeitung habe sich für Shell prostituiert. Die FAZ und Ulfkotte klagten auf Unterlassung dieser beiden Aussagen. Das Kölner Landgericht wertet Rössels Behauptung jedoch nicht als Schmähkritik, sondern als zulässige Meinungsäußerung.
1999 bis 2003. Er gehört dem Planungsstab der Konrad-Adenauer-Stiftung an und ist Referent der Bundesakademie für Sicherheitspolitik.
1999 bis 2007. Ulfkotte lehrt Sicherheitsmanagement im Fachbereich Betriebswirtschaft an der Universität Lüneburg.
2001. Ulfkottes fiktionaler Roman Gencode J. handelt von einem als rassistisch gezeichneten Geheimdienstchef des Mossad, der sich aus dem israelischen Biowaffen-Forschungszentrum Nes Tsiona genetisch veränderte Pesterreger beschafft, von denen er annimmt, dass sie alle Menschen, mit Ausnahme der Kohanim, innerhalb weniger Stunden töten. Er lässt die Erreger in der Londoner U-Bahn und auf dem Flughafen Heathrow von Gehilfen freisetzen, organisiert ein Attentat auf den Felsendom und lenkt den Verdacht auf Osama bin Laden. Daraufhin kommt es in islamischen Ländern zu Unruhen.
Jörg Lau bezeichnet den Roman in seinem Blog als „Revolverpistole [sic!] nach dem Muster der Weisen von Zion“, aus der Feder eines „höchst schillernden Dr. Seltsam“.
2003. Ulfkotte verfasst das umstrittene Buch "Der Krieg in unseren Städten" das für das Weltbild des islamfeindlichen Weblogs Politically Incorrect (PI) als Bestätigung der eigenen Annahmen einer Überfremdung Deutschlands durch gewaltbereite Muslime dient.
2003. Ulfkotte verfasst das umstrittene Buch "Der Krieg in unseren Städten" das für das Weltbild des islamfeindlichen Weblogs Politically Incorrect (PI) als Bestätigung der eigenen Annahmen einer Überfremdung Deutschlands durch gewaltbereite Muslime dient.
2004. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main durchsucht die Privat- und Büroräume des Journalisten wegen „Verdachts auf Anstiftung zum Verrat von Dienstgeheimnissen“. Ulfkotte soll über Staatsschutzverfahren Bescheid gewusst haben, bevor diese öffentlich bekannt wurden. Der Autor dementiert Bestechungsvorwürfe und bezeichnet die Verdächtigung als politisch motiviert. Der Deutsche Journalisten-Verband äußert sich zurückhaltend kritisch zu der Maßnahme: „Wenn es darum gehen sollte, in Zeiten weit verbreiteter Angst vor Terror einen Journalisten mundtot zu machen, müsste dagegen massiv protestiert werden“ (DJV-Pressesprecher Hendrik Zörner). Aus Mangel an Beweisen wird das Verfahren 2005 eingestellt.
Juni 2005 bis Juni 2006. Er ist Chefkorrespondent der Zeitschrift Park Avenue des Hamburger Verlags Gruner + Jahr.
2006. Ulfkotte ist Mitbegründer des rechtspopulistischen Vereins Bürgerbewegung Pax Europa.
2007. Bei der Wahl zur Bremischen Bürgerschaft 2007 unterstützt er die rechtspopulistische Wählervereinigung Bürger in Wut und tritt dieser im Juni 2007 bei.
2008. Er tritt aus dem Verein Pax Europa (lt. eigenen Angaben) wegen dem „zunehmend extremistischen Kurs“ wieder aus. Vor der Hamburger Bürgerschaftswahl 2008 wird bekannt gegeben, dass Ulfkotte als parteiloser Kandidat auf Listenplatz 2 hinter dem Parteivorsitzenden Dirk Nockemann stünde, zur Wahl tritt er aber nicht an.
