Sonntag, 9. November 2014

Atomkraftwerk Fangchenggang

Das chinesische Atomkraftwerk Fangchenggang (chinesisch 防城港核电站, auch bekannt als Kernkraftwerk Bailong und Kernkraftwerk Hongsha, Bedeutung von „Fangchenggang“ (防城港) aus dem Chinesischen für „Schutzstadthafen“, zusammengesetzt aus „Fang“ (防) für „Schutz/Verteidigung“, „Cheng“ (城) für „Stadt“ und „Gang“ (港) für „Hafen/Port“) befindet sich im autonomen Gebiet Guangxi auf der Halbinsel Jiangshan. Es ist bisher einzige Atomkraftwerk an der Beibu-Bucht.

Der Standort wurde vom Jiangsu Geology and Mineral Exploration Bureau auf die Eignung geologisch untersucht. Zwar wurden um den Standort in der Beibu-Bucht sechs Verwerfungen gefunden die nicht mehr als 20 Meter unter dem Meeresboden liegen, allerdings schien der Standort trotz allem geeignet.

Das AKW soll insgesamt 6 Blöcke bekommen. Die Blöcke 1 und 2 sind derzeit im Bau. Für die Blöcke 3 und 4 sind Druckwasserreaktoren (DWR/PWR) der Baulinie ACC1000 mit einer elektrischen Bruttoleistung von jeweils 1100 MWe und einer elektrischen Nettoleistung von jeweils 1000 MWe geplant. Die Blöcke 5 und 6 sollen jeweils einen Druckwasserreakto der Baulinie CAP1000 mit einer elektrischen Bruttoleistung von jeweils 1250 MWe und jeweils einer elektrischen Nettoleistung von 1000 MWe bekommen.

Eigentümer und Betreiber des Kernkraftwerks Fangchenggang ist die Guangxi Fangchenggang Nuclear Power Company Limited. Die Guangxi Fangchenggang Nuclear Power Company Limited ist ein Gemeinschaftsunternehmen von mehreren Unternehmen, dessen Anteile sich wie folgt aufteilten:

  • 40 % - China General Nuclear Power Holding Company (offiziell Eigentümer)
  • 40 % - China Power Investment Corporation
  • 20 % - Guangxi Investment Group Company Limited

Da sich die China Power Investment Corporation letztlich nicht an dem Werk beteiligte, änderten sich die Anteile auf folgende Anteilseigener:

  • 61 % - China General Nuclear Power Holding Company (Mehrheitseigentümer)
  • 39 % - Guangxi Investment Group Company Limited


Geschichte

2005. Die ersten Planungen für ein Atomkraftwerk bei Fangchenggang wegen veröffentlicht. Man sieht vor das als Kernkraftwerk Bailong geführte Projekt in zwei Abschnitten zu errichten. Der erste Abschnitt soll aus zwei 1000 MW starken Reaktoren bestehen, der zweite Abschnitt aus vier Reaktoren der gleichen Leistungsklasse, sodass das Werk insgesamt eine Kapazität von 6000 MW aufweisen würde.

25. Dezember 2006. Die China Guangdong Nuclear Power Holding Company eröffnet das Erschließungsbüro für das Atomkraftwerk. Allerdings gibt es zu diesem Zeitpunkt bereits die Option anstatt in zwei Bauabschnitten das Atomkraftwerk in drei Bauabschnitten mit je zwei 1000 MW starken Blöcke zu errichten. Aufgrund des schnell steigenden Energiebedarfs werden seitens Thu Juns (Sekretär des Stadtkomitees der Stadt Fangchenggang) alle Schritte zum schnellen Vollzug des Baus eingeleitet, um noch innerhalb des elften Fünfjahresplan zwischen 2006 und 2010 mit dem Bau zu beginnen.

11. Oktober 2008. Das National Development Reform Committee genehmigt den Vollzug für die Standorterschließung des ab diesem Zeitpunkt als Atomkraftwerk Fangchenggang bzw. Atomkraftwerk Hongsha geführten Werkes. Finanziert werden soll es zu 61 % von der China Guangdong Nuclear Power Group, die verbleibenden 39 % von der Guangxi Investment Group Company. 100 % sind in diesem Fall 70 Milliarden Yuan, die für das Atomkraftwerk zur Verfügung gestellt werden. Die Kosten für die erste Baustufe werden auf rund 25 Milliarden Yuan geschätzt. Nach den derzeitigen Planungen sollen die beiden Blöcke bereits gegen Ende 2009 in Bau gehen.

20. Dezember 2008. Der Standort wird mit einer feierlichen Zeremonie auf dem Gelände des zukünftigen Atomkraftwerks eingeweiht.

Ende März 2009. Es wird damit begonnen, die Berge Gaoshan und Duling abzutragen und das Gelände zu ebenen. Jeden Tag werden zwischen 13.000 und 14.000 Kubikmeter Erde abgetragen.

21. Juli 2009. Die China Guangdong Nuclear Power Company bestellt neben Aufträgen für andere Atomkraftwerke die Dieselgeneratoren für die ersten beiden Blöcke bei Shaanxi Diesel Engine Heavy Industry Coompany Limited.

31. August 2009 bis 1. September 2009. Das Gelände wird evaluiert. Danach genehmigt die National Nuclear Safety Administration den Aushub der Baugrube für den ersten Block.

Oktober 2009. Qian Zhiming (Präsident der China Guangdong Nuclear Power Company) gibt bekannt, dass man mit dem Bau des ersten Blocks noch Ende 2009 beginnen wolle. Er soll im Jahr 2014 in Betrieb gehen.

2010. Der erste Block soll nach derzeitigen Planungen im Jahr 2015 in Betrieb gehen. Block 2 im Jahr 2016.

9. April 2010. Die China Guangdong Nuclear Power Corporation schließt bei Ping An Insurance eine Versicherung für das Werk ab. Eine derartige Versicherung existiert neben Fangchenggang sonst nur für das baugleiche Atomkraftwerk Ningde, dass ebenfalls mit Reaktoren vom Typ CPR-1000 ausgestattet wurde.

16. April 2010. Seitens  der National Nuclear Safety Administration wird der Umweltverträglichkeitsbericht für die ersten beiden Blöcke des Kernkraftwerks akzeptiert. Das Expertengremium gibt bekannt, dass das Werk allen Anforderungen für die Umweltverträglichkeit erfüllt.

6. bis 7. Mai 2010. Die geleisteten Vorarbeiten werden von der National Nuclear Safety Administration sicherheitstechnisch überprüft und abgenommen bevor der erste Beton gegossen wird.

11. Mai 2010. Zwischen der China Nuclear Power Engineering Company und der Shanghai Electric Power Construction Company   wird der Bauvertrag zum Bau der konventionellen Anlagen unterzeichnet. Noch am gleichen Tag wird für die konventionelle Anlageninsel der erste Beton an den Blöcken 1 und 2 gegossen.

8. Juni 2010. Nanfang Ventialtor wird damit beauftragt die Abluftsysteme der Blöcke zu liefern. Der Vertrag hat ein Kostenvolumen von 317.250.824 Yuan, beinhaltet allerdings noch vier weitere Systeme für die baugleichen Blöcke des Kernkraftwerks Yangjiang.

Anfang Juli 2010. Es wird angekündigt, dass das Atomkraftwerk Ende des Monats in Bau gehen wird.

16. Juli 2010. Seitens des Staatsrats der Volksrepublik China wird offiziell das Atomkraftwerks-Bauprogramm für die Provinz Guangxi genehmigt, gefolgt von der Aushändigung der Baugenehmigung für das Atomkraftwerk an die China Guangdong Nuclear Power Company durch die National Nuclear Safety Administration. Damit darf allerdings nur der Bau des ersten Blocks mit dem Reaktorabschnitt offiziell beginnen.

30. Juli 2010. Offizieller Baubeginn von Block 1. Mit einer feierlichen Zeremonie wird der erste Beton am ersten Block gegossen. Er bekommt einen Druckwasserreaktor der Baulinie CPR-1000 mit einer elektrischen Bruttoleistung von 1080 MWe und einer elektrischen Nettoleistung vom 1000 MWe. Die thermische Leistung beträgt 2905 MWth.

4. August 2010. Von acht Banken werden Kredite in Höhe von 18,9 Mrd. Yuan für den Bau des AKWs zur Verfügung gestellt. Dabei die  China Construction Bank, China Development Bank und der Industrial and Commercial Bank of China.

16. September 2010. Um die Arbeiten auf der Baustelle besser zu überwachen wird eine Absichtserklärung zwischen der China Guangdong Nuclear Power Engineering Company und dem Inspektion- und Quarantänebüro der Autonomen Republik Guangxi am 16. September 2010 unterzeichnet. Diese Absichtserklärung sieht vor, dass von dem Büro die atomaren und sicherheitsrelevanten Gebäudeteile geprüft und überwacht werden dürfen.