Das Springerblättchen "Die Welt" berichtet in diesem Jahr von Morddrohungen im Internet gegen Ulfkotte und seine Frau im Zusammenhang mit einem auf YouTube eingestellten antiislamischen Video, das nicht von Ulfkottes stammte, ihnen jedoch fälschlich zugeschrieben wurde.
Ulfkotte hat mehrere Bücher zu den Themen Nachrichtendienste, Medienkritik und Islamismus geschrieben. Ebenfalls seit diesem Jahr erscheinen seine Titel beim Kopp Verlag, der Verschwörungstheorien, Esoterik und Pseudowissenschaften publiziert. Dort ist er auch regelmäßiger Autor des Internetportals.
2011. Der Journalist und Publizist Patrick Bahners beschäftigte sich 2011 in seinem Buch Die Panikmacher: Die deutsche Angst vor dem Islam in einer Einzelanalyse auch mit Ulfkotte, den er einer Gruppe intellektueller Islamkritiker zurechnet, die als „wutbürgerliche Panikmacher Menschen muslimischen Glaubens denunzieren und stigmatisieren“, und zu der er unter anderem auch Henryk M. Broder, Necla Kelek, Thilo Sarrazin und Ayaan Hirsi Ali zählt.
2014. Ulfkottes Buch "Gekaufte Journalisten. Wie Politiker, Geheimdienste und Hochfinanz Deutschlands Massenmedien lenken" ist laut Angaben des Kopp-Verlags der erste von drei geplanten Bänden zum Thema Medienmanipulation. In dem Buch gibt Ulfkotte Beispiele für die Korruption namentlich genannter Journalisten durch Bestechung und Begünstigung. Dabei schildert er seine eigenen Verstrickungen und seinen immer tiefer in Abhängigkeiten führenden Abstieg und verurteilt sich selbst: „Ich selbst, der Autor dieses Buches, war ein Täter. Rückblickend war ich korrupt, habe manipuliert und desinformiert.“ Er kritisiert an den Medien unter anderem, wie Meldungen von Nachrichtenagenturen ohne eigene Recherche übernommen werden, und sieht einen Mechanismus der Schweigespirale. Dabei bezieht er seine eigenen Thesen zur Migrations-, Sozial- und europäischen Geldpolitik ein. Er beschreibt des Weiteren Methoden der Beeinflussung von Journalisten durch geldwerte Vorteile oder zusätzliche Einnahmen.
Rezeption und Kritik
- Der Medienjournalist Stefan Niggemeier kritisiert an der Publikation Ulfkottes „Übertreibungen, Verdrehungen und Unwahrheiten“, die er einem eingehenden Faktencheck unterzieht: „Tatsächliche journalistische Skandale und zweifelhafte Praktiken werden von ihm zu Überlebensgröße aufgeblasen und mit dem übelsten Geruch versehen. Ein anderer Teil ist schlicht und nachweisbar falsch.“ Andere Autoren, deren Erkenntnisse Ulfkotte zusammenstelle, hätten journalistisches Versagen und systematische Missstände aufgedeckt, Ulfkotte baue darauf jedoch unseriöse Theorien auf. Bei aller durchaus berechtigten Kritik am Zustand des deutschen Journalismus sei Ulfkotte somit weder ein verlässlicher Zeuge noch ein brauchbarer Chronist.
- Albrecht Müller von den Nachdenkseiten stellt nützliche Anteile der Publikation fest: Ulfkotte beschere dem Leser ein „Kompendium von interessanten Informationen zu Kommunikationskampagnen der NATO, der USA, der verschiedenen Geheimdienste, reicher Leute wie George Soros und der erwähnten Netzwerke der Alpha-Journalisten Joffe (Die Zeit), Frankenberger (FAZ), Kornelius (SZ) und anderer mehr“, verweist jedoch darauf, dass diese Erkenntnisse bereits unter anderem in der Forschungsarbeit von Uwe Krüger enthalten und keine neue Recherche seien. Die Darstellung der Käuflichkeit von Journalisten, einschließlich seiner eigenen, sei lesenswert. Insgesamt sei das Buch aber enttäuschend, weil widersprüchlich und in seinen Bewertungen irreführend. Ulfkotte plappere z.B. die in Publikationen der Springer- und anderen konservativen Medien verbreitete These nach, die SPD habe einen hochwirksamen Medienkonzern zusammengeschweißt. Statt außerdem auf naheliegende Fälle politischer Korruption einzugehen, reite er sein Steckenpferd gegen den Euro.