18. November 2010. Es folgt eine Auftragsvergabe an die Mitsubishi Electric Corporation, die für die beiden Blöcke das Leittechniksystem liefern soll. Das Leittechniksystem umfasst neben den Schaltwarten auch die elektrischen Sicherheitssysteme und die dazugehörige Software.

10. Dezember 2010. China produziert erstmals die U-förmigen Rohre für die Dampferzeuger eines Atomkraftwerkes selbst. Sie sind für den ersten Block des Atomkraftwerk Fangchenggang bestimmt.

16. bis 17. Dezember 2010. Die National Nuclear Safety Administration absolviert auf der Baustelle die Routineinspektion der Armierungen des zweiten Blocks vor dem Gießen des ersten Betons. Die Inspektoren geben im Anschluss die Erlaubnis, den ersten Beton zu gießen.

23. Dezember 2010. Baubeginn Block 2. Er bekommt einen Druckwasserreaktor der Baulinie CPR-1000 mit einer elektrischen Bruttoleistung von 1080 MWe und einer elektrischen Nettoleistung vom 1000 MWe. Die thermische Leistung beträgt 2905 MWth.

11. März 2011. Beginn der Katastrophe von Fukushima.

8. August 2011.  Mit der China Nuclear Power Engineering Company Limited wird der Bauvertrag für die konventionelle Insel der ersten beiden Blöcke unterzeichnet.

Bis Dezember 2011. Das Containment des ersten Blocks konnte weitestgehend gegossen werden, sodass der Block bereit zum Aufsetzen der Kuppel ist. Die bisher verrichteten Arbeiten verschlangen insgesamt 9,067 Milliarden Yuan.

28. Dezember 2011. Aufgrund des starken Strommangels im Autonomen Gebiet Guangxi wird befohlen den Bau des Atomkraftwerks Fangchenggang zu beschleunigen. Zudem soll laut dem Beschluss mit den Vorarbeiten für die weiteren Blöcke beginnen werden. Einen Zeitplan dazu gibt es jedoch nicht.

Bis Ende Februar 2012. Die Geschwindigkeit des Bauvollzugs kann erhöht werden, sodass rund 99 % der angestrebten Arbeiten erfüllt werden können. Die Arbeiten am Reaktorgebäude des ersten Blocks sind zu diesem Zeitpunkt rund 79 % abgeschlossen, die Installation von Komponenten zu 8 % und die konventionellen Einrichtungen des ersten Blocks sind zu rund 65 % vollständig.

April 2012. Wegen der Katastrophe von Fukushima wurde ein Neubauverbot für Atomreaktoren der zweiten Generation erlassen. Daher wurde das Projekt für die Blöcke 3 und 4 auf Reaktoren der dritten Generation vom Typ ACPR-1000 abgeändert. Der dritte und vierte Block sollen zusammen das Referenzwerk für das Angebot der China Guangdong Nuclear Power Company in der Ausschreibung zum Kernkraftwerk Sinop bilden. Das Angebot verliert allerdings.

13. April 2012. Die Kuppel des Reaktorgebäudes kann auf das Containment gesetzt werden, rund 17 Tage vor dem Zeitplan.

17. Juli 2013. Der erste Dampferzeuger im ersten Block wird installiert.

27. August 2013. Der Reaktordruckbehälter des ersten Blocks wird installiert.

Januar 2014. Im Jahr 2011 wurde die Entscheidung, den ACPR-1000 und den ACP1000 in einem einheitlichen und gemeinsamen Design zusammenzuführen, wird auf Basis des ACP1000 der ACC1000 (Projektname „Hualong-1“, chinesisch 华龙一号) getroffen und als Reaktordesign für Fangchenggang 3 und 4 bestimmt, sowie für die Blöcke 5 und 6 des Atomkraftwerks Fuqing. Während die Technologie selbst aus China stammt, werden in Reaktoren dieser Linie Kontrollsysteme von Siemens und Areva eingesetzt. Die Blöcke 5 und 6 werden dagegen mit Reaktoren des Typs CAP1000 ausgestattet werden und womöglich vor Block 3 und 4 errichtet werden.

26. Juli 2014. In Block 1 wird mit Kaltversuchen begonnen und damit der erste Schritt zur Inbetriebnahme gemacht.

Atomkraftwerke in China
CEFRCangjiangDaya Wan, Fangchenggang, Fangjiashan, Fuqing, Hayang, Hongyanhe, Ling'ao, Ningde, Qinshan, Sanmen, Shidaowan, Taishan, Tianwan, Yangjiang

Quellen