- Ulrich Teusch kommt im SWR im Gespräch mit Wolfram Wessels zu dem Schluss, das Buch Ulfkottes sei trotz aller berechtigten Vorbehalte gegenüber Autor und Verlag lesenswert, zum einen wegen der namentlichen Kritik an der Korruption renommierter Alpha-Journalisten wie Josef Joffe, Klaus-Dieter Frankenberger, Günther Nonnenmacher, Stefan Kornelius, Jochen Bittner, aber auch wegen der eindrücklichen Darstellung der Käuflichkeit von Journalisten, der Einflussnahme des BND und des Einflusses von Think Tanks auf die Berichterstattung. Ulfkotte übertreibe jedoch seine Kritik ins Grundsätzliche hinein. Medien leisteten immer noch wichtige und spektakuläre Aufklärungsarbeit; außerdem stütze Ulfkotte sich zu großen Teilen selbst auf Medien-Berichte. Das Buch sei provokativ überzeichnet, aber diskutabel.
- Der ehemalige Kollege Ulfkottes und langjährige Mitarbeiter der FAZ, Klaus Peter Krause, charakterisiert in seiner Rezension allgemeine Vorzüge und Schwächen des Buches, relativiert aber den „alarmistischen“ journalistischen Titel und Stil wie auch die Veröffentlichung beim umstrittenen Kopp Verlag. Seine Darstellung schließt eher resignativ mit der Voraussage: „Der Ablauf nach solchen Darstellungen hat sich eingespielt: Erst Aufregung, Empörung, Leugnen, Widerspruch, die eine oder andere gerichtliche Klage, dann Rückkehr zur Tagesordnung. So wird es wohl auch jetzt kommen. Der Hund bellt, die Medien-Karawane zieht weiter.“
- In der Epoch Times werden die Enthüllungen Ulfkottes besonders hinsichtlich der Manipulation der politischen Meinung durch Institutionen der USA gelobt. Er enttarne ein elitäres Netzwerk von Lobbyisten. „Seinen Recherchen folgend verfolgt die US-amerikanische Regierung klare Ziele, zu denen auch ein Kalter Krieg gehört. Dazu werden unsere Leitmedien als Verbündete gebraucht.“
7. März 2014. Wolfgang Benz vergleicht die Argumentationsstrukturen Ulfkottes mit denen des Antisemitismus des 19. Jahrhunderts. Seiner Auffassung nach bestehen Übereinstimmungen hinsichtlich Unterwanderungs- und Überwältigungsfantasien, der Konzentration auf einseitig interpretierte religiöse Texte, um eine „schlechte Sittenlehre“ zu postulieren, und hinsichtlich der Annahme einer Weltverschwörung.
22. Dezember 2014. Ulfkotte hält eine Rede auf der sogenannten BOGIDA-Demonstration, einem Ableger des rechtspopulistischen bis rechtsextremen deutschen Demonstrationsbündnisses "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (PEGIDA), der von Melanie Dittmer (Pro NRW und Ex-Funktionärin der NPD-Jugendorganisation JN) angemeldet wurde.
13. Januar 2017. Udo Ulfkotte stirbt an einem Herzinfarkt.
Bilder aus Wikimedia Commons
Udo Konstantin Ulfkotte, Lizenz: Creative-Commons „Namensnennung 2.0 generisch“ (US-amerikanisch), Urheber: Christliches Medienmagazin pro
Quellen
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